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Kronprinzessin Leonor überreichte "spanische Nobelpreise"

Kronprinzessin Leonor bei Festakt für "spanische Nobelpreise"
Kronprinzessin Leonor bei Festakt für "spanische Nobelpreise" ©APA/AFP
Die spanische Kronprinzessin Leonor hat am Freitagabend in der nordspanischen Stadt Oviedo die renommierten Prinzessin-von-Asturien-Preise verliehen. Die als "spanischen Nobelpreise" geltenden Auszeichnungen werden jedes Jahr in acht verschiedenen Sparten vergeben. Mit dem Literaturpreis wurde heuer der spanische Schriftsteller Eduardo Mendoza bedacht. Die Jury hob seinen "entscheidenden Beitrag zur spanischsprachigen Literatur der vergangenen fünfzig Jahre" hervor.

Der Kunstpreis ging an die mexikanische Fotografin Graciela Iturbide. Ihre sechzigjährige Karriere umfasst prägende Arbeiten über indigenen Völker in Mexiko, Madagaskar und Kuba. Sie gilt als eine der zentralen Stimmen der Fotografie in Lateinamerika. Ihre Bilder erforschen Identität, Kultur und soziale Dimensionen mit großer künstlerischer Kraft.

Das mexikanische Nationalmuseum für Anthropologie erhielt die Auszeichnung in der Sparte Eintracht und Frieden. Das Museum habe maßgeblich für das Verständnis von kulturellem Erbe und Vielfalt beigetragen.

Unterdessen wurde der deutsch-koreanische Philosoph Byung-Chul Han in der Sparte Kommunikation als einer der "bedeutendsten zeitgenössischen Philosophen" geehrt, der sich immer wieder mit den Problemen der heutigen Gesellschaft auseinandersetze. Mit seinen Schriften über die aktuellen apokalyptischen Szenarien mit Kriegen, Klimakatastrophen und wirtschaftlicher Unsicherheit wurde Byung-Chul Han zu einem der populärsten, aber auch umstrittensten Kultur- und Kapitalismuskritiker der Gegenwart.

Byung-Chul Han warnt zunehmender sozialer Angst

Auch während seiner Preisrede warnte er vor der zunehmenden Angst vor sozialem Abstieg, der bereits die Mittelschicht erreicht habe und die Menschen in die Arme von Autokraten und Populisten treibe. Auch erwähnte er die Gefahren der Digitalisierung: "Das Smartphone kann ein sehr nützliches Werkzeug sein. Doch in Wirklichkeit sind wir zum Werkzeug des Smartphones geworden." Ähnlich stehe es um die sozialen Medien: "Sie hätten ein Medium für Liebe und Freundschaft sein können. Doch in ihnen herrschen Hass, Fake News und Aggression."

Der US-Soziologe Douglas Massey erhielt für seine Arbeiten über Migrationsströme von Mexiko in die USA den Preis für Sozialwissenschaften. Die US-Genetikerin Mary-Claire King wurde für ihre Entdeckung des Gens BRCA1 im Zusammenhang mit erblichen Brust- und Eierstock¬krebserkrankungen im Bereich Forschung und Technik ausgezeichnet. Der Preis in der Sparte Sport ging an die US-Tennisspielerin Serena Williams. Die Jury hob ihre beeindruckende sportliche Bilanz sowie ihren öffentlichen Einsatz für Gleich¬stellung der Geschlechter hervor.

Der Preis für internationale Zusammenarbeit ging an Mario Draghi. Als ehemaliger Präsident der Europäischen Zentralbank und später als Regierungschef Italiens sei er eine Schlüsselfigur für die Verteidigung der europäischen Integration gewesen und habe maßgeblich bei der Stabilisierung der Grundwerte der EU beigetragen, hieß es.

Grundwerte, die Draghi heute in Gefahr sieht: "Fast alle Prinzipien, auf denen die Union gegründet wurde, stehen unter Druck", sagte er bei der Preisvergabe. "Wir glaubten, Diplomatie könne die Grundlage unserer Sicherheit sein, und doch erleben wir die Rückkehr harter militärischer Macht. Wir haben uns verpflichtet, beim Klimawandel verantwortungsvoll voranzugehen, doch wir sehen zu, wie andere zurückweichen, während wir die immer höheren Kosten tragen. Die Welt um uns herum hat sich grundlegend verändert, und Europa tut sich schwer, darauf zu reagieren."

Draghi meinte, es brauche ein "Europa, in dem junge Menschen ihre Zukunft sehen, ein Europa, das sich nicht unterkriegen lässt, ein Europa, das nicht aus Angst vor dem Niedergang handelt, sondern aus Stolz auf das, was es noch erreichen kann."

Kronprinzessin: "Demokratie statt Intoleranz, Rechtsstaatlichkeit statt Machtmissbrauch"

Kronprinzessin Leonor schloss sich in ihrer Rede diesen Gedanken an. Es sei sinnvoll, die Werte zu schützen und zu verteidigen, welche die Menschheit definieren und leiten. "Ihnen zu vertrauen bedeutet, auf Freiheit statt Angst, auf Gerechtigkeit statt Willkür, auf Demokratie statt Intoleranz, auf Rechtsstaatlichkeit statt Machtmissbrauch und auf Menschenrechte statt Gleichgültigkeit zu vertrauen", betonte die Prinzessin von Asturien in ihrer Rede.

Die Prinzessin-von-Asturien Preise sind nach der spanischen Thronfolgerin benannt und werden alljährlich im nordspanischen Oviedo vergeben. Die Preisträger erhalten jeweils 50.000 Euro und die Nachbildung einer Statue von Joan Miró.

(APA)

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