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Kinderpsychiatrie an Klinik Hietzing könnte Wochenklinik werden

Die Abteilung in Hietzing könnte ab Juli zu einer Wochenklinik werden.
Die Abteilung in Hietzing könnte ab Juli zu einer Wochenklinik werden. ©APA/Georg Hochmuth
Die Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Klinik Hietzing soll laut Medienberichten wegen Personalmangels ab Juli übers Wochenende zusperren.

Laut Wiener Gesundheitsverbund Wigev sei eine Wochenklinik "ein mögliches Szenario". Die Umwandlung würde bedeuten, dass stationär aufgenommene Patientinnen und Patienten vor dem Wochenende entlassen oder transferiert werden müssten, berichtet die Tageszeitung "Der Standard" (Dienstagsausgabe).

Debatte um Personalmangel in der Kinderpsychiatrie in Wien-Hietzing

Es wäre dann nur mehr eine bettenführende Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie in ganz Wien auch am Wochenende offen, jene im AKH, die schon jetzt als sehr stark ausgelastet gilt. Transfers wären auch in sogenannte transitionspsychiatrische Abteilungen möglich - Stationen für Jugendliche ab 16 und junge Erwachsene. Solche existieren in Hietzing und Floridsdorf. Zusätzlich gibt es die Kinder- und Jugend-Psychosomatik der Klinik Ottakring.

Nach Informationen der Zeitung werden demnächst nur mehr vier Fachärztinnen bzw. -ärzte (Vollzeitäquivalente) an der Abteilung in Hietzing tätig sein. Sogar der Betrieb mit Nachtdiensten lediglich unter der Woche wäre damit nur schwer aufrechtzuerhalten. Schon jetzt werden auch externe Ärzte für Nachtdienste eingesetzt, um Engpässe abzufedern. Laut Wigev könnten bei etwaigen weiteren Personalausfällen Fachärztinnen und -ärzte, die über den Psychosozialen Dienst der Stadt angestellt sind, unterstützen.

Gefährdungsanzeige wegen Personalmangels

Wegen Personalmangels sei bereits vor einigen Wochen eine Gefährdungsanzeige verfasst worden, darin habe medizinisches Personal Vorgesetzte vor weiteren Kündigungen und möglichen Gefahren für Patienten und Personal wegen Ressourcenmangels gewarnt. Laut Wigev wurden in Hietzing zuletzt zusätzliche Dienstposten für Pädiatrie und Allgemeinmedizin zur Verfügung gestellt und die Planstellen aufgestockt. Allerdings sei das Patientenaufkommen gestiegen, so der "Standard", nicht nur, aber auch wegen des Anstiegs psychischer Erkrankungen durch die Pandemie. Nun sei aufgrund der Fluchtbewegungen aus der Ukraine vermehrt mit posttraumatischen Belastungsstörungen zu rechnen.

Akuter Fachärztemangel wegen "unterträglicher" Arbeitsbedingungen

An der Klinik Hietzing herrsche akuter Fachärztemangel durch viele Kündigungen angesichts Arbeitsbedingungen, die "dermaßen unerträglich geworden" seien, "dass dort niemand mehr arbeiten möchte", sagte Gerald Gingold, Obmann der Kurie angestellte Ärzte, im Ö1-Mittagsjournal. "Die wenigen Verbleibenden kommen dann für sich an einen Punkt, wo sie sagen, das kann ich nicht mehr mittragen", meinte der Gewerkschafter Edgar Martin. Der Vorsitzende der Hauptgruppe II und sein Team vertreten rund 30.000 younion-Mitglieder im Wiener Gesundheitsverbund.

Umwandlung in Wochenklinik steht zur Debatte

Die zur Diskussion stehende Umwandlung in eine Wochenklinik bezeichnete Martin als "ein Drama", bei der Behandlung gehe es vor allem auch um Beziehungsarbeit. Das Ziel sei ohnehin, die stationäre Vollversorgung in Klinik Hietzing weiterhin aufrecht zu erhalten, hieß es aus dem Büro des Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ). Es wurde auch betont, dass die Kassenplanstellen im niedergelassenen Bereich erhöht wurden, um den stationären Bereich nicht noch weiter zu belasten.

"Die Stadt Wien hat dafür zu sorgen, dass eine adäquate kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung sichergestellt wird. Die Kapazitäten müssen ausgebaut und die Personalressourcen erhöht werden", forderte die Gesundheitssprecherin der Wiener ÖVP, Ingrid Korosec. FPÖ-Wien Gesundheitssprecher Wolfgang Seidl kritisierte: "Es ist schlichtweg eine Verhöhnung der betroffenen Kinder, wenn hier am falschen Platz der Sparstift durch die Stadt angesetzt wird." Projekte wie Home Treatment könnten die Kinderpsychiatrie nicht ersetzen.

Verweis auf Projekt Home Treatment

Der Wigev verweist laut "Standard" auch auf das Projekt Home Treatment als "eine von zahlreichen Initiativen", um die Versorgung zu verbessern. Dabei werden Kinder und Jugendliche vier Tage pro Woche äquivalent zu einer stationären bzw. tagesklinischen Behandlung zu Hause betreut, bisher 20 Kinder und Jugendliche jeweils drei bis sechs Monaten lang. Zwei multiprofessionelle Teams seien im Einsatz, die jeweils fünf Klienten versorgen.

(APA/Red)

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