Klassenzimmer trifft Altersheim

Lustenau. Alles ist schon vorbereitet für den wöchentlichen Besuch der Erstklässler der Volksschule Rheindorf im Seniorenhaus Hasenfeld. Die Bewohnerinnen und Bewohner warten voller Vorfreude auf ihren jungen Besuch. „Jeden Montagnachmittag kommt eine der drei ersten Klassen zu uns. Unsere Bewohner warten mit großer Freude auf die Kinder“, sagt Judith Peter, Koordinatorin für Betreuung und Freiwilligenarbeit im Seniorenhaus Hasenfeld.
Berührungsängste abbauen
„Ich habe nachgedacht, wie ich regelmäßig Kinder zu uns ins Haus bringen könnte, denn Kinder bewirken so viel bei den Bewohnerinnen und Bewohner“, erzählt sie. Zeitgleich habe sich die Volksschule Rheindorf bei ihr gemeldet, denn auch sie wollten den Kindern das Leben der Senioren näherbringen. Und so wurde bereits vor Ostern der Startschuss für die wöchentlichen Treffen bei den Senioren gelegt. „Die Kinder sind begeistert und fragen immer, wann wir wieder ins Seniorenhaus gehen“, freut sich Christina Neururer, Klassenlehrerin der 1b.
Polonaise mit dem Rollstuhl
„Wir haben uns schon sehr auf euch gefreut“, begrüßt Judith Peter die Kinder im Namen der Seniorenhausbewohner. Vergangene Woche hat die Parallelklasse das Wälderbähnle mit ihnen gesungen. Die 1b-Klasse sang diese Woche das Lied „Kopf, Schulter, Knie und Fuß“ auf Deutsch, Englisch und auf Türkisch und motivierte die Bewohner sogar zum Mitmachen. Dann fragte Judith Peter die Kinder, ob sie noch wissen, was das für Stühle in der Mitte des Raumes sind. Dort befanden sich ein Rollstuhl, ein Toilettenstuhl sowie ein Rollator. Alle drei waren mit Luftballons verziert und wurden den Kindern nochmals genau erklärt. Dann kam das Highlight für viele. Jedes Kind durfte eine Bewohnerin oder einen Bewohner im Rollstuhl durch einen kleinen Parcours im Haus schieben. Zur Polonaise-Musik setzte sich ein regelrechter Rollstuhl-Zug an Kindern uns Senioren in Bewegung. „Das macht viel Spaß. Man muss sich schon konzentrieren, ist aber ganz leicht“, erzählt die Erstklässlerin Luna. Und auch Bewohnerin Luzie, die von Lars und Noah geschoben wurde, fand, dass das die Kinder sehr gut machen. Sie genoss die Fahrt mit ihnen.
Voneinander lernen
„Es ist toll hier. Ich fühle mich wohl im Seniorenhaus“, sagt die Schülerin Lavinia. Für Judith Peter ein für sie bestätigender Moment. „Das Altersheim soll für die Kinder ein lebendiger Ort sein.“ Das die gemeinsame Zeit erste Früchte trägt, können Judith Peter und die Lehrerinnen bereits erkennen. „Die Schüler kommen gerne. Und sehen auch, dass Altern zum Leben dazu gehört. Zudem lernen sie, dass sie vorsichtig und rücksichtsvoll mit ihnen umgehen müssen“, so Christina Neururer. Judith Peter berührt es jedes Mal aufs Neue, wenn sich die Kinder am Ende des Nachmittags von den Senioren verabschieden. „Per Handschlag wird jede und jeder verabschiedet. Der Moment, wenn sie sich in die Augen schauen, ist unbeschreiblich schön.“
Ehrenamtliche unersetzlich
Damit diese Treffen überhaupt stattfinden können, ist Judith Peter auf die Hilfe vieler Ehrenamtlicher angewiesen. „Sie helfen uns und sind bei diesen Treffen für die Senioren eine wichtige Stütze“, so Peter. Eine Dame fährt jedes Mal mit dem Bus zu den Volksschülern, hilft ihnen bei der Anreise, unterstützt die Kinder und die Lehrperson und begleitet sie danach wieder mit dem Bus zur Schule. Eine Hilfe, die unersetzlich ist und von den Kindern wie den Senioren mit großem Dank belohnt wird. Bis Ende des Schuljahres wird dieses Projekt fortgesetzt. Ein großer Wunsch von Judith Peter ist es, dass es im Herbst in ähnlicher Form weitergeht. Bvs