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Kunsthaus Bregenz: In zehn Jahren über 80 Projekte

Bregenz - Das Kunsthaus Bregenz (KUB) feiert in den kommenden Tagen sein zehnjähriges Bestehen, unter anderem mit Performances im schädelförmigen "Theatrum Anatomicum" des Künstlers Paul Renner.

In den zehn Jahren setzte das KUB über 80 Projekte und rund 700 Veranstaltungen um. Jährlich kamen 50.000 bis 60.000 Besucher in das Museum, berichtete KUB-Direktor Eckhard Schneider am Freitag auf einer Pressekonferenz.

Das Kunsthaus sei eines der wichtigsten Häuser Europas geworden, so KUB-Direktor Schneider. Als Gründe dafür nannte er die Architektur, die inhaltliche Konzeption, die Angliederung an die Vorarlberger Kulturhäuserbetriebsgesellschaft sowie das Bekenntnis der Vorarlberger Bevölkerung und der Wirtschaft zum KUB. Dieses Bekenntnis „erlaubt uns erst, diese Spitzen zu erreichen, die wir erreichen“, bedankte sich Schneider. „Wir machen heute eine Zäsur und wissen, wir sind im Strom, es geht weiter“, betonte der Direktor. Das Haus soll laut Schneider noch stärker in der Region verankert werden, man werde auf diesem Weg weitergehen.

Der Vorarlberger Landesstatthalter Markus Wallner (V) erklärte, das KUB sei nach zehn Jahren „auf einem guten Weg angelangt“ und erinnerte an die öffentliche kritische Diskussion des Projekts Kunsthaus zu seiner Entstehungszeit. Das von dem Schweizer Architekten Peter Zumthor gebaute Museum sei ein „Leitobjekt“, so Wallner. Das KUB sei ein „renommiertes Haus mit beachtlicher internationaler Ausstrahlung“.

Laut Artur Vonblon, Geschäftsführer der 1997 gegründeten Kulturhäuserbetriebsgesellschaft, liegt das heurige KUB-Budget bei 3,3 Mio. Euro, davon bringe das KUB durch Sponsoren und den Betrieb 1,4 Mio. Euro selbst auf. Vonblon betonte die Bedeutung von Kooperationen für das KUB und erklärte, man gehe mit öffentlichen Mitteln „sehr sensibel“ um.

Gefeiert wird von heute, Freitag, bis 13. Juli im „Theatrum Anatomicum“. Paul Renner habe in seiner Arbeit die verschiedenen Formen seiner Arbeit in einer kulminiert, so Schneider. Schneider betonte, dass Renner das Projekt finanziell „selbst geschultert“ habe. Renner erklärte, er bringe die Grundidee, dann brauche er Künstler. Am Anfang stand laut Renner eine zwölf Zentimeter große Zeichnung des Logos. Daraus erarbeitete der Wiener Architekt Gundolf Leitner einen Plan, der dann von Vorarlberger Firmen umgesetzt worden sei. Die unten zusammenlaufende Konstruktion und die Bespannung, die laut den Vorgaben des Künstlers einer Wursthaut ähneln sollte, stellten für die ausführenden Firmen eine Herausforderung dar.

Während die Holzbauer mit der schwierigen statischen Umsetzung der Zeltkonstruktion zu kämpfen hatten, habe er sich drei Monate der Inhaltsplanung gewidmet, so Renner. In das Projekt sind rund 200 Leute eingebunden, wie Renner bei einer Presseführung durch die Zeltkonstruktion berichtete. Das „Theatrum“ war am Freitag noch nicht ganz fertig, „das ist aber auch das Spannende daran“, fand Renner. Erst am 13. Juli zum Finale des „Theatrum“ werde die Idee des Ganzen zu sehen sein.

Im „Theatrum Anatomicum“ des Vorarlberger Künstlers Paul Renner feiert das Kunsthaus Bregenz (KUB) von bis 13. Juli sein zehnjähriges Bestehen. Das „Theatrum“, eine zwölf Meter hohe Konstruktion aus gebogenen Hölzern und einer wursthaut-ähnlichen Bespannung, dient dabei laut KUB als Ort des Handelns. Der Ort verschmilzt gemeinsam mit den dort stattfindenden Performances, unter anderem von Hermann Nitsch, zu einem Gesamtkunstwerk.

Essbare Skulpturen, Lachgas-Experimente, ein Vortrag über den Tod, Ton-Film-Projektionen der Artistengruppe „zierKuss“, japanische Sushi-Meister und die Uraufführung einer Auftragskomposition von Alexander Moosbrugger – das ist nur eine kleine Auswahl dessen, was die Besucher unter den Bezeichnungen „Gas Night“ (heute, Freitag), „Live Dissection“ (7. Juli), „Hypernerotomachia Poliphili“ (9. Juli), „Riten der Selbstauflösung“ (10. Juli), „Dead and Gone“ (12. Juli) und „Das Orgien Mysterien Theater und das Theatrum Anatomicum“ (13. Juli) erwartet. Die Besucher werden in der 133 Personen fassenden Zeltkonstruktion platziert, um an künstlerischen Vorführungen und speziellen Speisenfolgen experimentell arbeitender Küchenchefs teilzuhaben.

Am Freitagabend stand ein kulinarisches und künstlerisches Experiment der Künstler Mike Jay und des Kochs Carles Abellan mit Lachgas auf dem Programm. Am 7. Juli findet am Vormittag die Zehn-Jahres-Feier des KUB im Theater am Kornmarkt statt. Erwartet wird neben KUB-Architekt Peter Zumthor auch KUB-Gründungsdirektor Edelbert Köb. Zudem präsentiert das Kunsthaus Filmdokumente der Ausstellungen seit 1997 und gibt ein Jubiläumsmagazin heraus. Zur Feier des Tages ist die Ausstellung „Mythos“ gratis zu besuchen. Die Veranstaltung an diesem Abend im „Theatrum“ soll zur „Nacht der Sektion“ werden. Medlar Lucan und Durain Gray öffnen in ihrer Performance gemeinsam mit Bernie Rieder und Pablo Meier-Schomburg vom Wiener Restaurant „das turm“ verschiedene Körper.

Am 9. Juli sind im „Theatrum“ essbare Skulpturen zu sehen, zur Uraufführung der Komposition von Alexander Moosbrugger durch das Kammerensemble „Neue Musik“ aus Berlin kocht der Vorarlberger Erwin Kaspar. Um Einbalsamierung geht es am 10. Juli in den Kochkünsten von Adi Bittermann, die von der kolumbianischen Sängerin Lucia Pulido und einem Vortrag von Gerald Matt begleitet werden. Am 12. Juli stehen Tötungsrituale im Mittelpunkt des Gesamtkunstwerks. Koch Martin Real kocht mit japanischen Sushi-Meistern, Chef auf der Bühne ist Fritz Ostermayer, dazu spielt das Quintetto Nitsch aus Sizilien. Zum Finale am Freitag, den 13. Juli, werden Hermann Nitsch und sein ehemaliger Assistent Paul Renner in einer gemeinsamen Aktion die Anatomie der Körper und Speisen inszenieren, ein “ästhetisches Ritual der Existenzverherrlichung“, wie es in der Ankündigung heißt.

S E R V I C E

„Theatrum Anatomicum“ von Paul Renner, Kunsthaus Bregenz von 6. Juli bis 13. Juli 2007 – täglich geöffnet von 10.00 bis 18.00 Uhr; Vorreservierung via E-Mail an office@paulrenner.net; Preis pro Person inkl. Darbietungen mit Essen und allen Getränken: 125 Euro, Carles Abellan Night am 6. Juli: 200 Euro; parallel zum „Theatrum“ wird die KUB-Ausstellung „Mythos“ täglich von 10.00 bis 20.00 Uhr geöffnet sein;

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