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Krawall und Remmidemmi mit Deichkind

Deichkind live in Wien
Deichkind live in Wien ©APA
Deichkind sind Pop im besten Sinne, auch wenn sie sich musikalisch zwischen Techno, Electro und Hip-Hop eingenistet haben. Mit einem ebenso ausverkauften wie umjubelten Konzert hat die "Electric Super Dance Band" am Mittwoch im Wiener Gasometer ihre Ausnahmestellung zwischen Cleverness und Partystimmung bewiesen.
Bilder vom Konzert

Neonfarben und Vodoo-Totenkopfstab, Müllsack-Gewand und ein Fahrrad mit eingebautem Mikrofonständer: Deichkind entführten in ein Dada-Land, durch das 23 doch sehr eigentümliche Dohlen fliegen (wie es in einem Liedtext heißt). Und damit fängt das Theater erst an.

Die Deutschen wirbeln auf der Bühne durch ein Dauerfeuer an Referenzen: Vom “Hoch auf die internationale Getränkequalität” bis zur Überschnulze “The Power of Love” von Frankie Goes To Hollywood war es im Gasometer nur ein ironischer Hüpfer am Trampolin. Von der durchgeknallten Tiermasken-Prozession im langen Intro-Video, das an die Beatles in ihrer illuminiertesten Phase erinnert, bis zum Science-Fiction-Retro-Outfit mit leuchtenden Dreiecken als Kopfbedeckung ebenso. Wenig später lassen die deutschen Elektronik-Vorreiter Kraftwerk herzlich grüßen: Bei “Ich und mein Computer” stehen Deichkind hinter vier Laptops und besingen immer wieder die “Sanduhr, Sanduhr, Sanduhr”.

Tanzparty und Teenie-Trotz: Die zeitgleich mit der Akne über den Teenager an sich hereinbrechende Scheiß-Drauf-Mentalität paart sich bei Deichkind mit einer keineswegs banalen postmodernen Symbolsprache – aber wer über so etwas nachdenkt, während das Gasometer-Publikum heftigst mitfeiert, hat etwas falsch gemacht. Handgemachtes Amateurtheater und aufwendige Profi-Popshow zugleich sind die ausgelassenen Konzerte der vor einem Jahrzehnt in Hamburg gegründeten Formation, höchst unterhaltsam und durchaus auch dazu geeignet, verschiedenartigst darauf zu reagieren: Mit ausgelassener Tanzwut ebenso wie mit passivem Berauschungszustand ob der Eigenartigkeiten, die da auf der Bühne passieren.

Beides wurde am Mittwoch durch große Lautstärke mit bis zum Magenwand-Flattern hochgedrehtem Bass und klarem Sound unterstützt. So ziehen Deichkind auch ein höchst unterschiedliches Publikum an, vom Rasta-Träger bis zum Goßraumdisco-Besucher, vom jungen Gemüse, das erste Tanzschritte ausprobiert, bis zum situierten Popgourmet, der sich über die Referenzen freut und knapp vor Konzert-Beginn beim eingespielten “I Want To Break Free” von Queen lauthals mitsingt.

Seit dem Tod ihres Masterminds Sebastian Hackert stand die Trennung von Deichkind im Raum. Aber es geht weiter, und kommenden Sommer sind Deichkind wieder in Österreich zu erleben: Gestern wurde die Teilnahme am Nova Rock 2010 (11.-13. Juni) in Nickelsdorf bekanntgegeben. Deichkind gemeinsam im Line-Up mit Rammstein oder Slayer – das wird ein Spaß.

Deichkind im Gasometer mit “Bon Voyage”:

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