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Lifting für den Opernball - Kein Eintritt ohne Frack

131 Jahre nach seiner Premiere in der Staatsoper bekommt der Opernball ein - sanftes - Lifting. "Wir wollen den Ball mit behutsamen Veränderungen im 21. Jahrhundert ankommen lassen", sagte Organisatorin Treichl-Stürgkh.

Hinter dieser diplomatischen Formulierung steckt ein neues Konzept, das das Fest ein wenig entstauben soll. Das Societyspektakel am 31. Jänner verspricht jedenfalls schicker, trendiger und bunter zu werden – ohne dabei sein traditionelles Herz einzubüßen.

Dass Treichl-Stürgkh dem Opernball ihren Stempel aufdrücken wird, war spätestens klar, als sie die Errichtung eines eigenen Eingangszeltes samt “Red Carpet” ankündigte, um dem traditionellen Tohuwabohu auf der Feststiege ein Ende zu machen. Die Pläne der Herausgeberin der Wohndesignzeitschrift “H.O.M.E.” gehen aber noch weiter. Die Loggia wird zu einer “Rosa Bar” samt eigens kreiertem pinken Hibiskus-Hochriegl-Drink. “Die Farbe Pink passt sehr gut in die Kühle dieses Raumes”, erklärte Treichl-Stürgkh.

Ein weiteres Ziel der Organisatorin: Auch bisher vernachlässigte Räume sollen dem Anlass entsprechend herausgeputzt werden. Die größten Profiteure davon sind die Raucher, die bisher die Wahl hatten, entweder in einem stickigen Raucherkammerl ihrem Laster nachzugehen oder an einer Nicorette zu nuckeln. Am 31. Jänner werden in einer Davidoff-Lounge Zigarren kredenzt und in der Oval-Vodka-Bar sind Tabakprodukte gleich in aller Form erlaubt. DJs und Catering vom Chef des Trendlokals “Motto” bringen sogar so etwas wie Coolness ins Sangeshaus. Außerhalb der Salons bleibt das Rauchverbot aber aufrecht.

Auch das Logenpublikum soll ein wenig bunter werden. Neben den Stammgästen und ehrwürdigen Donatoren sollen Modedesigner, Künstler und andere Kreative frischen Wind ins Innere der Oper bringen. Apropos Stammgäste: Richard Lugner wird in dieses Konzept integriert: “Richard Lugner hat dem Ball auch in schweren Zeiten stets die Treue gehalten und dafür gesorgt, dass über die Veranstaltung international medial berichtet wurde. Dafür muss man ihm dankbar sein – ansonsten ist er ein Stammgast wie jeder andere auch”, meinte Treichl-Stürgkh.

Die Logeninhaber erwartet 2008 zudem eine positive Überraschung. Die Tische werden in den einzelnen Logen eigens angepasst, so dass den betuchten Besitzern ein wenig mehr Platz zur Verfügung steht.

Zum Ball 2008 dürften neben wichtigen, aber wenig glamourhaften Wirtschaftsmagnaten und Politikern auch wieder vermehrt Besucher kommen, die die Mehrheit der 1,9 Millionen Zusehern vor den Fernsehern kennt. Fix sind Diva Anna Netrebko und Startenor Jose Carreras, der bei der Eröffnung singen wird. Die Organisatoren haben aber noch jede Menge Fußball-Persönlichkeiten, Modedesigner und Schauspieler im Köcher. Die Namen will man erst bekanntgeben, wenn deren Besuch fixiert worden ist.

Ein weiteres Ziel der Organisatorin ist, dass sich das Publikum aktiv in das “Gesamtkunstwerk” Opernball einbringt. “Ich habe gehört, dass manche mit einer Kutsche vorfahren wollen. Das finde ich eine sehr gute Idee”, so Treichl-Stürgkh. Bevor sich die Besucher aber Anregungen in der “Style Bible” des Life Ball holen – an der Kleiderordnung wird eisern festgehalten.

Überhaupt will Treichl-Stürgkh keinesfalls an den von ihren Vorgängerinnen wie Elisabeth Gürtler behüteten Grundfesten des Festes rütteln. Ganz im Gegenteil: Der traditionelle Aspekt des Events soll noch deutlicher in den Vordergrund gerückt werden. “Wir wollen das Glamouröse beibehalten. Es gibt in der heutigen Zeit eine große Sehnsucht nach Schönheit”, sagte Treichl-Stürgkh.

Die Eröffnung am 31. Jänner wird übrigens im Zeichen der Euro 2008 stehen. Ioan Holender hat ein eigenes “Fußballett” in Auftrag gegeben, das vom Ballett der Staatsoper gemeinsam mit dem Nachwuchs aufgeführt wird.

Während manche Dinge am Ball moderner werden, an der Kleiderordnung – Frack bzw. Galauniform für Herren und langes Ballkleid für Damen – ändert sich nichts. Die Mitarbeiter der Oper werden sogar nachdrücklich angewiesen, nicht entsprechend angezogenen Personen den Einlass zu verwehren, egal wie prominent oder wichtig der Besucher auch sein mag. “Die korrekte Kleidung ergibt sich schon allein aus Respekt vor den anderen Gästen”, so Treichl-Stürgkh.

Der Charme der strengen Hand hat sich offenbar auch auf das Innenleben des Opernballs ausgewirkt. War im Vorjahr der Konflikt zwischen dem Chef der Oper Ioan Holender und der damaligen Organisatorin Elisabeth Gürtler unübersehbar, so herrscht zwischen Treichl-Stürgkh und dem Sangeshaus-Patriarchen ein gutes Auskommen. “Ich respektiere ihn und er respektiert mich”, erklärte die “H.O.M.E.”-Herausgeberin knapp. Um dies auch nach außen zu kommunizieren, wurde Holender explizit zur Pressekonferenz im Jänner eingeladen, bei der er zuletzt polternd seinen Unmut über den Ball kund getan hat – und Elisabeth Gürtler das Lachen im Gesicht eingefroren ist.

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