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Kritik nach Finanzskandal im Wiener Burgtheater: "Finde das schamlos"

Tomas Zierhofer-Kin ärgert sich über den Burgtheater-Skandal.
Tomas Zierhofer-Kin ärgert sich über den Burgtheater-Skandal. ©APA
Tomas Zierhofer-Kin, der Leiter des donaufestivals, ärgert sich über den aktuellen Finanzskandal im Wiener Burgtheater: "Man muss einmal klar feststellen, dass das Geld, das wir bekommen, nicht uns gehört, sondern dass wir alle treuhändische Verwalter von öffentlichem Gut sind", so Zierhofer-Kin. "Ich finde das schamlos."
Prüfbericht ist öffentlich

Die Situation ist für den Leiter des renommierten Musik- und Performancefestivals in Krems, das im April seine zehnte Ausgabe feiert, symptomatisch für ähnliche Entwicklungen in der Gesellschaft. “Es ist nicht die Kassierin im Supermarkt, die 700 Euro verdient und dort eine Schokolade mitgehen lässt, sondern es sind jene Leute, die eh schon wahnsinnig viel verdienen, die dann entweder sich selbst bereichern oder, im Falle von Häusern mit viel Geld, dieses Geld in den Sand setzen.”

Schieflage der Mittelvergabe vermutet

Im Kulturbereich ortet Zierhofer-Kin zudem eine grundsätzliche Schieflage in der Mittelvergabe. “Was besonders eklig ist, wie wenige große Betriebe so viel Geld verschlingen, während rundherum schon das Sterben anfängt.” Es gehe der Politik offensichtlich nicht darum, strukturell ein gewisses Kunstleben aufrecht zu erhalten, sondern nur darum, einige wenige Repräsentationsbetriebe zu erhalten. “Das wird uns mit der Dauer allen auf den Kopf fallen.”

Kritik von Tomas Zierhofer-Kin

Gerade für die großen Theaterhäuser oder die Staatsoper würden in Österreich “unproportional viele Mittel ausgegeben”, kritisiert Zierhofer-Kin, “für etwas, das höchstens Wellnesscharakter hat” und sich über Besucherzahlen zu legitimieren versuche. “Quote ist aber ein völlig kunstfernes Prinzip.” Es gehe um das Kunststück, möglichst viele zu begeistern und dennoch inhaltlich etwas zu bewirken. “Wenn jemand Quote hat, dann braucht er keine Kulturförderung.”

Inhaltlich lässt der donaufestival-Chef kein gutes Haar an den Bundestheatern. “Das ist wirklich eine Frechheit, was die aufführen, das muss ich ehrlich sagen.” In dem Moment, in dem die Kunst in “dieses bürgerliche Fahrwasser aus Geld und Repräsentation” gerate, sei sie meist “nur mehr eine leere Hülle, ein Kartoffelsack”. Zierhofer-Kins Fazit: “Ich wäre da sehr radikal im Abstellen diverser Förderungen, die das meiste Geld verschlingen.”

Burgtheater droht Millionenverlust

Dem Burgtheater droht aktuell ein Verlust von 8,3 Millionen Euro für die Saison 2012/13. Wegen des Verdachts auf Urkunden-, Beweismittel- und Bilanzfälschung, Geldwäsche und Untreue wurde die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Die beschuldigte ehemalige Vize-Direktorin Silvia Stantejsky bestreitet alle Vorwürfe und hat gegen ihre Entlassung Klage eingereicht. Der aktuelle Prüfungsbericht in der Causa ist öffentlich einsehbar. (APA)

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