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Legrand und Valdes in Wien

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200 Filmmusiken, 100 Platten, dreifach Oscar-gekrönt, fünffach mit dem Grammy ausgezeichnet, Melodien zu "Yentl", "Sag niemals nie", "Thomas Crown ist nicht zu fassen" - der französische Pianist und Filmmusiker Michel Legrand ist ein wahrlich Großer.

Und probiert gerne auch mal was Neues aus: Zahlreiche Fans strömten gestern, Montag, Abend ins Wiener Konzerthaus, um Legrand und seinem kubanischen Klavierkollegen Chucho Valdes beim freundlichen Klavieraustausch zu lauschen. Und deren mal spaßiges, oft balladeskes und immer gediegenes Zwiegespräch erntete viel Zustimmung im fast vollen Großen Saal.

Filmmusik ist nur dann gut, so heißt es, wenn sie dem Zuseher nicht auffällt. Das trifft auf Legrands Schaffen zwischen Nouvelle vague und Hollywood-Hit wahrlich nicht zu, insbesondere nicht, weil er mit seiner Zusammenarbeit mit Jazzgrößen wie Miles Davis, John Coltrane und Dizzy Gillespie auch abseits der Leinwand präsent war. Doch am Montagabend war es dann doch so, dass es oft mehr plätscherte als drängte – das Konzert glich mehr einem netten Kaminplausch zweier alter Lords oder einer gemütlichen musikalischen Partie Pingpong als einer musikalischen Expedition in irgendwelches Neuland.

Für das Publikum war es jedenfalls unterhaltsam: Legrand und Valdes warfen einander über ihre Flügel den Solo-Spielball zu, bauten Mozart-Melodien, “Donauwalzer” und allerlei andere Anspielungen in ihre Improvisationen und genossen es sichtlich, einfach draufloslegen zu können. Und der 76-jährige Legrand und der 66-jährige Valdes (Gründer der kubanischen Combo Irakere) schafften es immer wieder, einander in der Piano-Idylle mit Spaßetterln und musikalischen Einlagen zum Lachen zu bringen – wenn etwa ein Samba-Thema sekundenschnell in Richtung Walzer zappelt. 90 Minuten Wohlwollen auch über die oft übermäßig ausgereizten Pianisten-Qualitäten Legrands hinaus, hin und wieder auch Momente des großen Gefühls, wenn Legrand mit brüchiger Stimme singt. Und Humor, wenn Legrand in französisch gefärbtem Englisch auch Entertainer-Qualitäten zeigt.

Als Zugabe dann durfte jene Melodie nicht fehlen, mit der Legrand weltberühmt geworden ist. Damit das vierzig Jahre alte Hauptthema zu “Die Regenschirme von Cherbourg” (mit Catherine Deneuve) aber ja nicht fad wird, haben die beiden sich in der Garderobe einen letzten Schmäh ausgedacht: Sie stülpten der Melodie allerlei musikalisches Gewand über und spielten sie mal wie einen New Orleans-Jazzreißer, mal wie einen spanischen Tanz, mal wie eine Jazz-Solovorlage. Das amüsierte zwar die beiden alten Herren sichtlich mehr als das Publikum. Doch zuletzt ein zackiger Marsch, ein letzter Ton, und stürmischer Applaus.

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