Dass Jon Bon Jovi (47) auf Zurufe aus dem Publikum antworten kann, war in den großen Stadien-Tourneen der vergangenen Jahre wohl eher selten der Fall. Und auch die Bitte an die Damen in der ersten Reihe, sie mögen doch bitte die auf dem Bühnenboden platzierten Texthilfen umblättern, hat man höchst wahrscheinlich noch nie erlebt. Und so führten Bon Jovi mit viel Humor durch den nur einstündigen “Secret Gig” und demonstrierten einmal mehr, dass sie eine der besten Live-Bands der vergangenen drei Jahrzehnte sind.
So lösten nicht nur alte 80er Jahre-Kracher wie “Livin’ On A Prayer” (in einer berührenden Akustik-Version) oder “You Give Love A Bad Name” Begeisterungsstürme aus, auch neue Lieder wie die aktuelle Single “We Weren’t Born To Follow”, der Arbeiterklasse-Song “Work For The Working Men” und die Ballade “When We Were Beautiful” entwickeln live deutlich mehr Kraft als auf dem Album.
Letzterer Song ist auch Namensgeber für jene Dokumentation, die im Anschluss an das Konzert im ebenfalls in der O2-Arena befindlichen Kino “Indigo” gezeigt wurde. Regisseur Phil Griffin hat mit diesem 90-minütigen Film, der auch auf der Deluxe-Edition von “The Circle” als DVD beiliegt, ein hintergründiges Porträt der Band aus New Jersey geschaffen.
In Anlehnung an die 1990 erschienene Doku “Access All Areas” ist der Film, der ausführliche Interviews mit allen Bandmitgliedern, Ausschnitte aus Konzerten und Backstage-Situationen beinhaltet, ganz in schwarz-weiß gehalten. Neben sehr nachdenklichen Wortspenden der Bandmitglieder Richie Sambora (Gitarre), David Bryan (Keyboards) und Tico Torres (Drums) findet sich hier auch eine pointierte Zusammenfassung der Lebensphilosophie des Sängers und Bandleaders Jon Bon Jovi, die ganz im Gegensatz zum gestrigen Abend stand: “Ich interessiere mich nicht für kleine Clubs. Ich will die Wüste ausverkaufen. Und das mehr als einmal.” Mit der Anfang des Jahres beginnenden Welttournee stehen die Chancen gut.