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Kneissl meldet Insolvenz an

Über die traditionsreiche Tiroler Skifirma ist am Dienstag Konkurs eröffnet worden. Nicht das erste Mal: Schon 1980 und 2003 hat die Firma spektakuläre Pleiten gebaut. Ob das Unternehmen jetzt fortgeführt werden kann, hängt davon ab, "ob von Gesellschafterseite frisches Geld" zur Verfügung gestellt wird und ob eine Entschuldung mittels Sanierungsplans machbar - oder gewollt - ist, sagen die Gläubigerschützer vom KSV von 1870.
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Am Montagabend hat der bisherige Mehrheitseigentümer Scheich Mohamed Al Jaber eine letzte Zahlungsfrist des Konkursrichters für eine längst zugesagte rettende Kapitalerhöhung verstreichen lassen. Er hatte eine Kapitalspritze für 1,2 Mio. Euro zugesagt. Sie langte nie ein. Jetzt hat der Masseverwalter allfällige Rechtsansprüche daraus zu klären. Wie im Fall der AUA überlegt die Kneissl-Geschäftsführung, den Investor zu klagen.

Kneissl-Geschäftsführer Andreas Gebauer brachte am Dienstag nach monatelangem Überlebenskampf Eigenantrag auf Konkurs ein. Betroffen sind nach bisherigen Daten die Kneissl Holding GmbH, die Kneissl Tirol GmbH sowie die Kneissl Star Lounge GmbH.

Laut KSV beliefen sich die Verbindlichkeiten der Holding vorerst auf 6,8 Mio. Euro. Hinzu kämen außerdem noch “Eventualverbindlichkeiten” in Höhe von 13 Mio. Euro im Zusammenhang mit Verpflichtungen für andere Gesellschaften. Als Aktiva führte der KSV die “Urmarke Kneissl” an, die allerdings an eine Bank verpfändet ist.

Bei den bisher betroffenen Gläubigern soll es sich im Wesentlichen um Banken und eine Beteiligungsgesellschaft des ehemaligen Miteigentümers Fritz Unterberger handeln.

Auch über zwei andere Unternehmen, die Kneissl Tirol GmbH und Kneissl Star Lounge GmbH, wurde Konkurs eröffnet. Nach Angaben des Kreditschutzverbandes beliefen sich die Verbindlichkeiten bei der Kneissl Tirol GmbH auf 15 Mio. Euro. Bei der Kneissl Star Lounge GmbH häuften sich Verbindlichkeiten von 1,5 Mio. Euro an. Alle Zahlen stammen aus der Bilanz 2009. 2010 sind die Schulden eher noch höher geworden.

Bei der Holding sieht der KSV zu wenig Eigenkapital als Ursache. Die finanziellen Mittel für die Ablöse Unterbergs seien einfach nicht vorhanden gewesen. Ausschlaggebend für die jetzigen Beschlüsse der Konkursrichter war ein Konkursantrag des früheren Miteigeners.

Gebauer hätte die Pleite der Skifirma für vermeidbar gehalten, wie er heute meinte. Er hofft nun auf andere Investoren, um den Fortbestand der Marke zu sichern. Es hätte bereits Investoren sowie Kapitalerhöhungsbeschlüsse von dritter Seite gegeben. Er sprach von einer “internationalen, auch im Sportbereich tätigen” Investorengruppe, die interessiert wäre.

Kneissl Tirol macht nur noch rund ein Drittel seines Geschäftes mit Skiern. Das Unternehmen produziert jährlich nur noch 15.000 Paar, davon 10.000 als Auftragsarbeit für die Konkurrenten Elan und Fischer Ski. Kneissl sieht sich mittlerweile als Lifestyle-Unternehmen. Die Produktpalette reicht von Lederjacken über Fahrräder bis zu Tennis-Schläger. Am Standort in Kufstein, wo jedes Jahr 5.000 Skier vom Band laufen, beschäftigt das Unternehmen 28 Mitarbeiter. Die Bilanz 2009 wies einen Gesamtumsatz von rund 9 Mio. Euro aus.

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