AA

Kroatien: Keine Truppen nach Bosnien

Medienberichte über geplante Truppenentsendungen nach Bosnien-Herzegowina haben Kroatien aufgerüttelt: Aus Zagreb kommt ein heftiges Dementi.

Die US-amerikanische Tageszeitung “New York Times” (NYT) hatte am Donnerstag angesichts aktueller Unabhängigkeits-Bestrebungen bosnisch-serbischer Politiker derartige Spekulationen angestellt.

Eine mögliche Truppenentsendung war vom Bosnien-Spezialist des “Balkan Investigative Reporting Network” in Sarajevo, Srecko Latal, in dem Zeitungsartikel zur Sprache gebracht worden. Die 2.000 Friedenssoldaten der Europäischen Union würden seiner Meinung nach nicht ausreichen, um eventuell ausbrechende Kampfhandlungen einzudämmen. Auf eine mögliche Unabhängigkeitserklärung der bosnischen Republik Srpska würden auch die bosnische Muslimen mit Waffengewalt antworten.

Im schlimmsten Falle würde Kroatien dann mit einer Entsendung von Soldaten reagieren, so der Experte. Das kroatische Außenministerium wies die Aussagen Latals scharf zurück. “Kroatien wird sich unter keinen Umständen dazu entscheiden, seine Armee nach Bosnien-Herzegowina zu senden”, sagte Ministeriums-Sprecher Mario Dragun am Wochenende in einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur Hina. Der Artikel der “NYT” sei so vordergründig, dass es nicht wert sei, ihn zu kommentieren.

Kroatien unterstütze die Souveränität und territoriale Integrität Bosnien-Herzegowinas mit seinen drei Völkern, den Bosniaken (Muslimen), Kroaten und Serben. Entsprechend hatte sich am Freitag schon Staatspräsident Stjepan (Stipe) Mesic geäußert. “Bosnien-Herzegowina kann und muss funktionieren”, unterstrich Mesic sein Eintreten für den Gesamtstaat. Keine der ethnischen Gruppen habe ein Recht sich abzuspalten.

Gespaltenes Land

Die ehemalige jugoslawische Teilrepublik Bosnien-Herzegowina wurde nach Ende des Bosnien-Krieges (1992-95) im Vertrag von Dayton in die Serbische Republik (Republika Srpska) und die Bosniakisch-Kroatische Föderation aufgeteilt. Die beiden Landesteile werden durch zentrale Institutionen zusammengehalten, die jedoch nicht sehr einflussreich sind. Der Friedensvertrag erlaubt ihnen keine Trennung.

Eine Verfassungsreform soll nun durch eine Stärkung der Bundesebene das seit langem blockierte Land wieder funktionsfähig machen. Die Serben, die rund ein Drittel der Bevölkerung ausmachen, fordern aber mehr Eigenständigkeit auf Kosten der Zentralorgane. Der Regierungschef des serbischen Landesteils, Milorad Dodik, will in der neuen Verfassung das Recht der Serben verankern, sich vom bosnischen Gesamtstaat abspalten zu dürfen.

  • VIENNA.AT
  • Moj Bec News
  • Kroatien: Keine Truppen nach Bosnien
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen