Klimawandel: APA-Faktencheck zur Kaltfront im April

Kältere Perioden und Niederschlag stehen der globalen Erwärmung und Klimakrise nicht entgegen. Die letzten Monate verzeichneten sowohl weltweit als auch in Österreich Rekordtemperaturen. Selbst vor dem Einsetzen kühlerer Wetterbedingungen wurden im April neue Hitzerekorde gemeldet.
Klimawandel-Leugner versuchen Kaltfront auszunutzen
Sobald die Temperaturen vorübergehend unter das für die Saison typische Niveau fallen, verbreiten sich in sozialen Medien Aussagen, die den menschengemachten Klimawandel leugnen. Dies war im diesjährigen April genauso der Fall wie im April des vergangenen Jahres. Trotzdem wurde das Jahr 2023 letztendlich zum wärmsten Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor über 250 Jahren in Österreich.
Eine Grafik der Geosphere Austria zeigt eine markante Häufung von Rekordjahren in der jüngsten Vergangenheit. Daran werden wohl auch rund zehn unterdurchschnittlich kühle Tage im April 2024 nicht viel ändern. Zudem war der April immer noch überdurchschnittlich warm: Die Abweichung zum Bezugszeitraum 1991-2020 betrug bis 25. April plus 2,1 und im Vergleich zum Zeitraum 1961 bis 1990 sogar plus 3,3 Grad Celsius.
Zweigeteilter April
Die Ursache dafür findet sich im außergewöhnlich warmen Beginn des Monats: In den ersten zwei Wochen des Aprils wurden in vielen Teilen Österreichs Temperaturrekorde gemeldet. Es ist anzumerken, dass bereits im Zeitraum seit 199 nahezu jedes Jahr neue Höchstwerte erreicht wurden. Am 23. April wurde eine signifikante negative Temperaturabweichung von minus 8, Grad Celsius verzeichnet, während am 8. April ein Plus von 11,3 Grad gemessen wurde. Wählt man als Vergleichszeitraum die Jahre 1961 bis 199, so ist die positive Abweichung noch markanter (plus 11,4 Grad am 14. April) im Vergleich zur negativen (minus 6, Grad am 23. April). Selbst Temperaturabweichungen, die im Vergleich zu den letzten 30 Jahren als negativ galten, erscheinen im Vergleich zum vorherigen Dreißigjahreszeitraum als positiv, dies gilt beispielsweise für den 3. und 16. April.
2024 durch Klimawandel bereits jetzt heißestes Jahr
Die Kaltfront, die weiten Teilen Europas seit Mitte April winterliche Temperaturen und teils erhebliche Schneemengen gebracht hat, sollte eher als Ausreißer nach unten gesehen werden. Das zeigt auch der Trend des bisherigen Jahres 2024. Zum März 2024 heißt es im Klimareport der Geosphere Austria: "Der März 2024 lag im Tiefland Österreichs um 3,4 Grad über dem Mittel der Klimaperiode 1991 bis 2020, auf den Bergen um 2,4 Grad."
Gleichzeitig verwies man auf die Tatsache, dass es der wärmste März seit Messbeginn war - direkt nach dem wärmsten Februar. Diesen bezeichneten die Meteorologen als außergewöhnlich. "Noch nie in der 257-jährigen Messgeschichte lag ein Monat so weit über seinem vieljährigen Durchschnitt", hieß es dazu. Die Abweichung zur Klimaperiode 1991 bis 2020 betrug im Februar 5,5 Grad Celsius.
Zudem gab es seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1767 nie zwei wärmste Monate hintereinander. "Jetzt kam das mit September/Oktober und Februar/März gleich zwei Mal innerhalb kurzer Zeit vor", heißt es dazu von Geosphere Austria. Auch die Marillenblüte erfolgte demnach so früh wie seit Beobachtungsbeginn im Jahr 1946 noch nie.
Niederschlag im April höher als im Mittel
Tatsächlich höher als im Mittel der Jahre 1991-2020 fiel der bisherige Niederschlag im April aus. Mit Stand 25. April lag der Wert im Flächenmittel um 41 Prozent über dem langjährigen Schnitt. Im Burgenland gab es bisher im April mehr als doppelt so viel Niederschlag als im Mittel. Davon profitierte auch der mittlere Wasserstand des Neusiedler Sees, der aktuell mehr als 30 Zentimeter über dem bisherigen Rekordnegativwert aus dem Vorjahr liegt. Doch nicht überall war der heurige April feuchter als in den vergangenen Jahrzehnten. Im Grazer Umland und vor allem im Waldviertel wurde etwa weniger Niederschlag registriert.
Die österreichweite Abweichung relativiert sich zudem im Vergleich zum Zeitraum 1961 bis 1990, als im April nur 18 Prozent weniger Niederschlag gemessen wurde als im heurigen April. Der Vergleich mit den Jahrzehnten danach zeigt, dass es in Österreich nicht nur immer wärmer, sondern auch immer trockener wird. Sowohl Trockenheit als auch Starkregen oder starker Schneefall sind Extremwetterereignisse, die durch den Klimawandel verstärkt auftreten.
Österreich von Klimawandel besonders betroffen
Abgesehen von regionalen und saisonalen Schwankungen ist der globale Klimatrend alarmierend: Ungeachtet eines kühleren Jänners und des relativ späten Schneefalls im April startete 2024 laut Daten des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus wärmer als jedes der 83 Jahre davor. Im Februar wurde eine Spitze von 1,8 Grad Celsius über der Nulllinie der vorindustriellen Periode 1850-1900 erreicht.
Laut Climate Change Center Austria (CCCA) ist Österreich von der Erderwärmung besonders betroffen. In einem Fact Sheet aus 2021 schreibt das CCCA, dass sie in Österreich mit rund zwei Grad Celsius seit dem Zeitraum 1850-1900 etwa doppelt so hoch ausfällt wie global.
Der menschengemachte Klimawandel ist durch zahlreiche Forschungsergebnisse belegt. Auch der heurige April wird entsprechende Daten liefern. Der Blick zurück nach Österreich zeigt, dass die ungewöhnliche Kaltfront bereits wieder vorüber ist: Noch vor Ende des Monats werden die Temperaturen wieder an der 30-Grad-Marke kratzen.
(APA/Red)