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Legende des Zitherspiels

Toni Hämmerle greift fast täglich zur Zither, um „in Schuss“ zu bleiben.
Toni Hämmerle greift fast täglich zur Zither, um „in Schuss“ zu bleiben. ©VOL.at
Lustenau - Der Lustenauer Toni Hämmerle hat diesem Instrument sein Leben gewidmet.

Mit knapp 80 hat er eben noch eine neue, von ihm selbst eingespielte CD mit Zithermusik auf den Markt gebracht. „Definitiv meine letzte“, wie Toni Hämmerle augenzwinkernd bemerkt. Ganz will man das diesem im Herzen so jung gebliebenen Musiker nicht glauben. Zu sehr hängt er doch ein Leben lang an seiner geliebten Zither, hat ganze 65 Jahre lang enorm zur Verbreitung dieses Instruments beigetragen und ist dabei selbst zu einer Legende des Zitherspiels in Vorarlberg geworden.

Für „ein Stöckle Butter“

„Meine Mutter hat schon früh meine Musikalität erkannt. Mein erstes Instrument war allerdings eine Gitarre, die man einem wandernden Handwerksbursch für zwei Flaschen Schnaps abgekauft hat“, erzählt Hämmerle. Für „ein Stöckle Butter“ pro Stunde nahm er Unterricht, bis seine Schwester die Gitarre für sich beanspruchte und Toni zum Zitherspiel verdonnert wurde. Er fand sich allerdings rasch damit zurecht. Der Zithervirtuose Franz Mayr steckte ihn als Lehrer an der Musikschule Lustenau mit seiner Begeisterung für dieses Instrument an, später studierte er in Innsbruck und Feldkirch. Parallel erlernte er freilich auch noch einen „anständigen“ Beruf, absolvierte die Meisterprüfung als Schuhmacher und hatte zehn Jahre lang ein eigenes Geschäft. Obwohl er auch im Musikverein 25 Jahre lang die erste Trompete blies, wurde die Zither zu seiner musikalischen Welt. Sein außerordentliches Können blieb nicht unentdeckt: „Schon 1956 hat mich der Rundfunk zu Aufnahmen eingeladen, bei denen ich das anspruchsvolle klassische Zitherrepertoire gespielt habe. Aufnahmeleiter Anton Stark hat gestaunt, dass ich aus Klaviernoten Zither spielen konnte.“ Sein Herz aber gehörte natürlich der Volksmusik, und zwar der echten: „Der ‚Musikantenstadl‘ als volksdümmliche Show ist mir ein Greuel.“ Für legendäre Auftritte mit der Trachtengruppe Lusten­au gründete er 1960 zusammen mit dem Akkordeonisten Gilbert Hämmerle – „Wir sind nicht verwandt, er ist aus der Sippe der Pfiefar, ich bin ein Päuleler“ – und dem Gitarristen Walter Scheffknecht, der nach seinem Tod durch Frank Wehinger ersetzt wurde, das Trio Toni Hämmerle. Eine verschworene Gemeinschaft, die 40 Jahre halten sollte. Hier hatte er sich nun ein professionelles Instrument mit Vorbildfunktion für originale Volksmusikpflege geschaffen, das er managte, für das er arrangierte und komponierte, das im „Hafenkonzert“ des Südwestfunks einen Stammplatz hatte, sogar in Schweden, Ungarn oder Kanada gefeiert wurde und dreimal den Preis als bestes Volksmusikensemble Vorarlbergs errang. „Beliebt waren auch unsere modernen Gesangseinlagen im Stil der Berliner ‚Travellers‘“, erinnert sich Hämmerle. Den Schusterriemen hängte er schon 1969 zugunsten einer Anstellung als Lehrer an der Musikschule Dornbirn an den Nagel, wo er ebenfalls ein eigenes Stubenmusik-Ensemble gründete. Er war auch Aufnahmeleiter im Rundfunk, gestaltete zahlreiche Sendungen und rief im Landestrachtenverband die Adventsingen ins Leben. Noch heute greift er fast täglich zur Zither, um „in Schuss“ zu bleiben. Ein Lieblingsstück hat er nicht, aber: „Am meisten verlangt wird der ‚Dritte Mann‘ – wenn du das nicht kannst, kannst du nicht Zither spielen!“

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