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"Leistbarkeit des Wohnens wackelt"

Schwarzach - Die Baubranche in Vorarlberg ist in Sorge wegen der "Vielzahl der Kostentreiber". Landesrat Manfred Rein will nun beruhigen. Bautechnikverordnung

„Wir müssen Acht geben, dass Vorarlberg mit seiner Tradition bei qualitativ hochwertigem Wohnungseigentum nicht in Richtung Mietwohnungsmarkt abdriftet oder gar den sozialen Wohnbau massiv forcieren muss. So positiv Passivhausstandard, Barrierefreiheit, Retensionsbecken für Hochwasser oder eben der künftige Energieausweis jeweils für sich zu beurteilen sein mögen: In Summe gefährdet das Bündel dieser Mehrkosten die ,Leistbarkeit’ des Wohnens.“

Diese Kritik formulierten unabhängig voneinander der für den Wohnbau zuständige Bauinnungs-Vizechef Bmstr. Karl Grabher und Thomas Peter als Geschäftsführer der Innung, nachdem die VN über den durch die neue Bautechnikverordnung (BTV) und den künftig verpflichtenden Energieausweis ausgelösten Kostenschub berichtet hatten. Dass die Leistbarkeit von Wohnungseigentum in Vorarlberg schon länger an ihre Grenzen stößt, sieht der Hohenemser Bauunternehmer Grabher auch dadurch belegt, dass im letzten Jahr mit rund 1500 um 300 Neubauwohneinheiten weniger Landeswohnbauförderung zugesprochen bekamen als im langjährigen Schnitt und es auch dieses Jahr kaum mehr sein dürften: „Der Bedarf liegt aber bei mindestens 1800 Einheiten“, so Grabher.

Auch Thomas Peter steht nicht an, den positiven Effekt der per neuer Bautechnikverordnung vorgegebenen Barrierefreiheit-, Schallschutz- oder z. B. Feuerpolizei-Kriterien zu bejahen, sieht jedoch auch „in der Summierung von Kostentreibern“ ein veritables Problem auf den heimischen Wohnungs- und Immobilienmarkt zurollen. „Es ist ja nicht der Energieausweis allein, der ab 2009 Zusatzkosten von 200, vielleicht auch 500 Euro pro Eigenheim verursacht – parallel dazu steigen Zinsen, explodieren Grundstückspreise, wird der Heizwärmebedarf bei 55 kWh/m2 Nutzfläche limitiert und wird vielleicht noch dem Ortsbild zuliebe die Baudichte nach unten korrigiert. Was sich hier an Mehrkosten zusammenläbbert, könnten nicht einmal zehn Prozent Lohnerhöhung auffangen“, zeigten sich Grabher und Peter einig in ihrer Sorge um bald nicht mehr leistbares Wohnen.

Der zuständige Wohnbau-Landesrat Manfred Rein räumte auf Anfrage zwar ein, dass für Baufirmen, Bauämter und andere Befasste wenig Zeit bleibt, sich mit der – von der Regierung noch heuer zu beschließenden und ab 2008 gültigen – Bautechnikverordnung „anzufreunden“. „Wir stehen da alle, nicht zuletzt vom EU-Fahrplan diktiert, unter einem riesigen Druck“ (Rein). Er stehe jedoch „ohne Wenn und Aber“ zur Vorarlberger Politik, via Bauvorschriften „das Energiesparen zu forcieren und uns – siehe aktuelle Ölpreisspirale – aus der Abhängigkeit von importierter Energie freizuspielen“. Auch mit dem Energieausweis wird „keine Welt untergehen – das seit fünf Jahren praktizierte ,Vorstufenmodell Gebäudeausweis’ hat sich als sehr handhabbar erwiesen“, kalmierte Rein. Und was den Hinweis der Bauinnung auf einen künftig maximal tolerierten Heizwärmebedarf 55 betrifft, halte er, Rein, nur fest, dass „schon heute 80 Prozent aller neu errichteten Gebäude mit 30 bis 50 HWB auskommen. Also müsste das auch von den restlichen 20 Prozent zu schaffen sein“. Ganz generell ortet der Landesrat bei seinen Landsleuten ein wenig Schizophrenie: Einer pauschalen Ankündigung, dass Österreich 20 Prozent CO2-Emissionen einsparen will, applaudiere das gesamte Land. „Aber sobald eine kleine Teilmaßnahme ihn selbst betrifft, jammert der Vorarlberger lauter als die anderen“, so Rein.

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