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Kommentar: Wenn der selbsternannte Bewahrer der Wahrheit zum Fake News Produzenten mutiert

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Kommentar ©VOL.AT/Canva
Nach einem Polizeieinsatz in Göfis am Montagabend witterte der Gründer der Freien Bürgerpartei, bekannt spätestens seit seinen Auftritten bei unzähligen Corona-Demos im Land, wieder einmal die ganz große Verschwörung.

In einer „außerparlamentarischen Anfrage“ an die Landespolizeidirektion Vorarlberg, die Caritas Vorarlberg, Landesrat Christian Gantner und Landeshauptmann Markus Wallner fordert der Gründer der Freien Bürgerpartei Aufklärung zu einem – zumindest seiner Meinung nach – weiteren Skandal.

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Der vielzitierte Einzelfall

Laut Palm habe es einen Einsatz wegen eines bewaffneten Asylwerbers in einer Flüchtlingsunterkunft gegeben und auch wenn komplett ohne jeglichen Wahrheitsgehalt, hätte eine Gefährdung der Vorarlberger Bevölkerung durch einen "weiteren Einzelfall" bestanden. In Wirklichkeit handelte es sich bei dem Mann mit Waffe aber um einen Österreicher, was eigentlich auch aus der Aussendung der Polizei klar wird, da der Mann im Besitz einer Erlaubnis zum Tragen einer Schusswaffe ist. Eine Genehmigung, die ein "illegaler Migrant" oder Asylwerber – um in der Diktion von Palm zu bleiben – nicht erhalten kann.

Georg Palm ortet einmal mehr die ganz große Verschwörung. ©Freie Bürgerpartei

Keine Caritas Asylunterkunft

Zwar fand der Vorfall weder in einer Asylunterkunft der Caritas statt, noch handelte es sich bei dem Waffenträger um einen Bewohner dieser Unterkunft, aber passt sie doch perfekt ins eigene Weltbild. Von Seiten der Caritas sah man sich genötigt klarzustellen, dass es sich bei der Aussendung Palms um eine Falschmeldung handelt.

Der Kampf gegen die "Lügenpresse"

Doch nicht nur die „etablierten Parteien“, also das „System“, haben in Palms „Fake News“-Aussendung angeblich wieder einmal die „Wahrheit“ vertuscht, auch die Systemmedien – also auch wir – haben sich mitverschworen gegen die sogenannten Freien Bürger. „Die Medien in Vorarlberg haben wiederum eine Tat aus dem Asylanten-Milieu vertuscht und vertuschen die Herkunft der Täter in gewohnter Beharrlichkeit“, lautet der Vorwurf des selbsternannten Kämpfers für die Wahrheit.

Dumm nur, dass eben diese bösen Systemmedien sehr wohl über den Vorfall berichten, der sich allerdings ganz anders darstellt, als es ins Palmsche Weltbild passt.

Der Wahlkampf ist eröffnet

Für einen selbsternannten Retter der Wahrheit und kompromisslosen Kämpfer für das Volk eine peinliche Schlappe. Vielleicht auch ein etwas zu euphorischer Start in den ersten wirklichen Wahlkampf. Denn seit Corona kaum noch Wählerstimmen bringt, war es ruhig geworden um die FBP. Und nur eines ist schlimmer für die Retter des Abendlandes als Kritik am eigenen Handeln – überhaupt nicht wahrgenommen zu werden. Ob sich Palm mit solchen Aktionen selbst am ganz rechten Rand Freunde macht, darf bezweifelt werden. Immerhin fischt dort ja bereits eine andere Partei, die weit weniger plumpe Falschmeldungen verbreitet.

(VOL.AT)

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