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Kritik am Flop der "Csardasfürstin"

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Das Wiener Kontrollamt kritisiert hohe Verluste bei Freiluftaufführungen der Operette "Die Csardasfürstin", die im Vorjahr von der Stadthalle im Prater verantwortet wurden.

Die Auslastung betrug mit 7.837 Zuschauern (davon 5.092 zahlende Besucher) nur 22 Prozent, der Verlust lag mit 713.361 Euro um 278.361 Euro höher als erwartet. Das Kontrollamt empfiehlt „verbesserte Verträge sowie realistische Planungsrechnungen“.

Bereits im Jahr 2004 hatte es in der revitalisierten Trabrennbahn Krieau im Prater mit Unterstützung der Stadt ein Operetten-Open-Air gegeben. Da „Die Zirkusprinzessin“ nur zu 18 Prozent ausgelastet war, die Stadt den Veranstaltungsort aber weiter bespielen wollte, wurde die Stadthalle mit der Durchführung betraut.

In der Folge wurde ein Vertrag mit – wie es im Kontrollamtsbericht heißt – „Herrn H. als Inhaber des Einzelunternehmens ’O.’“ abgeschlossen. Namentlich wird die Person in dem der APA vorliegenden Bericht nicht genannt. Es ist aber bekannt, dass die Veranstaltungen 2004 und 2005 von Heinz Hellberg inszeniert wurden.

Das Vorhaben erwies sich als Misserfolg: Statt der erwarteten 41 Prozent betrug die Auslastung der 15 Vorstellungen zwischen 28. Juli und 27. August 2005 „trotz intensiver Werbebemühungen“ nur 22 Prozent. Außerdem stiegen die Kosten. Weil die Stadthalle befürchtete, Forderungen aus dem Vorjahr übernehmen zu müssen, wurde die Veranstaltung auf den Parkplatz der Krieau verlegt, wofür man eigens Tribünen besorgen musste.

Mit „Herrn H.“, dem Intendanten, vereinbarte die Stadthalle eine Ausfallshaftung in Höhe von 185.000 Euro. Statt diese Forderung mit eigenen Verbindlichkeiten zu kompensieren, gestand die Stadthalle ihm dabei eine Ratenzahlung zu. Er erhielt für Bühnenbild, Aufführung und Tantiemen 190.304,10 Euro – und das, obwohl die Bedingung der Ratenvereinbarung, nämlich der Abschluss einer Er- und Ablebensversicherung, nicht erfüllt war.

Weitere Kritik des Kontrollamtes: Durch die Ratenzahlung erspart sich H. – finanzmathematisch gerechnet – 21.300 Euro. Bis Mai 2006, dem Zeitpunkt der Einschau des Kontrollamts, war zudem die erste Rate in Höhe von 20.000 Euro noch immer nicht bezahlt.

Replik der Stadthalle in dem mit „September 2006“ datierten Kontrollamtsbericht: „Die Empfehlung des Kontrollamtes zur Einleitung rechtlicher Schritte auf Geltendmachung bzw. Einbringung der offenen Forderungen wird gegenwärtig in Abstimmung zwischen der Wiener Stadthalle, der Wien Holding und einer von der Wiener Stadthalle beauftragten Anwaltskanzlei geprüft.“ Man werde künftig die Bonität der Geschäftspartner verstärkt prüfen und außerdem für detailliertere Kalkulationen sorgen.

Die Gemeinderätin Waltraud Antonov, Mitglied der Grünen im Wiener Kontrollausschuss, ortet in der Causa eine Mischung aus Ungeschicklichkeit, Schlamperei und einem gedankenlosen Umgang mit Finanzmitteln. „Dass ein Flop, der als Flop erkannt wurde, um viel Geld wiederholt wurde, ist ein Skandal“, meinte sie zur APA.

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