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Langeweile und mieses Essen

Zehntausende freiwillige Helfer bei den Olympischen Spielen leiden immer heftiger unter endloser Langeweile, miesem Essen und schlechter Stimmung.

„Zwei von zehn sind weg” berichtete die Athener Zeitung „Apogewmatini” am Montag über eine Massenflucht entnervter Helfer von ihrem Einsatz im Hauptpressezentrum. Beim Organisationskomitee ATHOC will niemand etwas von Problemen wissen: „Von unseren wunderbaren Freiwilligen langweilt sich bestimmt niemand”, sagte ATHOC-Sprecher Michalis Zacharatos auf die Frage nach etwaigen „Aufmunterungs-Pillen” zur Hebung der Moral.

Unter 160.000 Bewerbungen wurden 44.000 „Ethelontés” (griechisch für „freiwillige Helfer”) ausgesucht, die seit eineinhalb Wochen in brütender Hitze an allen Eingängen der Sportstätten stehen und nichts weiter zu tun haben, als bei Bedarf „dahin bitte” zu verunsichert blickenden Olympia-Zuschauern zu sagen. Bei den allgegenwärtigen Sicherheitskontrollen fungieren die überwiegend jungen Helfer nur als „Garnierung” für die professionellen Sicherheitsleute. „Wir sind vor allem dazu da, freundlich zu sein”, berichtet eine deutsche Philosophiestudentin über ihren Einsatz beim Beachvolleyball-Turnier.

Einhelliges und begeistertes Lob von Sportlern, Offiziellen, Medien und Zuschauern über die nie erlahmende Freundlichkeit hilft den Helfern aber immer weniger über ihren Frust im Olympia-Alltag hinweg. „Das Essen mit immer nur Sandwich ist schon reichlich monoton”, sagt der Athener Politologie-Student Georgios Monogioudis (22), bisher nicht geflüchteter Helfer im Pressezentrum. Die Organisatoren hätten das Problem der Langeweile durch die Anheuerung von viel zu vielen Freiwilligen noch verschärft.

Dass er als Gegenleistung weder einen Cent Entlohnung noch eine einzige Freikarte für Sportwettbewerbe bekommt, stört ihn weniger, weil das vorher klar war. Aber der perfekt Deutsch sprechende Student muss nach durchstandener Monotonie mit miesem Essen noch mehr aushalten: Als er mit selbst gekauftem Ticket zum Handball ging, durfte er nicht im einheitlichen T-Shirt der Helfer Platz nehmen. Fernseh-Leute ordneten eine neutrale Oberbekleidung an, weil sie keine Olympia-Helfer als Olympia-Zuschauer im Bild haben wollten.

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