Paul Thomas Andersons neuer Coming-of-Age-Film, der Anfang der 1970er Jahre im Geburtsort des Filmemachers, im kalifornischen San Fernando Valley spielt, ist ein Film, der versucht, das sonnenverwöhnte, treibende Gefühl des Verliebens einzufangen. Und es ist ihm gelungen. "Licorice Pizza" ist eine verspielte, sentimentale Erinnerung daran, was es bedeutet, jung zu sein, und wie es sich anfühlt, erwachsen zu werden. Ab Donnerstag im Kino.
Licorice Pizza - Kurzinhalt zum Film
Im Los Angeles der 1970er weiß Alana (Alana Haim) nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Sie ist 25, lebt immer noch zu Hause bei ihrer Familie (gespielt von Haims echten Verwandten) und arbeitet für eine Fotofirma, die Porträts von Schülern macht, um über die Runden zu kommen. Da trifft sie Gary Valentine (Cooper Hoffman), einen schrulligen, selbstbewussten Kinderschauspieler, der beschließt, dass sie die Frau ist, die er eines Tages heiraten wird.
Sie sieht das nicht so und erteilt ihm eine Abfuhr, weil sie zehn Jahre älter ist als er, aber sie fühlt sich auch geschmeichelt. Er ist zwar noch ein Kind, bewegt sich absurder Weise aber mit dem Selbstbewusstsein eines Geschäftsmannes durch die Welt. Mit 15 besitzt er irgendwie eine PR-Firma, gründet eine Wasserbettfirma und später ein Flipper-Imperium. An verschiedenen Stellen vergleicht sie diesen erdbeerblonden Prahler mit Dean Martin und David Cassidy, was ihn ziemlich gut beschreibt. Teils inspiriert von den frühen Abenteuern des amerikanischen Film- und Fernsehproduzenten Gary Goetzman, zeichnet Paul Thomas Anderson von da an diese komplizierte, platonische Beziehung, bizarre Zusammenstöße mit Hollywoodstars, mit der Polizei und Politikern.
Licorice Pizza - Die Kritik
Der Film ist so ganz anders als Andersons grüblerischer, letzter, "Der seidene Faden" (2017), aber in beiden Geschichten geht es um den wirbelnden Walzer zwischen zwei Liebenden. Beim Herumtollen treffen Gary und Alana auf eine Reihe von Hollywoodgrotesken, allesamt Cameo-Auftritte von großen Namen: Sean Penn - lustiger als je zuvor - spielt einen alternden Filmstar, der für ein verblassendes Hollywood steht und verzweifelt versucht, seine Motorrad-Stunt-Fähigkeiten zu zeigen. Bradley Cooper ist fantastisch als perverser Produzent, Promifriseur, Barbra-Streisand-Freund und Wasserbettkäufer Jon Peters.
Zusammen geben die 30-jährige Alana Haim und der 18-jährige Cooper Hoffman zwei der schönsten, schauspielerischen Filmdebüts der jüngsten Zeit. Als wir Alana Haim zum ersten Mal in Minirock, Kitten Heels, mit hängenden Schultern und einem herrlich angepissten Gesichtsausdruck treffen, verlieben wir uns in sie, genau wie Gary das auf den ersten Blick tut. Cooper Hoffman ist der Sohn des verstorbenen Phillip Seymour Hoffman, der ein langjähriger Hof- und Hausschauspieler des Regisseurs war (u.a. "Boogie Nights", "Magnolia" und "The Master"), und er scheint in die Fußstapfen seines Vaters zu treten - aber mit viel mehr Unbeschwertheit.
Die Erfahrung wäre nicht die gleiche, wenn man "Licorice Pizza" (benannt nach einer alten Plattenladenkette in L.A.) zum ersten Mal zu Hause sehen müsste, weil man die wunderschöne, gelbliche Kinematographie von Anderson selbst und Michael Bauman bewundern muss, um ein authentisches Gefühl der damaligen Zeit zu bekommen. Die beiden haben den Film auf 35 mm gedreht, was heute in Hollywood selten ist, mit Objektiven, die einst von der Legende Gordon Willis verwendet wurden, der die "Godfather"-Trilogie und einige von Woody Allens besten Werken gedreht hat. Anderson hat einen Film geschaffen, der aussieht und klingt wie etwas, das direkt aus dem Jahr 1973 stammt, mit Songs von Künstlern wie Sonny & Cher, Nina Simone und David Bowie auf dem Soundtrack.
An einer Stelle im Film wird Gary fälschlicherweise von der Polizei verhaftet, weil er mit einem Mörder verwechselt wird. Alana sprintet zur Polizeistation und sie fallen sich in die Arme, bevor sie fliehen und lachend davonlaufen. Der ganze Film fühlt sich so unbefangen und hoffnungsvoll an wie diese unbeschwerte Flucht.
(APA/Red)