Es muss nicht immer die Playstation sein, nein, ein multifunktionaler Spieletisch ist derzeit das Lieblingsfreizeit-Gerät der ÖSV-Adler in ihrer Unterkunft in Alta Vista.
“Ich habe den Morgi beim Tischtennis und beim Billard geschlagen und so habe ich den Tag noch gerettet”, erzählte Loitzl, der nach seinem ersten Trainingstag unzufrieden gewesen war. “Das sind Möglichkeiten, dass wir nebenbei ein bisschen Spaß haben.”
Cheftrainer Alexander Pointner traute seinen Augen nicht, als er am Donnerstag um 08.00 Uhr zum Frühstück kam. “Wir haben abseits der Schanze fast ein bisserl einen sommer-olympischen Flair. Beim Frühstück sind schon die heißesten Tischtennisspiele im Gang gewesen. Ein gewisser Herr Morgenstern hat gegen Herrn Loitzl gespielt und es waren schon heftige Diskussionen, ob das fair vonstatten gegangen ist”, amüsierte sich Pointner über den Ehrgeiz der beiden. “Der Schlager (Werner-Anm.) hätte eine Gaude mit uns.”
Ein anderer Werner sorgt für das leibliche Wohl der Springer. Normalerweise ist er hauptsächlich der Fahrer der Adler mit dem Aufsehen erregenden Tourbus. Doch nun wurde er kurzfristig als Olympia-Koch nach Kanada geholt. “Werner hat gesagt, dass er mit dem Fleischhauer in Whistler schon einen ganz guten Draht hat, weil er schon ein paar Mal dort war”, erzählte Loitzl.
Die Springer genießen also das Außenquartier, das ihnen vom ÖOC kurzfristig zugestanden worden war. Cheftrainer Alexander Pointner war dankbar für die Flexibilität der ÖOC-Führung, nun kann das eingespielte Team samt Servicetechniker, der auch für die Sprunganzüge zuständig ist, und dem gesamten, weltcuperprobten Kernteam zusammenwohnen. Weil es wegen der benötigten Akkreditierungen Engpässe gegeben hat, hatte sogar der Nordische Direktor Toni Innauer auf eine pünktliche Anreise verzichtet. Der Vorarlberger kommt erst in der zweiten Olympiawoche nach Kanada, wenn schon ein paar Akkreditierungen anderer Sportarten frei geworden sind.
Den Vertrauensvorschuss für die Springer, die das Privileg eines nach den Dopingrazzien von Turin eigentlich verpönten Außenquartiers erhalten haben, wissen Pointner und Co. zu schätzen. “Wir werden verantwortungsvoll mit der Geschichte umgehen.” Eventuelle Razzien fürchtet Pointner nicht. “Wir können schon unter Beobachtung stehen, wir haben nichts zu verbergen.”
Dopingkontrollen sind für seine Springer ohnehin an der Tagesordnung. “Die gibt es häufig, egal ob zu Hause, an Stützpunkten oder auf Trainingskursen. Jeder Athlet muss sagen, wo er die 24 Stunden am Tag ist.” Und muss auch jede Änderung des Tagesplans, auch wenn er nur am Abend kurzfristig ausgehen will, bekanntgeben. “Da gibt es eine SMS-Nummer und man muss einer FIS-Dame genau sagen, wo man hingeht. Bei den Spielen haben wir beim Eingang eine Liste. Wenn man das Haus verlässt, schreibt man auf, wohin man geht.” Doch zum Fortgehen bleibt ohnehin wenig Zeit. Zu fokussiert sind die Athleten auf ihre olympischen Träume.