“Wir haben uns immer bewusst dazu entschieden, die Form des Liebesliedes zu wählen”, zeigt Klee-Sängerin Suzie Kerstgens keine Scheu, diesen Aspekt auch dezidiert auszusprechen.
Die Band widmet sich damit einem Genre, das sich zumindest im deutschen Sprachraum gerne aus dem reichen Fundus der Plattitüden und Klischees bedient. “Mir tut es eigentlich ein bisschen leid, dass die klare Aussprache dieses Themas so verkümmert, verhunzt und verwaschen wurde, dass es komplett einem musikalischen Metier überlassen wurde. Das finde ich schade. Ich möchte ruhigen Gewissens, ohne banal und kitschig zu klingen, ehrlich und ernsthaft sagen können ‘Ich liebe dich'”, bringt Kerstgens die Bürde, die dem deutschsprachigen Popsong im Umgang mit Emotionen anhaftet, auf den Punkt.
Es geht aber auch anders. 2006, im selben Jahr als Klee mit Ihrem dritten Album “Zwischen Himmel und Erde” (noch beim Ministry Of Sound-Label) ihren bisher größten kommerziellen Erfolg mit dem Erreichen der Top 20 in ihrer Heimat Deutschland feiern konnte, brachte man auch eine zum Teil englischsprachige Version des Vorgängers “Jelängerjelieber” unter dem Titel “Honeysuckle” in den USA heraus. Und die 2001 gegründete Band bekam jenseits des Atlantiks positive Rezensionen auf renommierten, durchaus nicht dem Kommerz zugewandten Internetportalen wie Pitchfork. “Drei Stücke wurden ins Englische übersetzt. Lustig war, dass der Rest des Albums erst gar nicht als andere Sprache wahrgenommen wurde. Es gab in den USA ganz andere Bewertungssysteme. Man wurde ernster genommen mit dem was man machte. Das war schon ganz toll”, erinnert sich die 37-Jährige. Im deutschsprachigen Raum sei Pop immer noch exotisch und mit Zwängen und Pflichten verbunden, auch wenn sich das langsam ändere: “Man muss dieses Diktat dieses künstlerischen Anspruchs aufbrechen – das muss man wegspülen”.
Der musikalische Anspruch der Band steht ohnehin der britischen Prägung des Pop aus der Ära The Smiths & Co. näher. War das Debüt-Album “Unverwundbar” (2003) noch recht elektronisch, wurde der Klee-Sound mit den Jahren immer organischer. Mit “Zwischen Himmel und Erde” sieht Kerstgens den ersten Schritt zum erwünschten Stil verwirklicht, der jetzt mit dem neuen Werk sozusagen perfektioniert wurde: “Das war schon so beim letzten Album, dass es die ersten Gehversuche waren, den neuen Sound zu finden – jetzt ist er glaub ich auch wirklich da.” Für sie ist es ” das selbstbewussteste Album, das wir je gemacht haben”, und erstmals sieht sie darin das Ideal erreicht, dass “Form und Inhalt konform gehen”.
Dass es auch auf “Berge versetzen” den inzwischen schon gewohnten Gegensatz von emotionalen und hedonistischen Songs gibt, ist für Kerstgens sozusagen ein Spiegelbild ihres eigenen Charakters. “Ich bin Verfechter und Befürworter der Ambivalenz.” Eine Botschaft, die von der ersten Single “Zwei Herzen” transportiert wird: “Sie ist eine Hymne an die persönliche Freiheit, in der es darum geht, vermeintliche Widersprüche zuzulassen.” Klee decken per Eigendefinition beides ab: “Es gibt spielerische, kokette hedonistische Aspekte, wie es wirklich ernsthafte, reflektive Momente gibt”. Und “es wäre schon schön, wenn wir das mit so vielen Leuten wie möglich teilen können”, hofft Suzie Kerstgens dabei auch auf Zuspruch bei den potenziellen Käufern.
Suzie im Interview:
Vom neuen Album: Klee – “2 Herzen”