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Letzter Kuchen nach sieben Jahrzehnten

Lustenau - "Uns geht's gut." Walter Fitz, 65, macht einen glaubwürdigen Eindruck, als er das sagt. Zwei Tage, nachdem er sein altehrwürdiges Cafe samt Konditorei für immer zusperrte.

Viel schlimmer erging es da einigen Stammgästen des Caf- König, die zum letzten Mal dort Kaffee schlürften und sich an den ausgesuchten Köstlichkeiten aus Walter Fitz’ süßer „Schatzkammer“ delektierten. Mit dem „König“ schließt in Lustenau das letzte wirkliche Kaffeehaus inklusive Konditorei seine Pforten.

Für den Chef und seine Frau Elisabeth kein überraschender Akt. „Wir wussten das schon vor zehn Jahren. Weil uns damals unsere zwei Töchter erklärten, nicht in unsere Fußstapfen treten zu wollen“, so Fitz. Aufregend war der letzte Tag. Um halb fünf in der Früh stand der topfitte Konditor zum letzten Mal in seiner Backstube, danach ging es einen Tag lang rund im Lokal. Hunderte Gäste sagen wenig leise „Servus“ zum Caf-. Bezahlen musste keiner. Dafür machten die FitzÑ eine Spendeaktion für die kleine Corinna, die vor einigen Jahren im Parkbad fast ertrunken wäre und seit dem Unfall schwer behindert ist.

Der letzte Kuchen

„Um genau 16 Uhr ging der letzte Kuchen raus“, weiß der Jetzt-Pensionist ganz genau. Nach 43 Jahren legte Walter Fitz den Konditorlöffel endgültig auf die Seite.

Das Caf- König erlebte im Jahre 1930 seine Geburtsstunde. Eduard König, Fitz’ Onkel, hatte es gegründet. Als König 1955 verstarb, übernahm dessen Schwester Marie den Gastronomiebetrieb, ehe Walter Fitz im Jahre 1964 die Bühne der Torten, Kuchen, Krapfen und Schokolade-Osterhasen übernahm. Vor zwölf Jahren setzten Walter und Elisabeth einen Meilenstein in der Lustenauer Gastronomieszene. Sie machten aus ihrem Caf- ein rauchfreies Lokal. „Das war nicht einfach“, erinnert sich Walter Fitz. „Wir verloren am Anfang sehr viele Stammgäste. Doch mit der Zeit gewannen wir neue Kundschaften. Vor allem von außerhalb Lustenaus.“

Auszug auch privat

Das Gastwirteehepaar freut sich aufrichtig über einen neuen Abschnitt in seinem Leben. „Endlich können wir reisen gehen, wandern wann wir wollen. Und nicht immer muss ich um halb sechs Uhr aufstehen“, sieht Walter Fitz die Zukunft rosig. Auch werden sie das Caf- König räumlich verlassen. „Wir ziehen im Sommer in eine neue Wohnung.“ Gerne sähen es die FitzÑ dennoch, würde ein Konditor die intakte Infrastruktur übernehmen und den Betrieb in der Pontenstraße weiterführen.

ZUR PERSON

  • Walter Fitz
  • Beruf: Pensionist, früher Konditor
  • Geboren: 9. 5. 1942
  • Familie: Verheiratet, zwei Töchter
  • Wohnhaft: Lustenau Hobbys: Reisen, Wandern
  • Lieblingsspeise: Käsknöpfle
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