Lebensmittelgipfel untersucht Supermarktpreise

Am Montag findet der von Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) angekündigte Lebensmittelgipfel mit Branchenvertretern ab 08.30 Uhr im Sozialministerium statt. Statements sind dann für 10.40 Uhr vorgesehen. Mit dabei sind auch Vizekanzler Kogler (Grüne) und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP). Geladen sind Vertreter des Lebensmittelhandels und weitere Expertinnen und Experten.
Lebensmittelgipfel soll Antworten zu gestiegenen Supermarktpreisen liefern
Kogler, Rauch und Totschnig wollen die Ursachen für die Preissteigerungen diskutieren und mögliche Lösungsansätze finden. Rauch hatte in den vergangenen Wochen mehrfach kritisiert, dass bei Lebensmittelpreisen die Teuerung überdurchschnittlich sei. So sei die Inflation gesamt im März bei 9,2 Prozent gelegen. Für Lebensmittel habe sie aber 14,5 Prozent betragen. Zudem gebe es in Österreich deutlich höhere Preise als in Deutschland, so der Sozialminister.
Branchenvertreter verweisen bei Supermarktpreisen auf Unterschiede zu anderen Ländern
Für den Handel sind die Lebensmittelpreise in Deutschland und Österreich nur bedingt vergleichbar. Handelsvertreter verwiesen auf unterschiedliche Mehrwertsteuersätze, andere Lohnkosten, höhere Transportkosten, mehr regionale und Bio-Lebensmittel in Österreich und eine kleinstrukturierte Landwirtschaft. Auch würden internationale Markenkonzerne in Österreich - einem Markt mit weniger Mengenvolumen - höhere Einstandspreise verlangen als in Deutschland. Landwirtschaftsvertreter verwiesen auch auf die höchste Anzahl an Supermärkten in Österreich im EU-Vergleich pro 100.000 Einwohner.
Die Gewerkschaft will, dass Supermärkte künftig ihre Einkaufs- und Verkaufspreise an eine Beobachtungsstelle melden müssen, die die Gewinne der Lebensmittelhändler kontrolliert. "Dann werden sie sich hüten, Preise ungerechtfertigt zu erhöhen", sagte Helene Schuberth vom ÖGB in der "ZiB 1". Der Ökonom Josef Baumgartner vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) ist allerdings skeptisch, weil das Betriebsgeheimnisse der Produzenten und der Lebensmittel-Handelsketten seien, "und die werden diese Daten nicht freiwillig hergeben".
VKI-Experte Walter Hager berichtete von Anfragen für Preisvergleichs-Apps, dafür müssten die Preise aber öffentlich und in einer Datenbank verfügbar sein. Baumgartner glaubt, dass Preistransparenz im Lebensmittelhandel zu einem Rückgang der Preise führen würde. Das wäre laut Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), für den Handel aber "ein irrer bürokratischer Aufwand".
Wenige Supermarktketten teilen sich Markt in Österreich auf
In den letzten 30 Jahren ist es in Österreich zu einer starken Konzentration bei Supermarktketten gekommen. Ursache dafür waren die Insolvenzen von Konsum (1995) und Zielpunkt (2015) sowie der Verkauf der Meinl- und PAM-PAM-Supermärkte (1999).
Die drei größten Lebensmitteleinzelhändler, Spar, Rewe und Hofer, nahmen laut dem Marktforscher RegioData zusammen zuletzt etwa 84 Prozent des gesamten Marktes ein. Inkludiert man die Nummer 4 und 5, Lidl und M-Preis, kommt der Lebensmittelhandel auf einen Konzentrationsgrad von 95 Prozent. Es bleibe "wenig Spielraum für die restlichen Marktteilnehmer", so Regioplan.
Bundeswettbewerbsbehörde untersucht Supermärkte in Österreich
Die Branche ist schon unter verstärkter Beobachtung der Wettbewerbshüter. Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) startete im Oktober 2022 eine Branchenuntersuchung im Lebensmittelsektor. Mitte März erging eine Online-Befragung an 1.500 Lieferanten der vier größten österreichischen Lebensmitteleinzelhändler. Weiters schickte die BWB an Lebensmitteleinzelhändler Auskunftsverlangen zu Geschäftsdaten. Neben dem Lebensmittelhandel untersuchen die Wettbewerbshüter auch die vorgelagerte Stufe der Lebensmittelverarbeitung. Die Untersuchung des Lebensmittelsektors dauert laut BWB voraussichtlich bis Herbst 2023.
(APA/Red)