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Korrupter Polizist fällt auf Uralt-Betrug herein

Korruptes Kapperl trifft auf Russenmafia. Wer lacht da wohl zuletzt?
Korruptes Kapperl trifft auf Russenmafia. Wer lacht da wohl zuletzt? ©internethdcmedia/flickr.com CC
Ein im vergangenen Februar wegen wiederholten Amtsmissbrauchs, Nötigung unter Ausnützung seiner Amtsstellung, Verletzung des Amtsgeheimnisses, Betrugs und versuchter Bestimmung zur falschen Zeugenaussage schuldig erkannter Chefinspektor der WienerPolizei - die dafür verhängten 18 Monate auf Bewährung sind noch nicht rechtskräftig - beschäftigt am kommenden Montag wieder einen Wiener Schöffensenat.

Diesmal muss der 53-jährige Polizist allerdings nicht auf der Anklagebank Platz nehmen – er soll beim Versuch, mit einer vermeintlich wohlhabenden russischen Witwe Geschäfte zu machen, draufgezahlt haben und am Ende in deren Auftrag brutal zusammengeschlagen und mit dem Tod bedroht worden sein.

Ein Hauch von Vladiwostok in der Donaustadt

Der infolge seiner Verfehlungen vom Dienst suspendierte Polizist hatte im Frühjahr 2010 der zuletzt in Wien-Donaustadt wohnhaften Witwe 17.000 Euro überlassen, weil sie ihm vormachte, das Geld zur Verlängerung eines pfandbesicherten Kredits zu benötigen. Bis zum Sommer übergab er ihr insgesamt weitere 8.000 Euro, wobei ihm vorgegaukelt wurde, einen Teil der Summe würde die Frau für die medizinische Versorgung ihres erkrankten Sohns benötigen.

Der alte Schmäh: Ich hab’s eh!

Der Chefinspektor ging davon aus, dass es sich bei der gebürtigen Russin um eine im Prinzip finanzstarke, nur unter einer vorübergehenden finanziellen Unpässlichkeit leidende Geschäftsfrau handelte. In Wahrheit war über die Firma, die die 50-Jährige gemeinsam mit ihrem verstorbenen Mann betrieben hatte, längst der Konkurs eröffnet worden und der Polizist nur einer von mehreren Männern, denen die Russin Geld herausgelockt hatte.

Als der Chefinspektor immer drängender seine “Darlehen” zurückverlangte und die teilweise Verwertung von Schmuckstücken in die Wege leitete, die die Witwe im Dorotheum verpfändet hatte, bestellte sie ihn am 5. Mai 2011 in ihr Haus, wo ihm laut Anklage der Staatsanwaltschaft Wien”eine drastische Abreibung im Form massiver körperlicher Gewalt” zuteilwurde.

Die Russen kommen, die Russen kommen! 

Der Polizist wurde nicht nur von der Witwe, sondern von fünf Männern erwartet, die diese der Anklage zufolge für ihre “Strafaktion” angeheuert hatte. Die Frau geleitete den Polizisten zunächst in ihr Schlafzimmer. Als dieser auf der Bettkante Platz nahm, traten die teilweise mit Sturmhauben maskierten Männer auf den Plan, und versetzten dem 53-Jährigen zahlreiche Faustschläge und Fußtritte. Dann wurde der Beamte laut Anklage aufs Bett gezerrt, wo er geknebelt und gefesselt werden sollte.

Der 53-Jährige setzte sich heftig zur Wehr. Er musste sich schließlich hinknien, seine Taschen leeren und seine Armbanduhr hergeben. Danach richtete einer der Männer ein Sturmgewehr auf den völlig verängstigten Polizisten. Dieser war laut Anklage “davon überzeugt, dass sein Tod nun unmittelbar bevorstand”. Er habe “als einzige Möglichkeit, um dieser Situation zu entkommen, die Flucht durch die geschlossene, zweifach verglaste Terrassentür” gesehen.

Kollegen retten Polizist

Dieser Sprung brachte dem 53-Jährigen aber nicht die erhoffte unmittelbare Rettung. Die Männer, von denen ein einziger ausgeforscht werden konnte, der sich nun neben der russischen Witwe unter anderem wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung und Freiheitsentziehung vor Gericht zu verantworten hat, verfolgten ihn bis auf den Gehsteig und zerrten ihn zurück ins Haus.

Gerettet wurde der übel zugerichtete Polizist schließlich von einer Funkstreife: Nachbarn waren auf die wüsten Szenen aufmerksam geworden und hatten den Notruf verständigt. Der 50-Jährigen und ihrem Mitangeklagten drohen nun im Fall eines Schuldspruchs dank Zeugenaussage des Polizisten bis zu zehn Jahre Haft.

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