Krimi der außergewöhnlichen Art

Kürzlich erlebten die Besucher im Nüziger Sonnenbergsaal einen Abend der komplett anderen Art. Unter dem Motto “Wer ist der Täter?” – in Anlehnung an eine Radio-Hörspielreihe der 1960er Jahre – wurde ein “kriminell musikalischer Abend” angekündigt.
Und in der Tat kamen dabei sowohl Krimi-Liebhaber als auch Freunde der Blechblasmusik auf ihre Kosten. In einem bisher noch nie da gewesenen Format wurden die Zuschauer mit einem Kriminalfall konfrontiert, der sich inhaltlich eigentlich durch nichts von traditionellen Werken dieses Genres unterschied. Dass der Abend dennoch etwas völlig anderes bot, lag an der ungewöhnlichen Inszenierung.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Robert “Bertl” Worschädl, eindrucksvoll in Szene gesetzt von Wolf Bachofner. Der in die Jahre gekommene und aufs berufliche Abstellgleis “beförderte” Kriminalkommissar befindet sich zur Kur in der 800-Seelen-Gemeinde Engerbrunn, wo er in der Kuranstalt “Wohlergehen” ein massives Burnout auskurieren soll. Der Ort wird von einem Mordfall erschüttert, und Worschädl beginnt auf eigene Faust mit nicht ganz ungefährlichen Ermittlungen, die schließlich vier Personen, die akustisch in Form eines Hörspiels zugeschaltet werden – es gibt bereits eine Hörbuch-Version -, als Hauptverdächtige erscheinen lassen.
Den Tatort-Soundtrack für den von Thomas Baum gestalteten Kriminalfall liefert dabei mit spannungsteigernder, eigens komponierter Live-Musik, für die Alfred Lauss-Linhart und Christian Mühlbacher sorgten, PRO BRASS. Dieses Ensemble wurde seinem Ruf als einem der besten österreichischen Brass-Ensembles vollauf gerecht. Angesichts der kongenialen Synthese von herausragender Schauspielkunst und von großartigen Bläsern und Percussionisten vorgetragener Musik war der Zuschauer hin und her gerissen zwischen Zuhören und Mitdenken – in der Pause durften die Besucher nämlich ihren “Tätertipp” schriftlich abgeben. Drei Hobby-Kriminologen wurden am Schluss der Vorführung mit Preisen belohnt.
Einmal mehr war es Martin Frohner und seinem Team von KultPur gelungen, dem Publikum Außergewöhnliches zu bieten – und das nicht nur hinsichtlich des Genres, sondern vor allem auch wieder einmal hinsichtlich der Interpreten, die sich eigentlich einen berstend vollen Sonnenbergsaal verdient gehabt hätten.