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Kostelic gewinnt

Der Kroate Ivica Kostelic hat sich am Samstag beim Weltcup-Finale in Flachau den Sieg im Slalom-Weltcup gesichert.

Das Drehbuch zum letzten Saisonslalom beim Weltcup-Finale in Flachau hätte man nicht spannender verfassen können. Es war das erwartete Duell der Spitzenklasse zwischen dem Kroaten Ivica Kostelic und dem US-Amerikaner Bode Miller. Nach verpatztem ersten Lauf demonstrierte Miller im zweiten Durchgang Slalom-Kunst nahe an der Perfektion, doch Kostelic ließ sich davon nicht beirren. Der 22-Jährige verteidigte seine Führung aus dem ersten Lauf erfolgreich, feierte seinen dritten Saisonsieg und holte damit die kleine Weltcup-Kugel nach Kroatien. Miller blieb vor Olympiasieger Jean-Pierre Vidal „nur“ Platz zwei, für die Österreicher gab es durch Kilian Albrecht wie bei Olympia den vierten Platz, Benni Raich fuhr auf Rang sechs.

Drei Sonderzüge aus Kroatien waren mit Massen von kroatischen Fans, darunter auch die berüchtigten „Bad Boys Blue“-Fans von Dinamo Zagreb, ins Salzburger Land gereist, um „ihren“ Ivica zur Kugel zu peitschen. Sie machten einen Großteil der 23.000 Anhänger aus. Kostelic tat wie ihm geheißen und fuhr gleich im ersten Lauf zur Bestzeit. Was dann kam, war eine exzellente Slalom-Show, „High Noon“ in der Flachau. Bode Miller fuhr im zweiten Lauf wie von einer anderen Welt, doch sein Rückstand von 1,35 Sekunden aus dem ersten Lauf war einfach zu groß. Kostelic kämpfte und brachte 0,23 Sekunden Vorsprung ins Ziel – das reichte.

Zu Saisonbeginn hatte er in Aspen mit Nummer 64 und seinem ersten Sieg alle überrascht, in Flachau war seine Erfolg schon keine Sensation mehr. Auch wenn der Kroate selbst nicht wusste, wie ihm geschah. Er kniete nieder, bekreuzigte sich und küsste den Schnee, der ihm die Kugel gebracht hatte. Es folgte ein Strip bis aufs Unterleibchen, auf dem geschrieben stand: „Ja nisam genije – Ich bin kein Genie.“ Denn Kostelic will trotz des großartigen Erfolges auf dem Boden bleiben. „Nach seinem Wimbledonsieg hatte Goran Ivanisevic auf seinem Leibchen stehen: Ich bin ein Genie. Aber ich wollte damit zeigen, dass ich ein Mensch wie jeder andere bin“, erklärte er, „ich bin nichts Besonderes, nur weil ich den Weltcup gewonnen habe. Obwohl das hier ein unglaublicher Tag für mich ist – mit so vielen Fans aus Kroatien.“

Das Pik-Ass hat am Ende der Saison wieder gestochen. Jene Karte, die sich Kostelic zum Wappen gemacht hat. Die niedrigste Farbe im Spiel, aber doch noch der höchste Wert. „So habe ich mich gefühlt, als ich nach einer Operation im Spital war. Wie ein Verlierer – aber noch immer der beste Verlierer von allen. Seither ist das mein Zeichen“, sagt Kostelic. Am Sonntag will das Multitalent in Flachau Rainer Schönfelder Konkurrenz machen – mit Gitarre und seiner Stimme. „Johnny Be Good“ werde ich auf jeden Fall singen, dazu noch ein paar andere Rock-Songs“, sprudelt es aus ihm heraus, und die Finger – auf den Nägel steht Janica geschrieben – wandern schon am Gitarrengriff. Und nervös wird er auch da nicht sein: „Ich habe beim Empfang für Janica vor 150.000 Leuten gespielt – fast wie die Beatles.“

Neben Kostelic war aber auch Bode Miller Star des Tages: Mit einem Fabellauf, der trotzdem zuwenig war. „Aber hier so zu fahren, vor diesem Publikum, ist einfach großartig. Und auch so war es meine beste Saison“, zuckte der Wahl-Tiroler mit den Schultern. „Vor dem zweiten Lauf habe ich mir nur gedacht: He, das ist ein Slalom. Hau dich rein, riskiere alles – und für mich ist es aufgegangen. Leider war da der schwere Fehler im ersten Lauf“, sagte er.

Kilian Albrecht fehlten am Ende gerade vier Hundertstel zu seinem zweiten Podestplatz nach Kitzbühel in dieser Saison. „Natürlich wäre ich gerne ein bisschen schneller gewesen, aber ich habe schon bei der Fahrt gemerkt, dass ich zwei Mal Zeit verloren habe, weil sich der Ski eingegraben hat.“ Und auch Benni Raich war mit Rang sechs – seinem besten Ergebnis heuer im Weltcup – einigermaßen zufrieden:
„Ich bin gar nicht voll gefahren, ich wollte unbedingt ins Ziel kommen. Und so gesehen ist Platz sechs ja gut. Nur Bode und Ivica waren heute von einer anderen Welt.“

Bereits im ersten Lauf war Rainer Schönfelder ausgeschieden („Schade ist nur, dass ich deswegen auf Platz fünf im Weltcup zurückgefallen bin“), auch Manfred Pranger riskierte zu viel und war dann entsprechend „grantig“: „Bis Schladming war es o.k, aber dann bin ich immer auf der Gosch’n gelegen. So bin ich auch wieder aus der ersten Gruppe gefallen, aber ich verspreche, das wird sich in der kommenden Saison schnell ändern.“

Endstand im Slalom von Flachau:

1. Ivica Kostelic CRO 1:37,92
2. Bode Miller USA 1:38,15
3. Jean Pierre Vidal FRA 1:39,00
4. Kilian Albrecht AUT 1:39,04

5. Sebastien Amiez FRA 1:39,09
6. Benjamin Raich AUT 1:39,45

7. Mitja Kunc SLO 1:39,93
8. Markus Larsson SWE 1:40,00
9. Jure Kosir SLO 1:40,07
10. Kjetil-Andre Aamodt NOR 1:40,13
11. Kalle Palander FIN 1:40,56
12. Truls Ove Karlsen NOR 1:40,59
13. Harald Christian Strand Nilsen NOR 1:41,04
14. Lasse Kjus NOR 1:41,52
15. Steven Nyman USA 1:41,56
16. Ole Christian Furuseth NOR 2:06,02

ausgeschieden: Grubelnik (SLO), Bourgeat (FRA)

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