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Krankl über Hickersberger: „Er ist mehr Diplomat als ich“

Der Teamchef und sein Vorgänger im verbalen Doppelpass. Josef Hickersberger und Hans Krankl haben sich am Sonntag in der Premiere-Sendung „Talk und Tore“ erstmals vor laufender Kamera an einen Tisch gesetzt.

Dabei deponierte Krankl zum wiederholten Male seine Enttäuschung, 2005 nach der verpassten WM-Qualifikation als österreichischer Fußball-Nationaltrainer abgelöst worden zu sein. „Mir wurde das damals weggenommen. Ich habe das aufgebaut“, erinnerte Krankl im Hinblick auf die EURO 2008 in Österreich und der Schweiz, sprach Hickersberger aber von jeder Schuld frei.

In seiner unmittelbaren Arbeit hätte Krankl laut eigenen Angaben „nicht viel anders“ gemacht als sein Nachfolger. In punkto Spielermaterial sei Österreich ohnehin limitiert. „Ich hätte mir vielleicht überlegt, welchen älteren Spieler man dabeilassen könnte. Ich hätte probiert, einen Kühbauer, Vastic oder Haas zu integrieren, weil sie dieser Mannschaft eine Stütze sein können“, erklärte Krankl, zeigte sich aber überzeugt, dass Hickersberger im Frühjahr ohnehin auf den ein oder anderen Routinier zurückgreifen wird.

Hickersberger schloss ein vieldiskutiertes Comeback des einen oder anderen „Oldies“ vor der Heim-EM neuerlich nicht aus. Der Teamchef erinnerte aber daran, dass das Mannschaftsgefüge stimmen muss: „Man muss sich überlegen, was man mit einem Ivica Vastic in der Offensive bewirken kann. Und: Können (Teamkapitän) Andreas Ivanschitz und Ivica Vastic miteinander spielen?“

Diese selbst gestellte Frage wollte Hickersberger vor laufender Kamera nicht beantworten, versprach aber, bei der EM „mit der besten Mannschaft zu spielen, die zur Verfügung steht“. Vastic hält in der laufenden Saison bei acht Saisontoren für den Sensations-Aufsteiger LASK. Sein bis dato letztes Länderspiel hatte der mittlerweile 38-Jährige am 17. August 2005 gegen Schottland (2:2) bestritten. Hickersberger erwähnte auch den ebenso alten Abwehrchef Michael Baur als wichtigen Spieler für den LASK.

„Es gibt keine alten und jungen Spieler, nur gute und schlechte“, entgegnete Krankl, der „mehr Action und Feuer“ im Nationalteam forderte. „Als Kritiker sehe ich im Team keine Fortschritte. Dazu stehe ich“, sagte der Ex-Teamchef, betonte aber, niemals Hickersberger selbst, sondern maximal den Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) anzugreifen. Einen Vergleich zog Krankl aber mit seinem Nachfolger: „Er ist mehr Diplomat als ich.“

Kritik übte Krankl vor allem an ÖFB-Präsident Friedrich Stickler, der ihn einst aus dem Amt entlassen hatte. „Von diesem Präsidenten bekommst du sicher keine Rückendeckung“, versprach Krankl Hickersberger. „Der dreht sich wie der Wind geht.“ Hickersberger hatte erst diesen Herbst eine höchst brisante Situation überstanden, als sich mehrere ÖFB-Granden vor dem Spiel gegen die Elfenbeinküste für eine Ablöse ausgesprochen hatten. Just gegen die Afrikaner gelang dann aber der einzige Saisonsieg (3:2).

Ob er bis zur EURO Teamchef bleibe, entscheide nicht er selbst, erklärte Hickersberger. „Aber die EM ist meine Motivation. Das ist eine sensationelle Aufgabe. Daher verstehe ich auch den Hans (Krankl). Es wäre auch für ihn ein großes Ziel gewesen“, meinte der Niederösterreicher. Von Schicksalsspielen im Frühjahr will er aber nichts wissen: „Schicksal ist, wenn man auf dem Golfplatz erschossen wird.“ Hickersberger erinnerte damit an den ehemaligen Bundesliga-Profi Peter Burgstaller, der am Freitag in Südafrika ermordet worden war.

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