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Lieber Antoine als gar keinen Ärger - Kritik und Trailer zum Film

Der Polizeichef Santi wird als Held verehrt, aber nach seinem Tod erfährt die junge Witwe Yvonne (Adele Haenel) die bittere Wahrheit: Ihr Mann war korrupt und hat den unschuldigen Antoine (Pio Marmai) ins Gefängnis gebracht. Als der nach acht Jahren entlassen wird, heftet sich Yvonne voller Schuldgefühle an die Fersen des Justizopfers, der sich aber schnell als unberechenbarer Chaot erweist.

Eben hat Adele Haenel bei der Viennale in der lesbischen Liebesgeschichte "Porträt einer jungen Frau in Flammen" als junge Adelige des 18. Jahrhunderts geglänzt, schon gibt es ein Wiedersehen auf den heimischen Leinwänden. Der Kontrast könnte nicht größer sein. Der am Freitag anlaufende Film mit dem unsäglichen deutschen Verleihtitel "Lieber Antoine als gar keinen Ärger" ist eine Krimikomödie.

Lieber Antoine als gar keinen Ärger: Kurzinhalt zum Film

"En liberte!" heißt der Film von Pierre Salvadori ("Bezaubernde Lügen") im Original und schaffte gleich neun Nominierungen für den Cesar-Filmpreis, allerdings keine einzige Auszeichnung. Mit 770.000 Besuchern war er in Frankreich ein echter Publikumshit. Statt der feinen Klinge wird allerdings der Holzhammer geschwungen. Was in Österreich etwa den "Kottan"-Machern exemplarisch gelang, sich nämlich der Genre-Stilmittel von Thriller und Kriminalfilm zu bedienen, diese aber witzig und subversiv einzusetzen, daran scheitert der Film auf ganzer Linie.

Das Beste ist der Vorspann. Er zeigt eine brutale Krimiszene, einen harten Polizeieinsatz, bei dem ein Bandenversteck ausgehoben wird und der leitende Kommissar übermenschliche Qualitäten im Austeilen und Einstecken beweist. Es stellt sich heraus, dass das die Einschlafgeschichte der Kriminalpolizistin Yvonne (Haenel) für ihren Buben ist, und Mama vom toten Papa erzählt, dem die Heimatstadt als Dank für seine heldenhafte Aufopferung als Polizeichef sogar ein Denkmal stiftet. Im weiteren Verlauf des Films ändert sich der Charakter dieser Szene mehrmals - denn Yvonne kommt zufällig dahinter, dass ihr Mann ein Doppelleben führte. Mit jeder weiteren Enthüllung erhält nicht etwa das Denkmal einen weiteren Kratzer, sondern die Heldenerzählung einen anderen Twist.

Der titelgebende Antoine ist nicht der tote Kommissar, sondern der Angestellte eines Juweliers, der bei einem vorgetäuschten Überfall vom Polizeichef mit ihm unterschobenen Beweisen unschuldig hinter Gitter gesteckt worden war. Als Antoine (Pio Marmai) entlassen wird, übernimmt Yvonne für ihn, ohne allerdings ihre Motivation zu enthüllen, die Rolle des Schutzengels. Keine leichte Aufgabe, da acht Jahre Knast aus dem braven Mann ein gewalttätiges, zynisches Monster gemacht haben.

Während seine ihn hingebungsvoll liebende Frau (Audrey Tautou) diese Verwandlung mit Schrecken zur Kenntnis nehmen muss, unterstützt die von Schuldgefühlen geplagte Kommissarin ihn in seinem bösartigen und brutalen Tun: "Ihnen ist Unrecht zugefügt worden. Deswegen haben Sie ein Recht darauf, so zu handeln", versichert sie ihm immer wieder. So etwas hört der Haftentlassene gern. Er holt sich seine Zigaretten per Überfall, fackelt ein Restaurant ab, weil man für ihn nicht die Sperrstunde verlängert, und beißt seinen Gegnern mit Vorliebe ein Ohr ab.

Lieber Antoine als gar keinen Ärger: Die Kritik

Haenel macht als Polizistin mit Sozialarbeiterambitionen keine gute Figur. Dass sie, deren im Film bei weitem am häufigsten verwendete Vokabel "Putain!" lautet (als Ausruf am ehesten mit "Mist!" oder "Scheiße!" zu übersetzen, wörtlich aber "Hure"), von Antoine für eine Prostituierte mit Spezialgebiet Sado-Maso-Sex gehalten wird, ist einer der vielen platten Gags dieses extrem konstruierten Films, in dem auch noch eine Liebesgeschichte zwischen der energischen Yvonne und einem unscheinbaren Kollegen eingebaut ist. Adele Haenel ist übrigens durchaus stolz auf diesen Film. Sie habe bei den Dreharbeiten viel gelernt, sagt sie. Dann darf man sich wohl auf ihren nächsten Film freuen. Diesen kann man aber getrost auslassen.

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(APA/Red)

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