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Leitungsengpässe in Deutschland behindern Illwerke-Spitzenstrom

(VN) Bregenz - Illwerke-Vorstand: „Das tut uns weh“ – In Deutschland fehlen 4300 km Leitungen.
Grafik: Funktionsweise Pumpenspeicherwerk

In Deutschland wird die erneuerbare Energie – Windenergie im Norden und in den Küstengebieten und Photovoltaik im Süden – weiterhin zunehmend stark ausgebaut. Diese Entwicklung ist nicht umkehrbar. Da dieser Ökostrom starken Schwankungen unterliegt, müssen diese ausgeglichen werden. Die derzeit einzige wirtschaftlich sinnvolle Großtechnologie, die dazu in der Lage ist, ist die Pumpspeicherung im alpinen Bereich, wie sie auch von den Vorarlberger Illwerken betrieben wird. Daher entsteht durch den Ausbau der Ökoenergie in Deutschland für die Illwerke ein neuer und wachsender Markt, für den diese auch u. a. mit den Kraftwerken Kops 2 und ab 2018 mit dem geplanten Obervermuntwerk 2 besonders gut gerüstet sind. Ein großes Problem in Deutschland ist allerdings, dass der Leitungsausbau mit dem Ausbau der Ökostromproduktion nicht Schritt hält, was bereits zu Engpässen innerhalb Deutschlands führt. Grenzüberschreitende Engpassstellen werden heute im liberalisierten Markt bereits „auktioniert“, das heißt unter den Stromlieferanten jeweils versteigert.

Gute Anbindung

Nach einschlägigen Studien fehlen in Deutschland derzeit bis zu 4300 Kilometer Leitungen. „Davon sind wir zwar nicht unmittelbar betroffen, weil wir leitungsmäßig eine sehr gute und leistungsfähige Anbindung an das deutsche Stromnetz haben. Trotzdem tun uns die Engpässe bei den Stromleitungen innerhalb Deutschlands weh, weil wir sonst künftig noch mehr Spitzenstrom nach Deutschland liefern könnten“, erklären die Illwerke-Direktoren Ludwig Summer und Christof Germann zu den VN. Dass die Anbindung der Illwerke an das deutsche Stromnetz so gut ist, ist historisch bedingt, weil die Illwerke zum deutschen Regelblock gehören. Um die durch den Ökostrom verursachten Schwankungen in Deutschland ausgleichen zu können, sind die Pumpspeicherwerke der Vorarlberger Illwerke besonders geeignet. Zum Vergleich: Zum Ausgleich der von 300 Windrädern erzeugten Energie von rund 1000 Megawatt braucht man die Kapazität des Kopswerks 1 mit 250 Megawatt. Der Leitungsausbau in Deutschland ist nicht nur ein finanzielles Problem. An vielen Orten protestieren die Anrainer gegen den Netzausbau als Freileitung mit Masten und Trassen. Eine Erdverkabelung ist aber dreimal so teuer und wird deshalb von den Konzernen abgelehnt.

Beschleunigter Netzausbau

Der deutsche Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) will daher nun mit einer Gesetzesänderung den Stromnetzausbau beschleunigen. Künftig müssten auch gegen den Willen der Konzerne Stromleitungen unterirdisch verlegt werden, wenn dies die lokalen Behörden wünschen. Die Änderung soll bereits im April 2011 in Kraft treten. Mit der Initiative will Brüderle „die gesellschaftliche Akzeptanz des Leitungsbaues fördern“. Die Europäische Kommission wiederum will die Genehmigungsverfahren bei wichtigen Energieprojekten deutlich straffen. Vor allem der Bau dringend notwendiger neuer Stromleitungen komme wegen der „Langwierigkeit und Ungewissheit“ der Prozeduren nicht voran, heißt es im Entwurf für eine neue Energiestrategie.

Bestrebungen der EU

Energiekommissar Günther Oettinger erwäge deshalb, die EU-Staaten zur Schaffung einer „nationalen Kontaktbehörde“ zu verpflichten. Diese Stelle solle Investoren sowie die zuständigen lokalen oder regionalen Ämter zusammenbringen.

Stichwort Pumpenspeicherung

Bei der Pumpspeicherund wird im Prinzip mit billigem Strom teurer Strom erzeugt. Wenn in Europa tagsüber viel Strom nachgefragt wird, das Angebot also knapp ist, steigen die Preise an der Strombörse. Dann werden die Schleusen der Pumpspeicherwerke geöffnet und das Wasser erzeugt Elektrizität, die zu hohen Preisen verkauft wird. Nachts wiederum, wenn Strom im Überfluss vorhanden ist, die Nachfrage gering und die Preise daher niedrig sind, wird das Wasser aus den Auffangbecken wieder in die höher gelegenen Stauseen zurückgepumpt. Zwar benötigt das Pumpen 20 bis 30 Prozent mehr Strom als mit dem Herablassen des Wassers erzeugt wird, durch geschickte Nutzung der Preisunterschiede wird aber diese Differenz mehr als ausgeglichen.

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