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Klien: Der Respekt fährt mit

Am Wochenende steht in der Formel 1 der Grand Prix in Monza auf dem Programm. Christian Klien erklärt hier die Besonderheiten der Hochgeschwindig­keits­strecke.

Wenn du als Fahrer nach Monza kommst hast du zwangsläufig Respekt. Nirgendwo sonst klaffen Speed und Sicherheitsstandards heute so auseinander. In meinem ersten Formel 1‐Jahr sind wir hier auf der langen Geraden reihenweise über 370 km/h gefahren. Im Cockpit spürst du den Unterschied zwischen 330 und 370 nicht sofort, weil du in diesem langen Schlauch vorbei an den Tribünen immer nur die nächste Kurve fixierst. Wenn du aber links oder rechts aus dem Cockpit schaust, dann denkst du dir schon “Hoppla, ist schon verdammt schnell hier!”

Heute haben wir statt V10‐Motoren mit 900 PS die Achtzylinder mit etwa 750 PS. Im selben Aero‐Trim hat das die Topspeeds in Monza um gute 20 km/h gesenkt. Im hinteren Teil der Strecke vor der Ascari‐Schikane wird‘s bei 330 km/h saueng. Die massiven Ziegelmauern im Königlichen Park stehen dort schon seit der Zwischenkriegszeit. Und der Efeu auf den Mauern hat schon Nuvolari und Rosemeyer beim Fahren zugesehen. Einen Defekt solltest du dort eher nicht haben.

Ich kenne keinen Fahrer, der sich in den ersten Runden nicht erst langsam an dieses Gefühl gewöhnen muss. Auch in den GPDA‐Meetings ist die Sicherheit in Monza immer ein Thema. Persönlich bin ich gespannt, wie die Parabolica ohne Traktionskontrolle funktionieren wird. Die Kurve ist tückisch. Sie ist am Eingang eng und macht dann weit auf. Das heißt, man muss sehr früh aufs Gas, um ordentlich Tempo mitzunehmen. Bis zum letzten Jahr konntest du da einfach voll aufs Gas und die Elektronik hat den Rest erledigt. Heuer heißt es aufpassen, denn man kann leicht ins Rutschen geraten. Und wenn man es übertreibt ist links nicht mal ein Randstein, sondern das Kiesbett. Die Parabolica wird der ultimative Test, wer noch einen sensiblen Hintern hat.

Bemerkenswertes zum Monza‐Rennen

• Mark Webber hält mit 372 km/h in Monza den inoffiziellen Speed‐Rekord der Formel 1. Er löste 2005 Antonio Pizzonias 370 km/h ab. Im Vorjahr war mein BMW Sauber F1 Team‐Kollege Robert Kubica mit 351,7 km/h der schnellste Mann. Alle übrigens mit einem BMW‐Motor im Heck!

• Monza bedeutet für mich als Testfahrer Schwerstarbeit im Paddock Club. Den Klassiker lässt sich kein Sponsor entgehen. So lerne ich viele unserer Unterstützer persönlich kennen und kann ihnen ein paar Insider‐Informationen über die Formel 1 vermitteln. Schon beim Testen in Monza vor zwei Wochen hatten wir sage und schreibe 450 VIP‐Gäste an drei Tagen.

• Monza ist mit 280km Entfernung die geografisch nächste Strecke zu Vorarlberg. Jedes Jahr findet man hier tausende Österreicher im Publikum. Trotzdem bin ich bis zur Formel 1 hier nie gefahren. Der wichtigste Tipp für ein Wochenende: Die Kreditkarte gut festhalten, denn bei Familienausflügen finden die Frauen in Mailand immer etwas, das sie unbedingt brauchen.

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