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Lindenberg! Mach dein Ding - Kritik und Trailer zum Film

74 Jahre alt wird Udo Lindenberg diesen Mai, der vielleicht bekannteste und sicher einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Rocksänger. In diesem Film aber geht es um den jungen Udo, der sich früh, noch als kleiner Bub, an einem Kinderschlagzeug versucht, später vor US-Soldaten trommelt und sich in Hamburg erste Meriten als angehender Popstar verdient.

Zwischen kultischer Verehrung und klarer Ablehnung bewegt sich der deutsche "Panikrocker" Udo Lindenberg - ganz kalt lässt seine Persona und Schaffen vermutlich kaum jemanden. Auf der Kinoleinwand kann der hochschaubahnartige Aufstieg des Musikers ab Freitag verfolgt werden. In der standesgemäß fuselgeschwängerten Titelrolle von "Lindenberg!" glänzt der 23-jährige Jan Bülow.

Lindenberg! Mach dein Ding - Kurzinhalt zum Film

Mit viel Liebe zum Detail lässt die Produktion (Regie: Hermine Huntgeburth) die 1950er bis 1970er Jahre in Deutschland auferstehen. Ein Fokus liegt dabei auf dem quasi natürlichen Habitat des Musikers von heute und einst - dem Nachtetablissement jeglicher Art. Eines Vorweg: Der 23-jährige Neo-Burgschauspieler Bülow gibt auch in dieser Umgebung einen überaus stimmigen jungen Udo Lindenberg. Erzählt werden Kindheit, Jugend und die Frühphase des späteren Geburtshelfers des Deutschrock. So umspannt der mit dem Ausspruch "Mach dein Ding" unterbetitelte Film die Zeit bis zu dem für den Fortgang seiner Karriere so entscheidenden Auftritt in Hamburg im Jahr 1973.

Wie weit und verschlungen die Wege dorthin waren, wird in dem etwas mehr als zwei Stunden dauernden Streifen in vielen Vor- und Rückblenden zu einem Gesamtbild verdichtet. Bitterschön gezeichnet ist vor allem Udos Beziehung zu seinem von Charly Hübner sehr eindrücklich verkörperten alkoholkranken Vater, die zwischen wechselseitiger Ablehnung und ambivalentem gegenseitigen Wiedererkennen schwankt. Sozusagen als Einstieg in die Starwerdung nutzt Huntgeburth Lindenbergs Zeit auf der Hamburger Reeperbahn, wo er auf "Paula aus St. Pauli" (Ruby O. Fee) trifft und sich als Schlagzeuger in Nachtklubs und mit kleineren Studiojobs knapp über Wasser hält. Ständige Begleiter: Neben viel Talent und Ambitionen, auch gut gefüllte Schnapsgläser, Unmengen an Zigaretten und der eindringlich bebilderte Hang zum Exzess.

Lindenberg! Mach dein Ding - Die Kritik

Ein Stück weit krankt die Erzählung an dem einen oder anderen recht plakativ im einstigen Jargon gehaltenen Dialog (Drehbuch: Alexander Rümelin, Christian Lyra und Sebastian Wehlings): Etwa wenn Bülow Paula "meine Bordsteinschwalbe" nachhaucht, bevor sich diese ins Tagwerk stürzt oder wenn sich Lindenberg und sein Wegbegleiter Steffi Stephan (Max von der Groeben) in aufgeheizter Stimmung entzweien und dabei durchgehend recht aufgesetzt wirkende Seemannsmetaphern bemühen. Sehr viel von Lindenbergs Musik ist über weite Strecken des Streifens nicht zu hören. So sind es eher Jazz- und Rockklänge angloamerikanischer Prägung, die den Alltag, den Filmsoundtrack und Lindenbergs eng miteinander verbundene musikalische und persönliche Identitätssuche prägen.

Dabei treten jede Menge seltsame Persönlichkeiten in die kurzweilige Handlung. So sticht etwa Detlev Buck als heillos überzeichneter und doch irgendwie authentischer Musikmanager Mattheisen hervor. Neben der durchaus stringent geschilderten Entwicklung des Musikers gegen den damaligen Rockmainstream in Deutschland, der nicht auf "die Sprache der Täter" sondern auf englische Texte setzte, zeigt Huntgeburth viel Anekdotisches: etwa als Lindenberg die Schlagzeugspur zur kultigen, bekanntlich noch heute in Verwendung befindlichen "Tatort"-Titelmelodie einspielt oder wie der einstige Jazzer inmitten der Wüste Libyens das Rock 'n' Roll-Handwerk erlernt.

Für den bekennenden Musikfilmfan Bülow ist die Rolle des jungen Udo Lindenberg jedenfalls eine Art Traumrolle, wie er im Gespräch mit der APA erklärte. Bülows Anspruch, "keine Kopie von etwas, sondern eine alternative Erzählung, die ihre eigenen Aspekte hat" zu machen, kann durchaus als geglückt angesehen werden.

Er sei im Zuge der Auseinandersetzung mit Lindenberg auch "irgendwie ein Fan geworden", sagte der Schauspieler. Ob es den Kinobesuchern auch so gehen wird, wird sich natürlich im Einzelfall entscheiden. Durch den Fokus auf die Persönlichkeit und wilde Vita des Musikers, gepaart mit dem die Zeit der 1950er bis 1970er Jahre widerspiegelnden Setting hat der Film aber auch für deklarierte Nicht-Fans einiges zu bieten.

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(APA/Red)

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