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Lohnrunde im Banne der Inflation

Schwarzach - Mit der höchsten Lohnforderung seit 16 Jahren, nämlich „7 bis 8 Prozent“, geht die deutsche IG Metall in die diesjährige Herbstlohnrunde.

„Wenn die Gewinne der Metall-Unternehmen von 2003 bis 2007 um 220, die Einkommen der dort Beschäftigten aber nur um 8,7 Prozent zulegten, gilt es eine ,Gerechtigkeitslücke’ zu schließen“, so IG-Tarifpolitikerin Helga Schwitzer. Im Vergleich dazu dürfte es in Wien um vieles moderater zur Sache gehen.

Zwar hat vorgestern auch der Präsident der österreichischen Industriellenvereinigung Dr. Veit Sorger angekündigt, „andere Formen“ als nur Inflation und Produktivität für das Ausmaß der Lohnerhöhung heranziehen zu wollen. „Einmalzahlungen sind besser als überdimensionierte Lohnerhöhungen“, deponierte der Industriellen-Chef seine Devise für die Lohnfindung im Alpenland, denn ein Lohnabschluss müsse „nach der wirtschaftlichen Situation der einzelnen Betriebe differenzieren“ (Sorger).

„Das hat er letztes Jahr schon getan und wir werden uns auch heuer dem nicht verschließen“, erklärte dazu auf unsere Anfrage ÖGB-Landeschef und Metaller-Arbeitnehmerverhandler Norbert Loacker. Zur Erinnerung: Neben dem regulären Abschluss von 3,5 Prozent mussten Arbeitgeber, die keinen Gewinn schrieben, auch keine Einmalzahlung leisten. Bis zu einem EBIT von 6 Prozent wurden 150, bei über 6 Prozent Gewinn 200 Euro Einmalzahlung fällig. Loacker: „Für eine ausgewogene Mischung von Lohnerhöhung und Einmalzahlung sind wir auch diesmal zu haben. Auf keinen Fall in Frage käme Einmalzahlung statt Lohnerhöhung: Oder verkennt Sorger die Bedeutung von angemessener Kaufkraft in Arbeitnehmerhand, will er uns lohnmäßig senkrecht nach unten fallen sehen?“ Ebenfalls entscheidend für Loacker: Dass „das, was der Arbeitgeber herausrückt, nicht bei Finanzminister Molterer landet“. Wie gewaltig Molterer aufgrund der Steuerprogression bei jeder Lohnrunde „mitschneidet“, ohne einen Finger dafür zu rühren, verdeutlicht das Rechenbeispiel zur letztjährigen Lohnrunde auf Basis dreier angenommener Metaller-Bruttomonatseinkommen (1700, 2500, 3400 Euro).

„Es wird heuer und wohl auch künftig ein Nebeneinander von prozentueller Lohnerhöhung und von Einmalzahlung in Betrieben mit (sehr) guter Ertragslage geben. Wie diese beiden Komponenten gewichtet sind, also z. B. mehr prozentuale Anhebung wegen der aktuell hohen Inflation und weniger Einmalleistung oder doch umgekehrt, ist Sache der Verhandlungen“, erklärte dazu DI Christoph Hinteregger, einer der Metall-Chefverhandler auf Arbeitgeberseite. Im Hinblick auf Österreichs Rekordinflation und -lebenshaltungskosten spricht er sich heuer „für eine Inflationsabgeltung als Leitplanke der prozentuellen Erhöhung“ aus. Im Hinblick auf die Einmalzahlung dürfe „nicht passieren, dass Unternehmen mit argen Problemen, die wegen Konkurrenzdrucks auf Preissteigerungen sitzen bleiben, durch blendend verdienende Firmen z. B. der Stahl- oder Ölbranche bestraft werden“. Von der neuen Regierung fordert er, dass Einmalzahlungen „spürbar steuerbegünstigt werden, zumal wenn man sie für die 3. Säule (betriebliche Altersvorsorge) verwendet“ (Hinteregger).

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