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Kriseninterventionsteam rückt nach Amoklauf in Graz aus

Kriseninterventionsteam erlebt nach Amoklauf in Graz wohl fordernde Tage.
Kriseninterventionsteam erlebt nach Amoklauf in Graz wohl fordernde Tage. ©APA/ERWIN SCHERIAU
Auch am Tag nach dem Amoklauf in einer Grazer Schule waren Ehrenamtliche des Kriseninterventionsteams in der Helmut-List-Halle zu finden.
Bombe und Video entdeckt
Opfer in stabilem Zustand
Trauerminute abgehalten

Der Amoklauf in dem Grazer Oberstufenrealgymnasium mit elf Toten ist für die Angehörigen der Opfer, die Verletzten, die Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte ein seelisch extrem belastendes Ereignis. Ehrenamtliche des Kriseninterventionsteams (KIT) des Landes Steiermark leisteten am Dienstag psychosoziale Akutbetreuung. Am Mittwoch waren wieder mehr als 60 im Einsatz in der Helmut-List-Halle, wo sich Schüler, Lehrkräfte und Eltern treffen und Unterstützung holen können.

Es waren Szenen und Folgen einer Gewalttat, die die beteiligten Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer nicht so schnell verarbeiten werden können. Nach solchen plötzlichen, unerwarteten und weit außerhalb des Alltags liegenden sogenannten traumatischen Ereignissen bieten in der Steiermark rund 400 speziell ausgebildete, ehrenamtlich tätige Ärzte, Psychologen, Psychotherapeuten, Sozialarbeiter und erfahrene Einsatzkräfte als Akutbetreuer im KIT des Landes Steiermark ihre Hilfe an, schilderte Edwin Benko vom KIT im Gespräch mit der APA.

Ausschlaggebend für die Betreuung durch das KIT sei nicht die Anzahl der Betroffenen, sondern der Schweregrad der möglichen Traumatisierung. Frühzeitig einsetzende professionelle Betreuung trage dazu bei, psychische Belastung zu mildern. "In dem Moment nachdem das Unfassbare passiert, ist es gut zu wissen, 'es ist jemand für mich da', jemand, der sich Zeit nimmt und zuhört, individuelle Bedürfnisse wahrnimmt und stabilisierende Gespräche anbietet und klärt, was gute nächste Schritte wären", so Benko.

Kriseninterventionsteam nach Amoklauf in Graz im Einsatz

Am Mittwoch sind 62 Helferinnen und Helfer des KIT in der Helmut-List-Halle, um genau dieses zu tun. "Wir unterstützen den schulpsychologischen Dienst der Bildungsdirektion in der Akutphase, die Schulpsychologen bleiben dann noch länger in der Schule und setzen die nächsten Schritte." "Akutphase", das kann laut Benko ein Zeitraum von ein bis zu drei Wochen sein, das hänge auch vom Grad der Betroffenheit ab.

Ob Angst, Fassungslosigkeit, Orientierungs- und Ausweglosigkeit - nach solchen außergewöhnlich belastenden Ereignissen seien vorerst alle Reaktionen auf ein Trauma möglich und normal, "unterschiedliche Menschen gehen unterschiedlich damit um", betonte Benko. "Manche brauchen Gespräche, andere Ruhe, andere fühlen sich im Klassenverband am wohlsten - wir versuchen herauszufinden, wer was braucht und versuchen dann zusammen mit dem schulpsychologischen Dienst Lösungen zu finden", schilderte Benko.

Kriseninterventionsteam nach Grubenunglück ins Leben gerufen

Manchmal treten auch die Wut auf andere Personen und Ohnmachtsgefühle als Reaktion auf. "Gewisse Ereignisse wie diese Wahnsinnstat kann man nicht verstehen und kann sie auch nicht verhindern, aber die Krisenintervention hat Zeit zum Zuhören, gibt durch Anwesenheit Unterstützung und Sicherheit, bis das soziale Netz aufgebaut ist. Was wir immer und immer wieder sagen ist: 'Nehmen Sie Unterstützung an'", so Benko.

Das KIT des Landes Steiermark wurde infolge des Grubenunglücks von Lassing 1998 gegründet. Die Teams sind in ständiger Rufbereitschaft, die Alarmierung erfolgt durch die Behörden und Einsatzorganisationen. Die Mitarbeiter stehen auch für Gespräche mit Einsatzkräften zur Verfügung, die bei ihren Tätigkeiten mit besonders belastenden Situationen und Bildern konfrontiert waren.

(APA/Red)

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