Das Doppel Julian Knowle/Jürgen Melzer, dem man am ehesten eine Medaille zugetraut hatte, unterlag dem favorisierten und als Nummer eins gesetzten US-Brüderpaar Bob und Mike Bryan in 1:26 Stunden in einer mitreißenden Partie mit 6:7(2),4:6.
“Wir haben gegen das weltbeste Doppel gespielt und unsere Chancen in beiden Sätzen nicht genützt”, bedauerte Melzer die Niederlage unter Flutlicht. Während der Niederösterreicher bei Olympia noch im Einzel-Hit gegen Rafael Nadal im Einsatz war, sitzt Knowle am Donnerstag schon im Flieger Richtung New Haven, um sich mit seinem schwedischen Standardpartner Simon Aspelin auf die US Open vorzubereiten.
“Schade. Unser Ziel war eine Medaille, jetzt stehen wir mit leeren Händen da”, gab sich Knowle nach der von sensationellem Tennis geprägten Partie enttäuscht. Es sei nur an ganz wenigen Punkten gelegen, meinte der Vorarlberger, der Unverständnis für die Ausrichtung des Doppelbewerbes bei Olympia zeigte.
“Dass hier Weltklasse-Doppel schon so früh aufeinandertreffen, ist Wettbewerbsverzerrung. Wenn man bei der Setzung auf das Einzelranking Bezug nimmt, kommt es eben dazu, dass schon in Runde eins zwei Grand-Slam-Sieger aufeinandertreffen”, kritisierte der Harder. “Ich bin auch nicht hergekommen, um nach der zweiten Runde schon wieder nach Hause zu fahren.”
Im Einzelbewerb der Herren gaben sich die Asse am Mittwoch keine Blößen. Roger Federer bezwang auf der Mission zu seiner ersten Olympia-Medaille den Tschechen Tomas Berdych, der ihm vor vier Jahren in Athen schon in Runde zwei einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, mit 6:3,7:6. Der Schweizer, der anschließend mit Landsmann Stanislas Wawrinka auch im Doppel weiterkam, trifft im Viertelfinale auf James Blake (USA).
Auch Novak Djokovic und Rafael Nadal kamen in zwei Sätzen weiter, wobei der Spanier beim 6:4:6:2 gegen den Russen Igor Andrejew “fast perfektes Hartplatztennis” zeigte. Nadal spielt am Donnerstag gegen Melzer, der mit dem Taiwanesen Lu Yen-Hsun den letzten Asiaten aus dem Turnier nahm. Mit dem Out von Nicolas Kiefer steht fest, dass Deutschland erstmals seit 20 Jahren keine Olympia-Medaille im Tennis gewinnt.
Bei den Frauen ist von den vier gestarteten Chinesinnen nur noch Li Na dabei und damit die erste Chinesin in einem Olympia-Viertelfinale. Sie trifft im Viertelfinale auf Venus Williams (USA), deren Schwester Serena es mit der Russin Jelena Dementjewa zu tun bekommt.
Während ganz oben im Damen-Raster ohne die verletzte Ana Ivanovic die Österreicherin Sybille Bammer gegen die als Nummer 9 gesetzte Russin Wera Swonarewa um einen Platz im Halbfinale (S. Williams oder Dementjewa) spielt, heißt das Duell ganz unten Jelena Jankovic gegen Dinara Safina aus Russland. Die neue Nummer eins aus Serbien muss sich vorsehen, denn die 22-jährige Schwester von Marat Safin hat in Los Angeles und Montreal und damit die beiden jüngsten WTA-Turniere vor Olympia gewonnen.
Der olympische Tennisbewerb blieb auch in Peking seinem Ruf als “verrücktes” Turnier mit Marathon-Tagen treu. Die Aktiven müssen jeden Tag ran, zum Teil schon 16 Stunden nach ihren Vorabendmatches. Anfangs wurde vom Vormittag bis weit nach Mitternacht gespielt, erst am Mittwoch ging es erstmals erst um 16.00 Uhr Ortszeit los.