AA

"Lass dir nicht erzählen, dass du nicht gut genug bist!"

Christoph Kutzer alias Puma im W&W-Talk über Musik im Ländle, schlechte Noten und seine Mission, die Menschen mit Musik zusammenzubringen.

WANN & WO: Warum nennt man dich Puma?

Jetzt auf VOL.AT lesen

Christoph Kutzer: Als ich geboren wurde, haben mich die Hebammen schön frisiert, aber als ich dann bei Mama ankam, standen meine Haare wieder in alle Richtungen und sie haben mich Pumuckl genannt. Meine Eltern und Geschwister fanden das witzig und haben es verwendet. Ich selbst sagte „Puma“ statt Pumuckl. Der Versuch, mich davon zu überzeugen, dass ich Christoph heiße, ist gescheitert. Darum nennen mich auch heute noch alle Puma.

WANN & WO: Wie wurde aus Skischuhtennis- das Puma-Orchestra?

Christoph Kutzer: Während Corona wurde schnell klar, dass Skischuhtennis in dieser Form nicht mehr wiederkehren wird. Ich wollte aber wieder mit Musik Leute zusammenbringen. So geriet einiges in Bewegung. In der neuen Formation hab ich wieder das Glück, mit großartigen Musikern auf der Bühne stehen zu dürfen.

WANN & WO: Wie hat der Gewinn bei Sound@V die Band beeinflusst?

Christoph Kutzer: Es motiviert extrem, wenn man nach so kurzer Zeit schon solchen Zuspruch erhält. Es ist allgemein schön, dass der Wille da ist, Vorarlberger Musikkultur zu feiern. Die Crew, die Bands, die Veranstaltungshäuser und Kooperationspartner von Sound@V sind Wegbereiter und so ist zum Beispiel die Organisation einer internationalen Tour ein Stück einfacher geworden.

WANN & WO: Wie siehst du die Vorarl­berger Musikkultur?

Christoph Kutzer: Es gibt unglaublich viel zu feiern, denn sie ist extrem vielfältig: Perlen in Musikgenres, von denen ich keine Ahnung habe – von der Klassik und Jazz bis zu Rock und Metal. Ich möchte einen Beitrag leisten, weil wir auch immer unterstützt wurden. Es ist spannend zu sehen, wenn Bands sich über die Jam-Ebene bis auf die Bühne weiterentwickeln. Es gibt die Flaggschiffe Szene Openair, Poolbar-Festival, Conrad Sohm, Spielboden, Musikevents der Gemeinden, aber auch kleinere Bühnen, wie das Tivoli in Dornbirn, das Lexis in Bregenz, das Alte Kino Rankweil, die Remise Bludenz oder die Kammgarn Hard. Es gibt viel Wertvolles im Ländle.

WANN & WO: Wie hast du angefangen, Musik zu machen?

Christoph Kutzer: Ich habe früh gemerkt, dass ich gerne Menschen zusammenbringe. Musik ist dafür eine wunderbare Methode und bald hat sich herausgestellt, dass Lieder entstehen, wenn ich mich an einen Text setze und diesen mit Musik verbinde. Ich habe scheinbar auch ein Talent im Kontakt mit dem Publikum. So habe ich gemerkt, dass ich auch für andere Musik schreiben kann. Irgendwann sind die dann sogar mit einer goldenen Schallplatte vor meiner Tür gestanden.

WANN & WO: Du sprichst das Songwriting für die Fäaschtbänkler an. Hättest du mit so einem Erfolg gerechnet?

Christoph Kutzer: Nicht einmal ansatzweise! Der erfolgreichste Song ist „Partyplanet“, der plattformübergreifend rund 30 Millionen Aufrufe hat. Die goldenen Schallplatten sind nette Souvenirs, aber was wirklich zählt, ist die Freude, dass es Menschen glücklich macht.

WANN & WO: Hast du Musikunterricht genommen?

Christoph Kutzer: Eigentlich nie. Für mich war es mit 15, 16 Jahren eine schwierige Zeit, weil Schule für mich überhaupt nicht funktioniert hat. Ich bin mit so vielen Fünfern aus der Pflichtschule raus, dass in diesen Zeugnissen eigentlich drin steht, dass ich nichts kann. Ich habe da nicht hineingepasst. In meiner Malerlehre hatte ich einen Chef, den Michael, der zu meinem Mentor wurde. Da waren Leute um mich herum, die mehr an mich geglaubt haben, als ich selbst. So konnte ich den Gedanken ablegen, dass ich dumm bin und nichts kann. So konnten viele Sachen entstehen, die ich nicht für möglich gehalten hätte.

WANN & WO: Geht es der heutigen Jugend ähnlich wie dir damals?

Christoph Kutzer: Für manche passt der Rahmen der Schule nicht. Man sollte den Zeugnissen nicht zu viel Glauben schenken. Wenn man mich zwei, drei Jahre länger an die Schulbank gefesselt hätte, weiß ich nicht, ob ich die Kurve gekriegt hätte. Eine Lehre ist nicht schlechter, als eine HTL. Lass dir nicht erzählen, dass du nicht gut genug bist!

WANN & WO: Was für einen Rat würdest du jungen Musikern geben?

Christoph Kutzer: Macht, was euch wichtig ist und Freude macht – und das mit voller Leidenschaft! Ich möchte nicht versuchen, ihnen die Welt zu erklären, sondern ihnen wertschätzend begegnen und mit dem was ich mache eine Inspiration für jene sein, die das möchten.

WANN & WO: Was machst du hauptberuflich?

Christoph Kutzer: In meinem Team beim Land Vorarlberg ist es meine Hauptaufgabe, Vereine zu unterstützen. Für mich ist das ein Traumjob, denn ich habe ständig mit lässigen Menschen zu tun. Dabei sehe ich, wie wir diejenigen am besten unterstützen können, die in Vorarl­berg etwas Gutes auf die Beine stellen. Kooperation ist die Erfolgsstrategie unserer Spezies. In der Vereinsarbeit sieht man dafür tagtäglich Beispiele, wenn ein gemeinsames Ziel verfolgt wird. Da gilt es, einen Rahmen zu schaffen, der eine klare Struktur hat, aber auch Wertschätzung für die Fähigkeit des Einzelnen. Ich staune immer wieder, wie beim Pfadiflohmarkt am vergangenen Wochenende: 700 freiwillig Engagierte machen die Annahme, sortieren, bereiten auf, verkaufen und räumen auf. Sie verkaufen das, was sonst weggeworfen würde. Mit über 20.000 Besuchern werden da in zwei Tagen über 300.000 Euro gemacht, die für Menschen eingesetzt werden, die in Notlagen geraten. Das ist einfach unfassbar geil! Momentan wird aber eher ein Bild gezeichnet, das von Zerrüttung geprägt ist. Es ist eine komische Endzeitstimmung, die keinem weiterhilft. Aber tagtäglich passieren auch wunderbare Dinge, wie der Pfadiflohmarkt. Es gibt Konzerte, wo alle miteinander tanzen. Wir sollten nicht die Zwietracht in den Mittelpunkt rücken, sondern erkennen, dass viele Menschen sehr bemüht sind, miteinander ein gutes Leben zu erschaffen. Da stehen wir in Vorarlberg gar nicht schlecht da, finde ich.

WANN & WO: Was passiert 2024 beim Puma Orchestra?

Christoph Kutzer: In den nächsten Monaten werden wir wieder mehr in die Produktion gehen, um das Live-Programm für die nächste Tour zu entwickeln. Wir machen Studioaufnahmen, es ist ein Album in Arbeit, aus dem 2024 drei Singles mit Musikvideos entstehen sollen. Es wird eine Frühjahr-Sommer-Tour geben in Deutschland, der Schweiz, Liechtenstein und Österreich. Ende des Jahres wird auch wieder die Presilvester-Party stattfinden.

Zur Person: Christoph Kutzer

  • Alter, Wohnort: 41, Dornbirn
  • Laufbahn: Schulversager, Malerlehre, Abendschüler, Uni-Absolvent (Diplom-Ingenieur), Experte für Engagement und Bürgerbeteiligung, Musiker, Sound@V-Award Preisträger (Publikumsliebling), 2x Goldene Schallplatte
  • Familie: 20 Jahre verliebt, 2 Töchter (7 und 9 Jahre)

Hier die ganze WANN & WO-Ausgabe online lesen

Wann_Und_Wo
  • VIENNA.AT
  • Wann & Wo
  • "Lass dir nicht erzählen, dass du nicht gut genug bist!"