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LAbg. Nadine Kasper und Nadine Dunst-Ender (Grünes Forum Rankweil) gehen gegen Hass im Netz und Sexismus vor.
LAbg. Nadine Kasper und Nadine Dunst-Ender (Grünes Forum Rankweil) gehen gegen Hass im Netz und Sexismus vor. ©handout

"Kleiner Busen, große Hände und von Politik keine Ahnung!"

Sexismus, Hass im Netz und „Dick Pics“. So wurden Landtagsabgeordnete Nadine Kasper und Nadine Dunst-Ender (Grüne Rankweil) schon belästigt. Jetzt nehmen beide Stellung.
Dick Pics

Spätestens mit Joko und Klaas „Männerwelten“ dürfte Alltagssexismus und Belästigung von Frauen on- und offline so ziemlich allen ein Begriff sein und zum Nachdenken anregen. Dass man hierzu weder berühmt, noch in einer Großstadt zuhause sein muss, bestätigen Nadine Kasper und Nadine Ender-Dunst. Beide setzen sich offenkundig für Feminismus, Kinderbetreuung und Gleichstellung ein, sind politisch aktiv, beide grün. Nadine Kasper aus Vandans sowohl in der Gemeindepolitik wie auch im Landtag und Nadine Dunst-Ender zukünftig in der Rankweiler Gemeindepolitik sowie im Frauennetzwerk Vorarlberg. Beide sprechen Alltagssexismus auf ihren Socialmedia-Kanälen offen an und kriegen hierzu einiges um die Ohren gehauen. „Dabei ist die Masche meistens dieselbe, ob du nun Paulina Rojinski, Greta Thunberg, Angela Merkel oder einfach nur eine Nadine aus dem Ländle bist, ist dabei völlig unerheblich“, erzählt Dunst-Ender. „Wenn du als Frau deine Meinung öffentlich kundtust, läuft es immer so ab: Zuerst mal wirst du belächelt, wenn du es dann mit Nachdruck wiederholst, heißt es, ,wie die rumnörgelt‘. Oder: ,Die hat keine Ahnung, ist die dumm, dämlich‘. Irgendwann kommt das Aussehen ins Spiel. Wer es speziell gemein machen will, schickt noch eine anzügliche Beleidigung hinterher.“

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„Dick Pics“ an Nadine Kasper

„Oder ein ,Dick Pic‘“ ergänzt Kasper. „Ein Mann hat mir auf  Facebook über Tage hinweg geschrieben, ich habe zuerst nicht reagiert. Er hat dann gefragt, ob er Fotos schicken kann. Das habe ich dann nachdrücklich verneint! Es hielt ihn aber nicht davon ab, mir weiter zu schreiben und ,Dick Pics‘ zu senden“. Ein hartes Stück. „Auch die Tatsache, dass der Tatbestand des Cyber-Stalkings erst dann erfüllt ist, wenn du dich quasi über einen längeren Zeitraum belästigen lässt. Ich habe den Besitzer des Stücks auf Facebook also zu früh blockiert“, ergänzt Kasper. Und als Rückmeldung auf meine Veröffentlichung der ,Dick Pic‘-Sache kriegte ich unter anderem folgendes zugeschickt: ,Was ist jetzt daran doch schlimm und furchtbar, bitte? Du selber als Frau schluckst auch Sperma und lässt dich besamen und was weiß Gott was alles.‘“ Das ist längst nicht alles, was Kasper im Netz erlebt: „Ach, da gibt es unzählige Beispiele: Zum Beispiel: ,Eine wie Sie, die vier Kinder und zuhause genug Arbeit hat.‘ Ich hab zwar drei Kinder und bin im Landtag tätig, aber so genau nehme ich das nicht“, lacht sie. ,Kümmern Sie sich besser um Ihre Familie. Kleiner Busen, große Hände und von Politik keine Ahnung. Was die grüne Kasper angeht, die soll sich um ihre Kinder kümmern.‘“

Alltagssexismus und Vorurteile

In Dunst-Enders Blog kackmom.life schreibt sie über eigene Fauxpas, die ihr als Mama passieren. „Das finden die meisten witzig, doch seit ich auch Sexismus-Mist thematisiere, geht es sowohl online wie auch offline ganz schön rund. Das geht von ,Ja entweder will die Frau nun Karriere oder Familie, da muss sie sich halt entscheiden‘ bis zu  ,Ein Kind gehört nunmal zur Mutter‘ oder ,Ein Mann muss doch keine Wäsche waschen‘ und ,Schau die mal an, die sieht ja aus wie ein Mann‘. Gähn, in welchem Jahrhundert leben wir denn?“ Apropos Mann, auch die jeweiligen Ehemänner kriegen es mittlerweile ganz schön ab. „Die werden als Waschlappen betitelt.“ Eine Beleidigung, die die beiden Nadines schon sichtlich langweilt.

Hass im Netz gegen Frauen, made im Ländle, stoppen!

„Es wäre dringend an der Zeit, dass die Gesetze verschärft werden. Es muss eine einfache Möglichkeit geben, hier durchgreifen zu können. Sich ,länger belästigen lassen‘, ist definitiv nicht die Lösung“, sind sich Kasper und Dunst-Ender einig.

Zu sehen gibt’s die Beleidigungen, mit denen die Nadines konfrontiert vorerst auf dem YouTube-Kanal „NINs 1 bis 15 Minuten“ sowie auf ihren Facebook-Seiten. Wer ebenfalls von Alltagssexismus und/oder Belästigung betroffen ist, und dem Thema Hass im Netz gegen Frauen – made im Ländle – entgegenwirken möchte, kann sich an nadine­­­@happycoaching.at oder nadine.kasper@gruene.at wenden. (WANN&WO)

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