Lehrerausbildung: Warnung vor übereilter Verkürzung

Der "aktuelle Mangel an Lehrer:innen darf keinesfalls dazu führen, die erst vor wenigen Jahren implementierten Lehramtsstudien zu einem Zeitpunkt reformieren zu wollen, zu dem auf Grund der noch jungen Laufzeit noch gar keine fundierten Evidenzen zur Wirksamkeit von Pädagog:innenbildung NEU vorliegen können", so die "Plattform für Lehrer:innenbildung".
Lehrerausbildung: Reform 2015
Die Lehrerausbildung war erst 2015 reformiert worden. Für Volks- und Mittelschullehrer hat sich dadurch die Ausbildungsdauer im Vergleich zu früher auf fünf bzw. sechs Jahre fast verdoppelt. An den AHS und BHMS (berufsbildende mittlere und höhere Schulen) dauert sie eineinhalb Jahre länger als davor. Im Bildungsministerium arbeitet man nun erneut an einer quasi umgekehrten Reform: Das Bachelorstudium soll ab 2024/25 drei statt vier Jahre dauern, das Masterstudium zwei. Für die Primarstufe (v.a. Volksschule) würde die Gesamtdauer damit gleich bleiben, Lehrer der Sekundarstufe (v.a. Mittelschule, AHS, BMHS) würden ein Jahr weniger studieren als jetzt.
Berufstätigkeit neben Lehramtsstudium Thema
In einer Tagung beschäftigte sich die Plattform, in der Hochschul-Lehrende an Universitäten und Pädagogischen Hochschulen (PH) vereint sind, mit dem Thema Berufstätigkeit neben dem Lehramtsstudium. Derzeit stehen zahlreiche Studentinnen und Studenten bereits während ihrer Ausbildung in der Klasse - das führt zu einer Verlängerung der Studiendauer.
Studierende, die bereits an Schulen unterrichten, dürften nicht zu zusätzlichen Fortbildungen an der Pädagogischen Hochschule verpflichtet werden, betont die Plattform. Vorrangig sollten sie ihr Studium abschließen können. Die Bildungsdirektionen wiederum müssten die Sorgfaltspflicht als Arbeitgeber gegenüber noch studierenden Lehrkräften einhalten. Derzeit werden diese manchmal auch mit einem hohen Stundenausmaß angestellt.
Appell an Bildungsministerium
An das Bildungsministerium appellierte die Plattform, die Regelstudiendauer aufgrund der Tätigkeit an der Schule zu verlängern. Ansonsten würden Förderungen für berufstätige Studierende wegfallen. Außerdem brauche es ein adäquates Stipendiensystem für Lehramtsstudierende.
Trotz Lehrermangels müsse das Ministerium außerdem auf die Qualitätssicherung achten. Dies sei "aber mit den derzeitigen Strategien (Stichwort: Quereinstieg, Berufsanforderungen neben dem Studium, in Aussicht genommene Studienzeitverkürzung) nicht umsetzbar". Eine Verkürzung des Studiums bringe keine Lösung für den Lehrkräftemangel, gefährde aber die Qualität des Studiums.
(APA/Red)