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"Kuhhandel" begeisterte

Nicht enden wollender Beifall und Bravo-Rufe der begeisterten Besucher im ausverkauften Kornmarkttheater waren am Freitagabend der verdiente Lohn für Darsteller und Verantwortliche des "Kuhhandel" bei den Bregenzer Festspielen.  

Schwungvoll und mit viel Witz und Charme von Festspiel-Intendant David Pountney inszeniert, war die Premiere der neuen Operetten-Serie bei den Bregenzer Festspielen ein Fest für alle Sinne.

Die Handlung gefällt, weil sie in ihrer Aktualität altbekannt ist: Es regiert die Geldgier. Roberto Gionfriddo als verschlagener und opportunistischer Berater Ximenez muss Christoph Homberger als gutmütigen Präsidenten des Karibik-Staats Santa Maria von der Notwendigkeit einer „Wohlstandssteuer“ überzeugen. Das Geld wird benötigt, um mit Johannes Martin Kränzle, der den US-amerikanischen Waffenhändler Jones darstellt, ins Geschäft zu kommen. Jederzeit mitmischen möchte auch der „starke Mann“ Rolf Haunstein als General Garcia Conchaz. So zieht Ximenez durch die Lande und beschlagnahmt eine Kuh, das gesamte Vermögen von Alexander Kaimbacher und Nataliya Kovalova, Juan und Juanita. Mit der Kuh kommt dem Liebespaar Juan und Juanita aber die Basis ihrer Hochzeit abhanden.

Die versierte Darstellung der unterschiedlichen Charaktere gelingt den Künstlern geradezu perfekt. Nahtlos und jederzeit stimmig gehen die inhaltlichen und musikalischen Übergänge vor sich und machen dem Publikum das Mitleben leicht. Unter dem Dirigat von Christoph Eberle vermag die Musik des Vorarlberger Symphonieorchesters ebenso zu begeistern wie die dargebotenen Tanzeinlagen. Für die Choreografie zeichnet Craig Revel Horwood verantwortlich. Besondere Erwähnung verdient außerdem die Ausstattung von Duncan Hayler.

Mit vielen witzigen Ideen und Anspielungen überzeugt der „Kuhhandel“ von Anfang bis Ende durch seine Leichtigkeit. Da ist der Präsident, der auf einem in der Höhe schwebenden Sofa thront und sich ausgestreckt daliegend eine Zigarette gönnt, während unter ihm auf der Bühne Existenzen zerbrechen. Nach der Pause steigen die Darstellerinnen von der Bühne herab und entführen das Publikum auf schrille Weise in ein Bordell. Und während Juan verzweifelt, schläft der General nebenan, quasi in einer anderen Welt, seinen Rausch aus.

Das Stück endet im Guten. Juan hat den General geohrfeigt und soll erschossen werden, doch funktionieren die von Jones gelieferten Gewehre nicht. Deshalb wird auch der Krieg abgeblasen. Und Juan und Juanita bekommen ausgerechnet von jenen das Geld für eine neue Kuh, die es ihnen zunächst – direkt oder indirekt – genommen haben.

Kurt Weill begann mit den Arbeiten am „Kuhhandel“ im Februar 1934, doch wurde die deutschsprachige Fassung in der ursprünglich geplanten Form nicht vollendet. 1935 kam die zunächst zweiaktige Operette als dreiaktiges Musical „A Kingdom for a Cow“ in London zur Aufführung und fiel durch. Am „Kuhhandel“ arbeitete Weill nicht mehr weiter. Die Bregenzer Inszenierung basiert auf einer Rekonstruktion der ursprünglichen Operette, die von Lys Symonette 1978 vorgenommen wurde. Sie wird das Bregenzer Festspielpublikum bis zum 22. August noch fünf Mal begeistern.


Informationen zu den Bregenzer Festspielen:

  • www.bregenzerfestspiele.at
  • VIENNA.AT
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