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Lagumdzija im Kreuzfeuer der Kritik

Nach der Rückkehr von drei aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo freigelassenen Algeriern, die auch bosnische Staatsbürger sind, nach Sarajevo, mehren sich die Vorwürfe gegen den Chef der oppositionellen Sozialdemokratischen Partei (SDP), Zlatko Lagumdzija.

Als bosnischer Premier soll er im Jahr 2002 die Auslieferung von fünf Algeriern an die USA trotz einer Verfügung des Obersten Gerichtes ermöglicht haben, das aus Mangel an Beweisen ihre sofortige Haftentlassung angeordnet hatte.

Die gesetzwidrige Auslieferung der Algerier sei eine “historische Schande” für Bosnien-Herzegowina. Ihre Rückkehr würde nun die Tür für neue Gerichtsverfahren in Sarajevo öffnen, meinte Muhamed Filipovic, einer der führenden bosnischen Historiker und Philosophen, am heutigen Donnerstag gegenüber der Tageszeitung “Dnevni avaz”. “Bosnien hat mit der Auslieferung der Algerier gegen seine Gesetze, Verfassung und internationale Konventionen verstoßen”, stellte Filipovic fest.

“In der zivilisierten Welt wäre es normal, dass jemand für die Verletzung von Gesetzen und Missachtung einer Gerichtsentscheidung zur Verantwortung gezogen wird”, ist auch der Chef des Helsinki-Komitees für Menschenrechte in Bosnien, Muhamed Dzemidzic, überzeugt. Seine Organisation war vor sieben Jahren vergeblich bemüht, die Auslieferung der Algerier zu verhindern.

“Es gibt gar keinen Unterschied zwischen dem (mutmaßlichen) Kriegsverbrecher Radovan Karadzic (ehemaliger Präsident der bosnisch-serbischen Republik) und den demokratischen Verbrechern wie Lagumdzija”, zeigte sich der Chef der kleinen Bosnischen Partei (BOSS), Mirnes Ajanovic, überzeugt.

Medien spekulieren unterdessen darüber, dass die Algerier nun vom bosnischen Staat eine Entschädigung für die siebenjährige Gefangenschaft in Guantanamo fordern könnten. Die drei Algerier waren nach einer Entscheidung eines US-Bundesrichters entlassen worden. Er hatte die Inhaftierung von insgesamt fünf Algeriern für unrechtmäßig erklärt.

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