AA

"Little Tiger": Brutaler Handel mit Katzenfleisch in Vietnam

Die Katzen werden brutal eingefangen und in Käfige gepfercht, bevor sie getötet werden.
Die Katzen werden brutal eingefangen und in Käfige gepfercht, bevor sie getötet werden. ©Vier Pfoten/Nickie Mariager-Lam
Während der Handel und Konsum von Hundefleisch in Asien immer öfter öffentlich diskutiert wird, gerät laut der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" das ebenso brutale Geschäft mit Katzenfleisch in den Hintergrund.
Katzenfleisch

Eine neue Recherche der globalen Tierschutzorganisationen "Vier Pfoten" bringt jetzt das wahre Ausmaß ans Licht. Allein in Vietnam werden jedes Jahr geschätzt eine Million Katzen - darunter Streuner- und Haustiere - eingefangen, tagelang durch das Land transportiert und grausam geschlachtet. Als "Little Tigers" sind sie vor allem im Norden Vietnams auf den Speisekarten zu finden. Gleichzeitig halten Einheimische zunehmend Katzen als Haustiere, und so kommt es immer wieder zu teilweise tödlichen Auseinandersetzungen mit Katzendieben. Tollwut-Ausbrüche und Zoonosen machen den Handel zusätzlich zu einer Gefahr für die öffentliche Gesundheit.

Jetzt auf VOL.AT lesen

Gesetz wurde aufgehoben

Im Gegensatz zum Hundefleischhandel war das Jagen, Schlachten und Konsumieren von Katzen in Vietnam bis Jänner 2020 explizit verboten. Das Gesetz wurde jedoch abgeschafft und Katzenfleisch ist gefragter denn je - besonders im Norden des Landes.

Achtung! Dieses Video ist nicht für Kinderaugen oder sensible Menschen gedacht

Katzenfleisch-Hotspots

Laut der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" und Change For Animals Foundation sind Hanoi sowie die Thai Binh Provinz mit ihren zahlreichen Restaurants und Schlachthäusern die vietnamesischen Hotspots, wenn es um den Handel und Verzehr von Katzenfleisch geht.

Hohe Nachfrage

Um die steigende Nachfrage zu decken, werden frei herumlaufende Streuner- und Hauskatzen eingefangen und lebendig an Großhändler oder direkt an Restaurants verkauft. Farmen, auf denen Katzen eigens für den Fleischhandel gezüchtet werden, gibt es in Vietnam laut den Recherchen nicht.

Katzen werden gestohlen

"Bei den Großhändlern haben wir zahlreiche Katzen mit Halsbändern entdeckt - ein eindeutiges Indiz, dass sie Haustiere waren. Im Zuge unserer Investigationen haben wir auch viele Haustierbesitzer getroffen, die verzweifelt ihre gestohlenen Katzen suchten. Die Behörden schauen hier meistens weg. Sie sind oft selbst in den Katzenfleischhandel involviert, profitieren von Bestechungsgeldern oder sind schlichtweg Konsumenten", sagt Dr. Katherine Polak, Tierärztin und Leiterin der Vier Pfoten Streunerhilfe in Südostasien.

Diebstahl, Transport, Schlachtung: Tierquälerei in allen Bereichen

Einige Restaurants beziehen die Tiere direkt von den Katzenfängern und schlachten sie selbst vor Ort, die meisten arbeiten jedoch mit Großhändlern und Schlachthäusern zusammen. Laut Vier Pfoten und Change For Animals Foundation gelten die in Zentralvietnam liegenden Küstenstädte Da Nang und Hoi An - beliebt bei nationalen und internationalen Touristen - für die Beschaffung und Auslieferung von Katzen als äußerst wichtig.

Lebendig gekocht oder mit einem Hammer erschlagen

"In Verteilerzentren halten die Großhändler die gestohlenen Katzen tagelang eingepfercht in kleinen Käfigen, bis sie genug Tiere gesammelt haben, um die Kosten des Transports zu decken. Über hunderte Kilometer weit werden die Katzen ohne Wasser, Futter und ausreichender Luftzufuhr in die in Vietnam verstreuten Schlachthäuser gebracht. Einige Großhändler nutzen dafür sogar auch die Gepäckräume von regulären Passagierbussen", berichtet Lola Webber, Mitgründerin der Change For Animals Foundation. In den Schlachthäusern werden die Katzen üblicherweise ertränkt - sofern sie bis dahin nicht an Erschöpfung, Hitzschlag oder Verletzungen, entstanden durch das brutale Einfangen, gestorben sind. Die beiden Tierschutzorganisationen haben auch dokumentiert, dass die Katzen manchmal mit einem Hammer erschlagen, lebendig gekocht oder mittels Stromschlägen getötet werden. Danach wird den Tieren das Fell abgezogen, die Haut wird verbrannt. Erst dann werden die Katzen ausgenommen und im Falle eines Weitertransports eingefroren.

Schwarze Katzen als Premium-Fleisch

Der Katzenfleisch-Handel ist ein profitables Geschäft. Eine lebende Katze wird für rund 6,50 US-Dollar (5,70 Euro) pro Kilo verkauft, ein Kilo ihres Fleisches für 8,50 US-Dollar (7,50 Euro). Ein mit Katzenfleisch zubereitetes Gericht bieten Restaurants für ungefähr 6,50 US-Dollar (5,70 Euro) an. Laut den aktuellen Recherchen von VIER PFOTEN und Change For Animals Foundation sind schwarze Katzen noch mehr wert. Händler verkaufen sie lebendig für 8,50 US-Dollar (7,50 Euro) pro Kilo, ihr rohes Fleisch bringt bis zu 21,50 US-Dollar (18,90 Euro) pro Kilo. Jüngere Generationen betrachten Katzenfleisch als exotische Delikatesse. Bei älteren Menschen hängt der Verzehr meist mit Bräuchen, Aberglauben und dem Mondkalender zusammen. So sind einige Einheimische überzeugt, dass das Essen von Katzenfleisch Unglück abwehrt. Andere essen das Fleisch - vor allem von schwarzen Katzen -, weil sie glauben, dass es heilende Wirkungen hat, obwohl es dafür keine wissenschaftlichen Belege gibt.

Wie bei Covid-19

Laut Vier Pfoten und Change For Animals Foundation steht der Handel mit Katzenfleisch zudem auch in Verbindung mit Ausbrüchen von Tollwut und der Entstehung zoonotischer Krankheiten, ähnlich wie bei COVID-19. Ohne jegliche Kontrollen werden die Tiere - egal, ob gesund oder krank - quer durch das gesamte Land transportiert. Die unhygienischen Zustände in den Verteilerzentren und Schlachthöfen, die oft verschiedenste Tierarten halten, begünstigten die Entstehung von gefährlichen Viren.

Kampf gegen den Hunde- und Katzenfleischhandel

Vier Pfoten arbeitet in Vietnam mit der Change For Animals Foundation sowie mit den lokalen Tierschutzorganisationen Paws for Compassion in Da Nang und Vietnam Cat Welfare in Hoi An zusammen. Um den brutalen Handel mit Hunde- und Katzenfleisch in Südostasien nachhaltig zu beenden, hat Vier Pfoten eine Kampagne auf internationaler und nationaler Ebene gestartet. "Durch Aufklärungsarbeit und Kooperationen mit den verantwortlichen Behörden und Tourismusverbänden sollen die Regierungen dazu gebracht werden, strenge Tierschutzgesetze einzuführen, die das Fangen, Schlachten und Essen von Hunden und Katzen verbieten. Damit werden nicht nur die Tiere, sondern auch die Menschen geschützt", erklärt Dr. Karanvir Kukreja, Tierarzt und Projektmanager der Vier Pfoten Kampagne. Darüber hinaus unterstützt Vier Pfoten lokale Tierschutzorganisationen und Gemeinden mit humanen und nachhaltigen Programmen zum Management der Hunde- und Katzenpopulation. Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten ist auch Teil der Tierschutzkoalitionen DMFI (Dog Meat Free Indonesia) und ACPA (Asia Canine Protection Alliance), die gegen den Handel in Südostasien lobbyieren.

Petition

Vier Pfoten hat zudem eine Petition gegen den Hunde- und Katzenfleischhandel gestartet, die bereits über 840.000 Unterstützer weltweit unterschrieben haben. (Quelle: OTS/Vier Pfoten)

  • VIENNA.AT
  • Tiere
  • "Little Tiger": Brutaler Handel mit Katzenfleisch in Vietnam