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Geschäftsklima in der Industrie am Tiefstand

Wie ist die Stimmung in Vorarlbergs Industrie?
Wie ist die Stimmung in Vorarlbergs Industrie? ©VOL.AT/Mayer, Canva Pro (Symbolbilder)
Industriellenvereinigung und Sparte Industrie präsentieren die aktuelle Konjunktursituation. Mit dabei war auch erstmals der neue IV-Präsident Elmar Hartmann.

Wie ist die Stimmung in Vorarlbergs Industrie, wie schätzen Unternehmer die aktuelle Lage ein und wie optimistisch blicken sie in die Zukunft? Die Industriellenvereinigung Vorarlberg und die Sparte Industrie der Wirtschaftskammer präsentieren die Ergebnisse der aktuellen Konjunktursituation der Industrie.

"Stark gedämpfte Stimmung"

"In der Vorarlberger Industrie gibt es aktuell eine stark gedämpfte Stimmung", so Elmar Hartmann. Diese dürfte sich auch auf die künftigen Entwicklungen auswirken, wie die IV Vorarlberg zu verstehen gibt. Das liege vor allem am weiterhin hohen Kostendruck am Markt, gepaart mit einer hohen Inflation. Auch steigende Zinsen und Personalkostensteigerungen tragen zur allgemeinen Unsicherheit bei. "Andererseits spüren die Unternehmen auch eine Abkühlung der Auftragslage, bedingt durch einen zurückhaltenden Konsum und aufgebaute Lagerbestände bei Kunden", meint Hartmann, der seit knapp zwei Wochen neuer Präsident der IV Vorarlberg ist. "Das trübe die Stimmung zusätzlich ein.

Pressekonferenz zum Nachsehen

Zahlen nur während Energiekrise und Pandemie schlechter

Die Stimmung hat sich im zweiten Quartal 2023 erneut merklich verschlechtert, nachdem sie bereits im Vorquartal rückläufig war. Dies geht aus der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung Vorarlberg (IV) und der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Vorarlberg (WKV) hervor, an der 41 Unternehmen mit etwa 28.000 Beschäftigten teilnahmen. Der Geschäftsklimaindex – der Durchschnitt der Bewertungen der aktuellen Geschäftslage und der erwarteten Lage in sechs Monaten – fiel auf -5,70 Prozentpunkte und erreichte damit einen der niedrigsten Stände der letzten zehn Jahre.

Nur zu Beginn der Corona-Pandemie und während der Energiekrise im letzten Herbst waren die Zahlen schlechter. "Nach einem kurzen Aufschwung nach Ende der Energiekrise geht es nun schon das zweite Quartal in Folge bergab", kommentierte Hartmann. Die aktuelle Geschäftslage wird von nur noch 31 Prozent der Befragten als gut bewertet, während 33 Prozent sie als schlecht beurteilen. Noch pessimistischer sind die Erwartungen für die kommenden sechs Monate: Nur sieben Prozent der Befragten erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage, während 49 Prozent eine Verschlechterung der Ertragslage erwarten.

Christian Zoll, Elmar Hartmann und Michael Amann präsentierten die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage. ©VOL.AT/Mayer

Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt und Bürokratie

Der Präsident der Industriellenvereinigung Vorarlberg rief dazu auf, trotz der schwierigen Situation positiv in die Zukunft zu gehen und sich schon jetzt auf einen Aufschwung vorzubereiten. "Auch wenn die momentane Lage alles andere als optimal ist, gehen wir trotzdem mit Optimismus in die Zukunft", verdeutlicht er. Vor allem müsse die Politik solide Grundlagen schaffen, um den Standort Vorarlberg nicht ins Hintertreffen geraten zu lassen. Zu den größten Herausforderungen gehören laut Hartmann neben den steigenden Kosten und der allgemeinen Wirtschaftsflaute auch Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt und zunehmende Bürokratie. Trotz der nahezu Vollbeschäftigung in der Region falle es den Unternehmen schwer, qualifiziertes Personal zu finden.

Die Ergebnisse im Detail

Maschinen- und Metallindustrie

IV-Vorarlberg-Geschäftsführer Christian Zoll und Industrie-Spartengeschäftsführer Michael Amann präsentierte die Ergebnisse für die einzelnen Branchen. Besonders schlecht sind laut Zoll die Erwartungen im " Flaggschiff der Vorarlberger Wirtschaft", der Maschinen- und Metallindustrie. "Bis auf die Geschäftslage in einem halben Jahr, die 79 Prozent als gleichbleibend einschätzen, sehen sechs von 10 die Aussichten für alle anderen Bereiche als negativ", gibt er zu verstehen. Der Saldo bei der derzeitigen Geschäftslage hat sich gegenüber dem Vorquartal sogar von +12 auf -43 Punkte verschlechtert.

Nahrungs- und Genussmittelindustrie

Die Nahrungs- und Genussmittelindustrie ist hingegen durchschnittlich bis leicht optimistisch. Der überwiegende Teil der befragten Unternehmen (66 Prozent) beurteile die derzeitige Geschäftslage als gut, ähnliches gelte für den derzeitigen Auftragsbestand, so Zoll. Einstimmig als gleichbleibend sehe man die Aussichten bei Produktionstätigkeit, Produktionskapazität und beim Beschäftigtenstand in drei Monaten sowie bei der Geschäftslage in sechs Monaten. Die Ertragslage in sechs Monaten allerdings wird von 57 Prozent als schlecht eingestuft.

Zum Schluss gingen die Zuständigen auf die Detailergebnisse ein. ©VOL.AT/Mayer

Textilindustrie

Die Textilindustrie sieht die Aussichten verhalten optimistisch. "Mehr als die Hälfte aller Befragten schätzt Geschäftslage, Auftragsbestand und Auslandsaufträge derzeit sowie den Beschäftigtenstand in 3 Monaten als positiv ein", verdeutlicht der IV-Geschäftsführer. 87 Prozent stufen die Verkaufspreise in drei Monaten als gleichbleibend ein, 68 Prozent die derzeitige Ertragssituation. Mitarbeiterinnen werden gesucht, der Saldo beim Beschäftigtenstand in einem halben Jahr hat sich gegenüber dem Vorquartal um 47 Punkte verbessert.

Elektro- und Elektronikindustrie

In der Elektro- und Elektronikindustrie bewerten 40 Prozent der befragten Unternehmen die aktuelle Geschäftslage als gut. "Allerdings ist die Auslastung der Produktionskapazitäten bei knapp der Hälfte (46 Prozent) aktuell schlecht", so der Geschäftsführer der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer Vorarlberg, Michael Amann: "Eine besondere Herausforderung ist die Produktionskapazität in drei Monaten, hier hat sich der Saldo von zuletzt +21 auf -46 Punkte verschlechtert". Allerdings sei die Auslastung der Produktionskapazitäten bei knapp der Hälfte der Unternehmen (46 Prozent) aktuell schlecht.

Verpackungsindustrie

Bei der Verpackungsindustrie sehen die befragten Unternehmen die aktuelle Geschäftslage und auch die anderen Kenngrößen als gleichbleibend an. Auffallend sei hier, "dass aufgrund des Drucks auf die Verkaufspreise (Saldo minus 30 Punkte), auch eine Verschlechterung der Ertragslage in sechs Monaten (Saldo minus 30 Punkte) erwartet wird", betont Amann. Erfreulich sei dafür, dass 100 Prozent ihren Mitarbeiterstand halten wollen.

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(VOL.AT)

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