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Ländle-Arbeitsstiftung: Existenz und Sinn stiften

Schwarzach - Rund 150 Neuzugänge zeichnen sich für die „Arbeitsstiftung 2000 Vorarlberg“ ab, nachdem die indische Oswal-Gruppe die andere Belegschaftshälfte der insolventen F. M. Hämmerle Textil GmbH zu übernehmen ankündigte.

Betroffene Hämmerle-MitarbeiterInnen können sich, je nach Alter, drei bis vier Jahre sozusagen „im Schutz der Stiftung“ beruflich neu orientieren und qualifizieren, ihre Chancen für das Leben danach stehen so schlecht nicht.

Dazu der stv. Vorarlberger AMS-Chef Mag. Kurt Sageder auf unsere Anfrage: „In diese Arbeitsstiftung, die 2002 eine neue Trägerschaft mit Land, jeweiliger Standortgemeinde, AMS und jeweiliger Arbeitgeberfirma erhielt, traten seit damals 513 Personen ein, die aus verschiedensten Gründen – Schließung, Produktionsauslagerung, Redimensionierung ihrer Firma – ihre Arbeit verloren hatten. Als Stiftungs-Co-Financier nicht dabei waren Degerdon, Frener Fensterbau und Wolff Hard, da diese ja zuvor zahlungsunfähig geworden waren. Von den 513 in die Stiftung Eingetretenen nahmen 237 wieder eine Arbeit auf dem regulären Arbeitsmarkt auf“, bilanzierte Sageder die Effizienz dieser Auffang-, Betreuungs- und Qualifikationseinrichtung. Wie sich die restlichen 276 verteilen, zeigt die kleine Tabelle.

Von welchen Unternehmen außer erwähnten drei Insolvenzopfern die 513 Stiftungsteilnehmer kamen, ist in der größeren Tabelle aufgelistet. All diese Unternehmen schnürten einen mehr oder weniger angemessenen Sozialplan, in dessen Rahmen auch die Stiftungsteilnahme dotiert wurde. Großzügige Sozialpläne finanzierten Bug Alu Kennelbach, die 1,2 Mill. Euro locker machten, sowie Otten Textil, die nach der (ebenfalls nicht insolvenzverursachten) Schließung 450.000 Euro bereitstellte.

Wie Sageder bekräftigte, erfolgen in dieser Stiftung alles andere denn Alibi-Qualifizierungen. „Im Gesundheitsbereich konnten wir TeilnehmerInnen zu Krankenschwestern/Pflegehelfern, Mental-Coaches, Arztassistentinnen oder Heilmasseuren aufschulen. Technisch/gewerblich sind HTL-Aufbaulehrgangs-Absolventen ebenso zu erwähnen wie EDV-Fachleute oder Lehrabschlüsse vom Koch bis zum Werkzeugmacher, im kaufmännischen Bereich entließ die Stiftung ausgebildete Einzelhandels- oder Bürokaufleute, Lagerlogistiker und Verkaufsleiter. Auch 350 Deutschkurse oder 200 EDV-Basisschulungen runden das Qualifikationsspektrum ab“, verwies Sageder auf Stiftungs-Schützlinge, die sogar eine Berufsmatura nachholten.

In ganz Österreich gab es per Ende Juli 167 Arbeitsstiftungen, in denen 3660 Frauen und 2786 Männer umgeschult werden und denen die „Kundschaft“ wohl nicht so schnell ausgehen dürfte. Magna Steyr baut wie berichtet 600 Leute ab, die Glanzstoff St. Pölten steht vor dem Zusperren, und auch Telekom und ÖBB sorgen dafür, dass es an Klientel nicht mangelt. Über die Stiftungsdauer ist der/die Betroffene Arbeitslosengeld-, nicht Notstandshilfegeldbezieher. Über 50Jährige können sogar vier Jahre für eine umfangreichere Neuorientierung brauchen. Eine der größten je in Österreich existenten Stiftungen war die „Aufleb“: Sie fing anlässlich des österreichischen EU-Beitrittes über 7000 Teilnehmer aus der Nahrungsmittelindustrie auf.

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