Mit dieser Fotoserie nähert sich Gottfried Frais einem scheinbar alltäglichen Thema: der Welt der Leuchtreklame, die im Kontext des Urban Design in der Grauzone zwischen Kunst und Kommerz angesiedelt ist. Im Mittelpunkt seiner Arbeiten steht aber nicht nur das künstliche Licht dieser Werbeträger, sondern auch dessen Kontrast zum natürlichen Licht des Abendhimmels: auf der einen Seite die Neonbeleuchtung, deren Reiz der plakativen Einfachheit, der bisweilen messerscharfen Geometrie und den klaren Farben liegt auf der anderen die vielfältigen Wolkenformationen im Farbenspektrum der untergehenden Sonne. Frais lässt diese beiden Gegensätze zu einer ästhetisch anspruchsvollen Einheit verschmelzen. Dennoch bleiben natürliches und künstliches Licht im Grunde Konkurrenten, zumal sich der Begriff Lichtverschmutzung angesichts der Unzahl an Scheinwerfern, Leuchtkästen und Glühbirnen in den Städten, aber auch in der Provinz unweigerlich aufdrängt.
Die Objekte der fotografischen Betrachtungen von Gottfried Frais sind Leuchtreklameschilder und Neonlichter mit einer Ausnahme alle aus Wien -, aufgenommen aus einer atemberaubenden Perspektive, die die Schriftzüge vereinzelt nur vage erkennen lässt und die Gebäude, auf denen sie angebracht sind, als schwarze Umrisse.
Der Begriff Lichtspiele ist hier auch mehrdeutig zu sehen, sind neben Supermärkten, Handelsketten, Wettbüros und Kaffeehäusern einige Leuchtschriften echter Lichtspieltheater darunter, wie Votivkino, Filmcasino und Breitenseer Lichtspiele. Dies weckt nostalgische Assoziationen zu den zahlreichen Brigittenauer Lichtspielen des 20. Jahrhunderts und zum bewusst gewählten Ort der Ausstellung am Wallensteinplatz, in unmittelbarer Nähe zum einstigen Vindobona-Kino.
Gottfried Frais, der Architektur studiert hat und als Werbegrafiker und Designer in Wien lebt, setzt sich seit fast 40 Jahren mit Fotografie auseinander und erhielt dafür bis 1980 zahlreiche Preise bei nationalen und internationalen Fotowettbewerben. Seit 2002 widmet er sich wieder verstärkt fotografischen Projekten. Zuletzt präsentierte er 2008 seine Werkserie Wandmale, die als work in progress zu sehen ist.
Das Licht der Lichtspiele als fotografische Herausforderung
Die Serie “Lichtspiele” entstand in einem langen Entwicklungsprozess, die ersten Bilder dazu schon gegen Ende der 90er Jahre, damals noch analog und mit vielen Fehlversuchen. Die Schwierigkeit bestand darin, die Faszination des künstlichen Neonlichtes mit besonders eindrucksvollen Sonnen- bzw. Tageslichtsituationen außerhalb eines Fotostudios in einem Bild zu vereinen und festzuhalten. Die Faszination liegt darin, dass besonders interessante Licht- und Wolkenformationen bzw. -kombinationen in exakt derselben Form nur ein einziges Mal und nur für wenige Minuten sichtbar sind.
Da das Sonnenlicht eine wesentlich stärkere Intensität aufweist als das Neonlicht, ist eine solche Situation nur in der Dämmerung anzutreffen. Weitere Einflussfaktoren sind die Wettersituation, die Himmelsrichtung, die Position der Leuchtschriften. Mitunter spielt auch die Jahreszeit mit wechselnden Sonnenständen eine wichtige Rolle. Zufallstreffer sind dabei eine Seltenheit.
Seit 2 Jahren fotografiert Frais digital. Trotz der Vorteile, das Ergebnis sofort kontrollieren zu können, setzt er die umfangreicheren Korrektur- und Nachbearbeitungsmöglichkeiten, wenn überhaupt, nur sehr sparsam ein. Bei der Wahl des richtigen, einzigartigen Augenblicks ist es kaum nötig, mit aufwändiger Technik nachzuhelfen.
Lichtspiele als Foto-Ausstellung im klassischen Sinne wird bis Ende Dezember zu sehen sein. Darüber wird der Katalog als Kalender 2009 in limitierter Auflage, vom Künstler handsigniert, an einigen der fotografierten Locations exklusiv präsentiert werden und dort auch erhältlich sein.
Detailinfo:
LICHTSPIELE
Fotografien von Gottfried Frais
Ab November 2008 bis Ende Dezember
Zum Kalender 2009
ART.SHOW & KATALOGPRÄSENTATION
Dienstag 25. November 2008, 19 Uhr
Osteria Allora, Wallensteinplatz 5-6, 1200 Wien
im Rahmen der Ausstellungsreihe art.wallensteinplatz
Einführende Worte:
Dr. Hannes Etzlstorfer – Kunsthistoriker, Kurator, Buchautor
www.galeriestudio38.at/lichtspiele
Bild & Text: Ursula Pfeiffer