AA

Kirgisien: Präsident Akajew bestreitet Rücktritt

Der Sturz der kirgisischen Regierung hat in dem Land Ausschreitungen, Plünderungen, Chaos und nicht zuletzt einen Machtkampf der politischen Lager ausgelöst.

Während der gestürzte Präsident Akajew seinen Rücktritt bestritt, hat sich der Oppositionspolitiker Bakijew längst in sein Amt gehievt und für Juni gleich eine Präsidentschaftswahl anberaumt.

Akajew warf nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur ITAR-Tass der Opposition vor, gegen die Verfassung eine neue Staatsführung eingesetzt zu haben. „Gerüchte über meinen Rücktritt vom Präsidentenamt sind falsch“, zitierte die Agentur Akajew. „Mein gegenwärtiger Aufenthalt im Ausland ist nur vorübergehend.“

Laut ITAR-Tass bestätigte Akajew am Freitag außerdem, dass er sich außer Landes befinde. Es war aber unklar, von wo der gestürzte Präsident seine Aussagen machte. Zuvor hatte er vom russischen Präsidenten politisches Asyl angeboten bekommen. „Wenn Akajew nach Russland kommen will, werden wir nicht dagegen sein, das ist durchaus möglich“, sagte Putin. Den Putsch in der früheren Sowjetrepublik bezeichnete Putin als „völlig illegitim“.

Nach vorläufigen Angaben wurden bei den Unruhen drei Menschen getötet und Hunderte verletzt. Es kam zu massiven Plünderungen. Zahlreiche Geschäfte wurden in der Nacht zum Freitag ausgeraubt, einige von ihnen gingen in Flammen auf. Die Armee wurde in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.

Im kirgisischen Parlament debattierten die Abgeordneten über die Machtaufteilung. Die Parlamentarier wollen nach eigenen Angaben noch am Freitag die Zusammensetzung der neuen Regierung beschließen. Beobachter sprachen von einer undurchsichtigen politischen Lage. Es zeichne sich ein Machtkampf zwischen dem aus dem Süden Kirgisiens stammenden Ex-Regierungschef Bakijew und Felix Kulow ab. Der frühere Geheimdienstchef Kulow war erst am Freitag aus der Haft entlassen und zum Sicherheitschef berufen worden.

STICHWORT: Kirgisien

Die zentralasiatische Republik Kirgisien ist mit 198.500 Quadratkilometern etwa halb so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Das Hochgebirgsland grenzt im Norden an Kasachstan, im Südosten an China, im Süden an Tadschikistan und im Westen an Usbekistan. Die aus einer alten Karawanenstation hervorgegangene Hauptstadt Bischkek ist mit etwa 766.000 Einwohnern die größte Stadt des Landes. Bischkek wurde 1878 gegründet und hieß von 1926 bis zur Unabhängigkeit 1991 Frunse. Ausgedehnte Grünflächen und sowjetische Prunkbauten prägen das Bild der Reißbrettstadt.

Die Verfassung Kirgisiens orientiert sich an westlichen Vorbildern und sieht Gewaltenteilung vor. Staatspräsident Askar Akajew ist seit Bestehen der unabhängigen Republik im Amt. Seine ohnehin starke Stellung wurde 1998 weiter ausgebaut. Galt Kirgisien zunächst als liberalstes Land Zentralasiens, schlug Akajew in den vergangenen Jahren einen zunehmend autoritären Kurs ein. Er begründete das mit dem Kampf gegen islamistische Extremisten.

Die Mehrheit der knapp fünf Millionen Kirgisen bekennt sich zum sunnitischen Islam. Nachdem das Land die Unabhängigkeit von der Sowjetunion erlangt hatte, wanderten die meisten der rund 100.000 Deutschstämmigen nach Deutschland aus. Kirgisien ist ein sehr armes Land. Trotz der Gebirgslage ist die Landwirtschaft der wichtigste Wirtschaftszweig.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Kirgisien: Präsident Akajew bestreitet Rücktritt
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.