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Kinderspiel Erziehung

Jan-Uwe Rogge sorgte bei seinem Vortrag im Sonnenbergsaal für viel zustimmendes Kopfnicken von Seiten der zahlreich erschienen Eltern.
Jan-Uwe Rogge sorgte bei seinem Vortrag im Sonnenbergsaal für viel zustimmendes Kopfnicken von Seiten der zahlreich erschienen Eltern. ©JW
Nüziders. (jw) Erziehungberater Jan-Uwe Rogge sprch mit der VN-Heimat über die neuen Herausforderungen der Elternschaft, was er vom Phänomen Regretting motherhood hält und was Erziehung für ihn bedeutet.
Vortrag Jan-Uwe Rogge

Vor kurzem gastierte der renommierte Erziehungsexperte Jan-Uwe Rogge im Rahmen der Kultur.Leben Veranstaltungsreihe im Sonnenbergsaal in Nüziders. Dabei gab er unter dem Motto „Raben sind die besseren Eltern“ auf unterhaltsame und unkonventionelle Weise Einblick in seine Arbeit als Erziehungsberater und thematisierte den einen und anderen Stolperstein, der Eltern im Laufe ihrer Erziehungsarbeit vor die Füße fällt. Im Vorab-Interview mit der VN-Heimat sprach Jan-Uwe Rogge über die neuen Herausforderungen der Elternschaft, was er vom Phänomen Regretting motherhood hält und was Erziehung für ihn bedeutet.

VN: Herr Rogge, denken Sie, dass die zunehmende Digitalisierung und der Trend zur Selbstoptimierung die Eltern vor neue Herausforderungen stellen bzw. auch einen gewissen Druck aufbauen?

Jan-Uwe Rogge: Natürlich, was für eine Frage. All diese Schlagworte bringen uns allerdings nicht weiter. Wir sollten vielmehr hinter die Dinge schauen, so wie es Kinder machen. Kinder geben sich nicht mit der Oberfläche zufrieden. Zudem sollte man nie ein Kind mit einem anderen vergleichen. Jeder von uns bekommt genau das Kind, das er braucht.

VN: Im Lauf der Elternschaft gibt es viele Tretmienenfelder, die es halbwegs unbeschadet zu umgehen gilt. Was ist aus Ihrer Sicht ein absolutes No-go im Bereich Erziehung?

Jan-Uwe Rogge: Für mich ist es essentiell, dass man Kinder so annimmt, wie sie sind. Die Persönlichkeit der Kinder soll von den Eltern wahrgenommen werden. Ein weiteres No-go aus meiner Sicht ist, wenn man vorgibt alles im Griff zu haben, alles kontrollieren zu können. Kinder mögen Eltern, die auch einmal ausflippen und zugeben können, dass eben nicht immer alles perfekt läuft. Zudem sollte man auch erkennen, dass Erziehung auf Wechselseitigkeit beruht. Also nicht, dass einer die Richtung vorgibt und alle anderen müssen folgen, sondern eine Ausgeglichenheit herrscht.

VN: Was halten Sie vom aufkeimenden Phänomen Regretting motherhood?

Jan-Uwe Rogge: Wir konzentrieren uns zu stark auf die Extreme in unserer Gesellschaft. Auf der einen Seite die Helikopter-Eltern, auf der anderen Seite emotional verwahrloste Kinder. Wir brauchen v.a. Eltern, die sich Mühe geben. Erziehung bedeutet eben auch Arbeit. Mir ist es wichtig, dass ich die Eltern bei meinen Seminaren und Vorträgen emotional erreiche.

VN: Was bedeutet für Sie Erziehung?

Jan-Uwe Rogge: Erziehung ist für mich Lachen können, nicht immer alles so schwer zu nehmen, sondern eine gewisse Leichtigkeit im Umgang mit sich selbst und mit den Kindern zu leben. Selbstliebe, sich so akzeptieren wie man ist, ist dabei ein wesentlicher Faktor. Erziehung heißt auch Vorbild sein. Kinder wollen Klarheit und Deutlichkeit. Erziehung bedeutet für mich v.a. leben, vorzuleben und nicht immer so viel zu labern.

VN: Zum Abschluss noch eine letzte Frage: Warum sind Raben denn nun die besseren Eltern?

Jan-Uwe Rogge: Raben sind die besseren Eltern weil sie auch einmal Fehler machen. Und sie die Kinder, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, loslassen.

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