Kritik am Prüfsystem wächst – Betroffene berichten von Willkür und hohen Kosten

Die Recherchen der VN zur "Causa Führerschein" haben eine Lawine an Reaktionen ausgelöst. Seither erreichen die Redaktion beinahe täglich neue Rückmeldungen – viele davon eindringlich, emotional und mit einem gemeinsamen Kern: Wiederholte Fahrprüfungen, fragwürdige Bewertungen – und Kosten, die junge Menschen oder ihre Familien in finanzielle Bedrängnis bringen. Was Betroffene erzählen, ist oft kaum zu glauben. Mehr dazu gibt's im VOL.AT-Premiumbereich.
Eine Mutter berichtet etwa, dass der Führerschein ihrer Tochter vor zwei Jahren noch rund 2000 Euro gekostet habe. Weil sie mehrmals zur Prüfung antreten musste, seien zusätzliche Fahrstunden und Prüfungsgebühren angefallen. Am Ende habe ihre Tochter rund 4000 Euro bezahlt, so die Mutter.
Ein anderer Betroffener schreibt, er habe sich gut vorbereitet gefühlt, sei aber wegen eines Fehlers durchgefallen, den er selbst als "unverhältnismäßig" empfinde.
"Ich wurde wegen eines schweren Fehlers durchfallen gelassen, der aus meiner Sicht nicht gerechtfertigt war."
Subjektive Eindrücke aus der Praxis
Mehrere Fahrschüler berichten, dass sie erst nach mehreren Versuchen zur Lenkberechtigung gekommen seien. Eine junge Frau schildert, sie sei viermal bei der A1-Motorradprüfung durchgefallen. Beim fünften Versuch – dieses Mal bei einem anderen Prüfer – habe es geklappt.
Nach ihren Angaben habe ihre Fahrlehrerin gesagt, dass Fehler bei Prüfungen kaum mehr toleriert würden und das Ergebnis auch vom Prüfer abhängen könne. Bestehe man früh, bringe das wirtschaftlich weniger als Wiederholungen – so die Einschätzung der Fahrschülerin. Eine unabhängige Bestätigung dieser Aussage liegt nicht vor.
Auch über die sogenannten technischen Fragen zu Beginn der praktischen Fahrprüfung berichten einige Prüflinge mit Unverständnis. Eine junge Frau berichtet, sie sei mit einem "mittleren Fehler" abgestraft worden – weil sie nicht sagen konnte, wie viele Markierungen ein Ölmessstab hat. Eine Zahl, die laut ihrer Fahrschule nicht prüfungsrelevant sei.
Ein weiterer Leser berichtet, er habe während seiner eigenen Prüfung mitgehört, wie ein Prüfer zu einem anderen Kandidaten gesagt habe: "Heute bist du mein Joker." Die Redaktion konnte diese Aussage bislang nicht unabhängig verifizieren. Der Leser selbst gibt an, bei dieser Prüfung nicht bestanden zu haben.
Fahrschul-Sprecherin fordert transparente Abläufe
Barbara Germann-Frener, Sprecherin der Vorarlberger Fahrschulen, betont im Gespräch mit den "Vorarlberger Nachrichten":
"Missstände dürfen nicht auf dem Rücken der Fahrschüler ausgetragen werden."
Sie fordert volle Aufklärung und transparente Abläufe, um das Vertrauen in das Prüfungswesen zu stärken – auch im Sinne der Fahrschulen, die zunehmend mit Verunsicherung bei ihren Kunden konfrontiert seien.

Politische Initiative durch NEOS
Mittlerweile reagiert auch die Politik: Die NEOS haben eine parlamentarische Anfrage eingebracht – unter dem Titel:
"Führerscheinprüfungen in Vorarlberg: Zufall, Willkür oder System?"
Fabienne Lackner, Jugendsprecherin der Neos, erklärt: "Wir erwarten uns eine lückenlose Aufklärung – jeder Verdacht auf Willkür bei Führerscheinprüfungen muss ernst genommen und transparent aufgeklärt werden. Wenn Zahlen für 2024 nicht herausgegeben werden, entsteht der Eindruck, dass etwas unter den Teppich gekehrt wird – das darf nicht sein."
Zudem sollen die Ergebnisse, der 2024 eingerichteten Arbeitsgruppe, nun offengelegt werden, so Lackner.
(VOL.AT)
Hinweis der Redaktion
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