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Kunstkauf im Schützengraben: Belvedere zeigt "Prinz Eugen"

Bis zum 6. Juni ist die Ausstellung namens "Prinz Eugen. Feldherr Philosoph und Kunstfreund" im Belvedere zu sehen.
Video zur Ausstellung

Vor Lille war Prinz Eugen (1663-1736) mit seiner Armee stationiert, die Schlacht vor sich, und schrieb einen Brief: Details für die Fertigung seines Wappens wolle er noch einmal durchgeben, heißt es darin. Anderswo bereitete der Feldherr auf Feldzug brieflich seinen nächsten Kunstkauf vor, oder informierte sich über die artgerechte Haltung neu erworbener, exotischer Tiere. Mit 280 Objekten zwischen Korrespondenz und Kunstschätzen in der Ausstellung “Prinz Eugen. Feldherr Philosoph und Kunstfreund” steht das Belvedere ab morgen, Donnerstag, bis zum 6. Juni ganz im Zeichen seines vielseitigen Bauherren.

Die Autographen – in einem Booklet zum Mitlesen zusammengefasst – bilden eine Leitlinie der Groß-Ausstellung, die sich vom Unteren Belvedere bis in die Orangerie und mit den Kupferstichen Salomon Kleiners, die die Belvedere-Räumlichkeiten zu des Prinzen Zeiten abbilden, auch bis ins Obere Belvedere erstreckt. Denn das, was über die üblichen üppigen Porträt- und Schlachtgemälde hinausgeht, erschließt sich hier vor allem in kleinteiliger Lesearbeit: Briefe und Dokumente, zugeordnet ihrem biografischen Kontext, gewähren einen Blick in das komplexe Gefüge von Diplomatie, Sammlerleidenschaft und kriegerischem Scharfsinn, die Prinz Eugen “keinem Klischee entsprechen lassen”, wie Kuratorin Marie-Louise von Plessen bei der heutigen Pressekonferenz betonte.

“Er war ein intensiver Mensch, ungeheuer penibel, hässlich, und eine Networker par excellence.” Von Leibniz ließ er sich die Bibliothek kategorisieren, vom Kaiser mit Verwaltungs-Aufgaben betrauen, vom europäischen Adel kaufte er Kunst. “Ich habe das Meine durch Soldaten erworben”, pflegte er über seinen Reichtum zu sagen, der die einmalig große Gemäldesammlung, seine Schlösser sowie die kostbare Biblioteca Eugeniana umfasste.

Dass seine so ausgesucht zusammengetragene Sammlung verloren ging, macht die Ausstellung trotz ihrer wertvollen Leihgaben schmerzlich bewusst. Die Erbin Viktoria verkaufte alles, ließ etwa die Gemäldesammlung “mit zwölf Ochsenkarren und zehn Pferdefuhrwerken” zu ihrem Onkel Karl Emmanuel III. nach Turin bringen – von dort wurden einige Bilder, heute von der Galleria Sabauda verwahrt, nun an das Belvedere geliehen. “Es ist fast rührend, dass ein Teil seiner Gemälde nun wieder hier in situ in seinem Schloss hängt”, befand Direktorin Agnes Husslein-Arco.

Nicht nur das “Bilder-Zimmer”, nach Kleiners Kupferstichen in der Orangerie rekonstruiert, weist allerdings viele Leerstellen auf: 60 Leihgeber aus zwölf Ländern, darunter der Louvre mit Gerard Dous “Wassersüchtiger Frau”, imponieren zwar mit ihren Objekten aus dem heute weit verstreuten Besitz des Prinzen, aber sie machen auch deutlich, wie sehr diese Kunstschätze einst nur ein Bruchteil seines gewaltigen Besitzes gewesen sein müssen. Das eindrucksvollste und vielsagendste Exponat der Ausstellung bleibt deshalb das Schloss Belvedere selbst.

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