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Krank durch "Doktor Google"

Bauchschmerzen werden zu Darmkrebs und ein leichter Husten zur Lungenentzündung: Hypochonder, die sich in Webportalen gesundheitlichen Rat suchen, leiden Todesängste.

Die zahlreichen Krankengeschichten aus der Gerüchteküche des Internets hinterlassen bei vielen ein mulmiges Gefühl. Wer ohnehin zum eingebildeten krank sein neigt, fühlt sich nach einem Check im Netz oft schlechter als zuvor.

“Das Internet ist oft die erste Anlaufstelle für Menschen mit Krankheitsängsten – die Hemmschwelle ist hier einfach niedriger”, sagt die Psychologin Gaby Bleichhardt, die an der Mainzer Universität zu dem Thema forscht. Die Gefahr sei dabei, dass sich im Netz zu jedem Symptom gleich eine passende Krankheit als Erklärung finden lasse. “Dadurch verschlimmert das Internet die Ängste der Betroffenen oft noch.” Hypochonder erhielten so im Handumdrehen passende Belege für ihren Krankheitsverdacht: Bauchschmerzen deuten dann auf ein Magengeschwür hin, und ein Kribbeln in den Fingern wird zum ersten Anzeichen von Multipler Sklerose.

Das Web ist dabei nicht nur die perfekte Fundgrube für Hypochonder, manchen macht es erst zum eingebildeten Kranken. So könnten die vielen Krankheitsgeschichten im Netz auch Ängste bei Menschen wecken, die sich bisher keine übermäßigen Gedanken über ihre Gesundheit machten, sagt Bleichhardt.

US-Forscher wie Brian Fallon von der Columbia Universität in New York haben für dieses Phänomen schon ein neues Fachwort erfunden: die “Cyberchondrie”. Seinen Studien zufolge ist der Hypochonder von heute meist ein “Cyberchonder” – Betroffene tun nichts anderes mehr, als im Internet ihre Symptome zu prüfen.

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