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Kohl beteuert seine Unschuld

Gerolsteiner-Manager Hans-Michael Holczer ist am Montagabend von seinem ehemaligen Schützling Bernhard Kohl über dessen positiven Dopingbefund in Kenntnis gesetzt worden. "Er sagt, er kann sich das alles nicht erklären", sagte Holczer gegenüber der APA.

Kohl habe den Angaben gemäß am Montag einen Brief erhalten, in dem er auf eine positive A-Probe auf das EPO-Produkt CERA im Rahmen der Tour de France hingewiesen wurde. Die Analyse der B-Probe ist noch ausständig.

Erst in der vergangenen Woche war Kohls Gerolsteiner-Teamgefährte und Zimmerkollege Stefan Schumacher mit einem nachträglichen Analyseverfahren des CERA-Dopings überführt worden. Holczer zieht die Konsequenz und steigt mit sofortiger Wirkung aus dem Radsport aus. Bereits zur Lombardei-Rundfahrt wird Gerolsteiner, das mit Saisonende ohnehin ausgestiegen wäre, nicht mehr antreten. “Das alles habe ich mir nach 10 Jahren im Radsport nicht verdient”, betonte Holczer. “Es zeigt die Machtlosigkeit, die wir haben.”

Holczer riet Kohl, die Hintermänner des CERA-Netzwerkes, zu dessen Kunden offenbar mehrere Stars im Peloton gezählt haben, offenzulegen. “Ich habe ihm gesagt, er soll offenlegen, wer dahintersteckt. Wo kommt das Ganze her? Er könnte damit einen großen Beitrag leisten – für den Radsport und für sich selbst”, erklärte Holczer. “Er hat mir darauf nur geantwortet, dass er sich das alles nicht erklären kann.” Ob er seinem gefallenen Tour-Dritten und Bergkönig glaube? Holczer desillusioniert: “Ich glaube niemandem mehr.”

Die Wirkung von CERA hält 20 Tage an. Kohl könne das Präparat daher schon im Vorfeld der Tour eingenommen haben. “Ich kann das nicht überprüfen”, sagte Holczer. Ähnlich sei es bei Schumacher gewesen, dem am 3. und 15. Juli positive Proben entnommen worden waren. Die Analyse wurde erst nach Entwicklung eines entsprechenden Verfahrens durch die französische Anti-Doping-Agentur (AFLD) in den Labors Chatenay-Malabry und Lausanne durchgeführt.

Damit dürfte Kohls Karriere nach Einschätzung Holczers vorbei sein. Auch wenn eine Dopingsperre nach zwei Jahren abgesessen ist, sei es dann schwierig, ein Team zu finden. “Ich denke, für ihn ist es vorbei. So sollte es wohl sein”, meinte Holczer. Dabei habe er den 26-jährigen Niederösterreicher als Persönlichkeit immer geschätzt. “Ich schätze ihn nach wie vor von der menschlichen Seite”, betonte Holczer. “Bernhard war im Team sehr beliebt.”

Durch die jüngsten Skandale wähnt Holczer auch den Radsport am Ende. “Zumindest in Deutschland ist es jetzt für lange Zeit vorbei”, sagte der scheidende Gerolsteiner-Teamchef.

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