Als Sprachartistin und Erinnerungskünstlerin wurde die am 17. August 1953 in Nitzkydorf geborene HertaMüller in den zahllosen Laudationes der vergangenen Jahre immer wieder gewürdigt. Als Rumänien-Deutsche musste sie die Gewalt- und Unterdrückungs-Mechanismen der Ceausescu-Diktatur am eigenen Leib erfahren und schrieb seither in ihren Büchern mal lakonisch-knapp, mal lyrisch-surreal an einer Chronik von Leid, Ausgrenzung und Bedrohung des Menschen durch totalitäre Systeme.
HertaMüller studierte Germanistik und rumänische Literatur an der Universität Temeswar in Rumänien. Sie arbeitete als Übersetzerin in einer Maschinenbaufabrik. Als sie sich weigerte, für den rumänischen Geheimdienst Securitate tätig zu werden, wurde sie entlassen und arbeitete als Deutschlehrerin. Ihr erstes Buch “Niederungen” wurde zensuriert veröffentlicht. Nach einer Folge von Repressionen, Verhören und Hausdurchsuchungen konnte sie 1987 nach Berlin übersiedeln.
Müller beschäftigte sich nicht nur mit der Diktatur, sondern auch mit den nationalen Minderheiten in Osteuropa. Bekannt wurden vor allem ihre Bücher “Der Fuchs war damals schon der Jäger” (1992) und “Herztier” (1994), aber auch “Heute wär ich mir lieber nicht begegnet” (1999), “Der König verneigt sich und tötet” (2003) und “Die blassen Herren mit den Mokkatassen” (2005).
Herta Müllers neuer Roman “Atemschaukel” (Hanser Verlag) hat zwei Hauptfiguren: Den am Anfang 17-jährigen Ich-Erzähler Leo, der von fünf Höllenjahren in einem sowjetischen Arbeitslager berichtet, und den “Hungerengel”, Leos allgegenwärtigen Begleiter. In das eindringliche Buch sind Erfahrungen von HertaMüllers Mutter, die 1945 wie Zehntausende andere als Siebenbürger Sachsen zu Zwangsarbeit in die Ukraine verschleppt worden war, ebenso eingeflossen wie jene des Schriftstellers Oskar Pastior, der mit Müller bis zu seinem Tod 2006 an dem Buch gearbeitet hat.