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Klima-Demos in ganz Österreich: Größter Protest in Wien geplant

Am Freitag finden in ganz Österreich zahlreiche Klima-Demos statt.
Am Freitag finden in ganz Österreich zahlreiche Klima-Demos statt. ©APA/AFP/dpa/ROLAND WEIHRAUCH
In Österreich hat die Organisation "FridaysForFuture" in fast allen Landeshauptstädten zu Schulstreiks und Demos ausgerufen. Die größte Klima-Demo wird in Wien stattfinden.
Kein Entschuldigungsgrund für Schüler
Klima-Demo am Freitag in Wien

Die internationalen Proteste wurden von der schwedischen Schülerin Greta Thunberg ausgelöst.

90 Länder nehmen an Klima-Demos weltweit teil

Thunberg begann im August 2018 damit, vor dem Parlament in Stockholm für einen stärkeren Einsatz Schwedens gegen den Klimawandel zu demonstrieren. Ihr “Schulstreik fürs Klima” fand tausende Nachahmer in aller Welt, die 16-Jährige selbst wurde zum Gesicht der internationalen Klimaschutzbewegung. Am Freitag soll das bisher größte Zeichen gesetzt werden – 90 Länder nehmen teil, wie die Organisatoren von “FridaysForFuture”. “90 Länder nehmen teil, hier wird Geschichte geschrieben”, meinte Organisatorin Katharina Rogenhofer.

An sich gibt es in Österreich kein Streikrecht für Schüler, es kann ihnen vom Klassenvorstand oder Direktor jedoch ein “Fernbleiben aus wichtigen Gründen” erlaubt werden. Während ein Besuch der Klima-Demo in den Bildungsdirektionen in Wien, Niederösterreich, Salzburg und Vorarlberg jedenfalls als ungerechtfertigtes Fernbleiben gesehen wird, wollen die übrigen Bundesländer die Schulen entscheiden lassen.

Klima-Demo am Wiener Heldenplatz

Die größte Demonstration im Rahmen der Protestaktion “FridaysForFuture” findet in Wien statt. Zwischen 10.00 und 11.00 Uhr treffen die Teilnehmer einander an fünf zentralen Punkten und zwar Hamerlingplatz, Wien-Mitte, Schottentor, Karlsplatz und Mariahilferstraße (Höhe Stiftskirche). Dann geht es zur Großkundgebung auf den Heldenplatz ab 13.00 Uhr. “Danach ziehen wir durch die Innenstadt, vorbei an zentralen politischen Punkten, die wir mit unserem Protest direkt ansprechen und zum Handeln auffordern”, hieß es seitens der Organisatoren. Das Ende ist für 15.00 Uhr geplant.

In der Steiermark ruft die Kommunistische Jugend Graz um 10.00 Uhr alle Schüler, Lehrpersonal und Studierende auf, sich am Klimastreik zu beteiligen. Treffpunkt ist am Südtiroler Platz, danach führt ein Demonstrationszug über den Tummelplatz zum Freiheitsplatz, wo die Abschlusskundgebung stattfinden wird. Am Abend wird auch noch zu einem “Lichtermeer fürs Klima” geladen. Dieses findet ab 18.30 Uhr am Tummelplatz statt. Eine Aktion gibt es auch in Fürstenfeld

Auch in Linz streiken und marschieren am Freitag Schüler für das Klima. Treffpunkt ist um 11.00 Uhr am Hauptplatz. Der Demozug führt vom Hauptplatz über die Innenstadt bis zum Landhaus. Laut Polizei ist die Veranstaltung für 500 bis 1.000 Schüler angemeldet. Seitens der Exekutive gab es bereits im Vorfeld Lob für die Veranstalter: Sie würden sich äußerst korrekt an alle Bestimmungen zur Anmeldung halten.

Der oberösterreichische Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) hat unterdessen am Mittwoch an Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) appelliert, Schülern bundesweit die Teilnahme an Demos für Klimaschutz ohne Sanktionen zu ermöglichen. “In jedem Bundesland wird die Situation von den Schulbehörden unterschiedlich bewertet, es herrscht in den Schulen und bei den Betroffenen zum Teil starke Verunsicherung”, so Anschober. Wenn sich Jugendliche für ihre Zukunft und die des Planeten engagieren, solle man das unterstützen und nicht bestrafen.

In Salzburg geb es bereits mehrere “Fridays for Future”-Demos

In Salzburg haben zwei Schwestern aus Radstadt bereits Anfang Februar in der Landeshauptstadt erstmals eine “Fridays for Future”-Demonstration organisiert. Weil sich Staaten und Regierungen nur halbherzig oder gar nicht um den Klimaschutz bemühen, müsse man dem Anliegen eben “von unten” Aufmerksamkeit verschaffen. Rund 150 Schüler folgten damals dem Aufruf zum Streik. Seitdem hat es jede Woche eine Kundgebung in der Stadt gegeben. Am Freitag sollen die Schüler- und Studentenproteste nun den bisherigen Rahmen deutlich sprengen. Zwei Demonstrationszüge, einer vom Hauptbahnhof, der andere vom Unipark Nonntal, werden sich um 11.55 Uhr (“fünf vor zwölf”) gleichzeitig Richtung Residenzplatz aufmachen. Dort findet ab 13.00 Uhr eine große Kundgebung statt. Die Initiatorinnen rechnen mit 800 bis 1.000 Teilnehmern.

In der Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz führt die Demonstration für das Weltklima vom Vorplatz der Vorarlberger Landes-Versicherung (Start: 9.00 Uhr) zum Landhaus, wo um 10.00 Uhr Kundgebungen von “Schülern, Lehrern und Vertretern der Wissenschaft” auf dem Programm stehen, wie Alexandra Seybal von der Aktion kritischer Schüler auf APA-Anfrage erklärte. Dort wird um fünf Minuten vor zwölf Uhr auch die Schlusskundgebung stattfinden, “weil es fünf vor Zwölf fürs Klima ist”, wie Seybal sagte.

Obwohl in Vorarlberg die Teilnahme an der Demo offiziell kein Grund ist, vom Schulunterricht fernzubleiben, rechnete Seybal mit mindestens 500 Teilnehmern. “Warum sollen wir in die Schule gehen, wenn es keine Zukunft mehr gibt, für die wir lernen können?”, verstand Seybal diese Regelung nicht und verwies auf andere Handhabungen in anderen Bundesländern.

In Kärnten sind am Freitag gleich zwei Demonstrationen geplant: in Klagenfurt und in Villach. Die AKS (Aktion kritischer Schüler) hat die Demonstration in der Landeshauptstadt angemeldet, hieß es von der Polizei – laut der Anmeldung rechnen die Organisatoren mit rund 200 Teilnehmern. Die Schüler treffen sich um 12.00 Uhr am Alten Platz, um 15.00 Uhr soll die Kundgebung am Neuen Platz zu Ende gehen. Auch in Villach wurde eine Demonstration mit rund 100 Teilnehmern angemeldet – sie soll ebenfalls um 12.00 Uhr beginnen. Laut der Internetseite fridaysforfuture.org treffen sich die Teilnehmer vor dem Rathaus.

Bildungsminister Faßmann hat “Verständnis”

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hat “Verständnis” für den Wunsch vieler Schüler, an der Klima-Demo am Freitag teilzunehmen. Man sollte aber die Schulpflicht nicht gegen das Demonstrationsrecht ausspielen, meinte er am Mittwoch vor dem Ministerrat. Mit der derzeitigen rechtlichen Situation ist der Minister “nicht ganz glücklich”.Er finde es positiv, dass sich die junge Generation Gedanken über die Zukunft mache, unterstrich Faßmann. Vielleicht könnte man aber das Demonstrationsrecht auch erst um 13.00 Uhr wahrnehmen, wenn der Unterricht eventuell schon vorbei sei. Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) pflichtete ihm bei. “Grundsätzlich ist jedes Engagement für Klimaschutz zu begrüßen.”

Rechtlich obliegt die Entscheidung, wann Schüler dem Unterricht fernbleiben dürfen, derzeit den Bildungsdirektionen der Länder. Diese hätten auch eine Entscheidung gefällt, “in der typischen föderalen Vielfalt”, verwies der Minister auf die völlig unterschiedliche Handhabung. Er sei damit “nicht ganz glücklich”, aber es handle sich um ein Abbild der rechtlichen Situation.

Bundeskanzler Kurz teilt inhaltliches Anliegen

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat in einem Statement die Klima-Demos am Freitag positiv bewertet. “Es ist wichtig, dass gerade junge Leute eine Meinung haben, mitreden und mitgestalten wollen. Ich freue mich immer, wenn junge Menschen ihre Stimme erheben. Insbesondere dann, wenn ich das inhaltliche Anliegen teile”, so der Bundeskanzler am Donnerstag.

Kurz finde es gut, dass Schülerinnen und Schüler in einer weltweit vernetzten Aktion auf den Klimaschutz hinweisen. “Das ist in einer Zeit umso wichtiger, wenn der internationale Schulterschluss gegen den Klimawandel gefährdet ist und es einzelne Staaten gibt, die bereits geschlossene internationalen Vereinbarungen nicht einhalten. Gerade deshalb sehe ich die Demonstrationen am Freitag als Ausdruck einer meinungsstarken jungen Generation. Neben der Demo als öffentliches Zeichen, sehe ich auch die Notwendigkeit nach mehr Bewusstseinsbildung und Verhaltensänderung. So soll auch im Unterricht vermehrt auf den Klimaschutz eingegangen werden, damit auch jeder selbst einen Beitrag leisten kann”, hieß es in dem Statement.

AKS organisiert Sammelpunkte in Niederösterreich

Die Aktion kritischer Schüler_innen (AKS) Niederösterreich hat angekündigt, zum Klimastreik am Freitag mehrere Sammelpunkte für Schüler zu organisieren. Aus Amstetten, Hollabrunn, Krems, Mödling, St. Pölten und Wiener Neustadt soll es demnach gemeinsame Zugfahrten zur Großdemo in Wien geben.

“Wir sorgen dafür, dass auch wirklich niemand übersieht wie bewusst die ‘politikverdrossene’ Jugend handelt”, betonte AKS-Landesvorsitzende Sanea Hertlein in einer Aussendung. “Wir haben uns dazu entschlossen, keine eigene Kundgebung in Niederösterreich zu veranstalten.” Daher erfolge die Teilnahme an der Großdemo in Wien. Die niederösterreichischen Schülerinnen und Schüler würden zum Treffpunkt auf der Mariahilferstraße fahren, teilte AKS-Landesgeschäftsführer Fabian Schweiger mit.

(APA/Red)

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